menu +

Nachrichten



Tallinn (Estland)/Kiel. Am heutigen Samstag endete in Kiel mit einer Schlusskonferenz das multinationale Großmanöver „Baltic Operations 2016“ (BALTOPS 2016). Daran nahmen im Zeitraum 3. bis 18. Juni 45 Schiffe, 60 Luftfahrzeuge und Militärpersonal aus 14 Staaten teil. Die Übung, die auf eine Initiative der U.S. Navy zurückgeht, findet seit 1971 alljährlich in der Ostsee statt. Bei der 44. BALTOPS waren nach Angaben der deutschen Marine mehr als 4000 Soldaten im Einsatz (andere Quellen sprachen von „rund 6100 Soldaten“). Die Übungsleitung hatte Vizeadmiral James G. Foggo, Commander der 6. US-Flotte sowie der Naval Striking and Support Forces der NATO (STRIKFORNATO; Lissabon). Der amerikanische Befehlshaber befand sich mit seinem Führungsstab während BALTOPS 2016 an Bord der „Mount Whitney“, dem Flaggschiff der „Sechsten“.

Praktisches Ziel regelmäßiger Übungen wie „Baltic Operations“ ist es, die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Marinen, besonders im Bereich der militärischen Kommunikation, zu verbessern. Die politische Botschaft, die in diesem Jahr von dem multinationalen Manöver ausging, war eindeutig: die Allianz demonstrierte im Ostseeraum – vor dem Hintergrund der angespannten Lage zwischen dem Westen und Russland – Einheit und Stärke.

Im Übungszeitraum enge diplomatische Kontakte zwischen NATO und Russland

Vizeadmiral Foggo berichtete denn auch bei der letzten Pressekonferenz am gestrigen Freitag in Kiel an Bord der USS „Mount Whitney“, dass der Manöververband ständig von russischen Kriegsschiffen beobachtet worden sei. Ein russisches Flugzeug habe auch mehrere NATO-Schiffe überflogen, dies sei allerdings nicht unerwartet geschehen. Alles in allem hätte sich das russische Militär „zumeist professionell“ verhalten, sagte Foggo. Er wies auch darauf hin, dass es im Übungszeitraum diplomatische Kontakte zwischen NATO und Russland gegeben habe. „Wir standen mit den Russen in Neapel im Dialog.“

Anders liest sich dies am heutigen Samstag übrigens in Sputnik. Das 2014 vom staatlichen russischen Medienunternehmen Rossija Sewodnja gegründete Nachrichtenportal schreibt in einem Onlinebeitrag über das Ostseemanöver der NATO: „Nach Einschätzung des russischen Außenministeriums haben die BALTOPS-Übungen einen destruktiven Charakter und zielen darauf ab, die Spannungen an den Grenzen Russlands anzuheizen.“ Hören wir da etwa Propaganda heraus? …

Vorübergehend amerikanische Langstreckenbomber nach Europa verlegt

Die Großübung, deren Einsatzgebiet sich über die polnische, deutsche und dänische Ostsee erstreckte, hatte am 3. Juni mit der Auftaktkonferenz in Estlands Hauptstadt Tallinn begonnen. An BALTOPS 2016 beteiligten sich folgende NATO-Nationen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Polen und die USA. Hinzu kamen die Partnerländer Finnland und Schweden. Nach Informationen der deutschen Marine war auch Georgien bei BALTOPS 2016 vertreten.

Das Strategische Kommando der USA (Sitz: Offutt Air Force Base im US-Bundesstaat Nebraska) hatte vorübergehend B-52 Langstreckenbomber nach Europa verlegt, die dann an dem Ostseemanöver teilnahmen. Der vom russischen Staat finanzierte Auslandsfernsehsender RT (ehemals Russia Today), den zahlreiche westliche Experten „als Sprachrohr des Kremls“ bezeichnen, zitierte am 3. Juni den Befehlshaber des U.S. Strategic Command (USSTRATCOM), Admiral Cecil D. Haney, mit den Worten: „Die Integration von strategischen Bombern in multinationale Operationen in einer Vielzahl von Szenarien erhöht die Bereitschaft und Fähigkeit der US- sowie NATO-Streitkräfte, die entscheidend für die globale Sicherheit sind.“

Schnellboote aus Warnemünde letztmalig bei Baltic Operations im Einsatz

Die deutsche Marine hatte für BALTOPS 2016 folgende Einheiten ganz oder teilweise abgestellt: Fregatte „Sachsen“, Einsatzgruppenversorger „Berlin“, Tender „Elbe“, Tender „Donau“, Schnellboot S73 „Hermelin“, Schnellboot S75 „Zobel“, Schnellboot S76 „Frettchen“, Schnellboot S80 „Hyäne“, Minenjagdboot „Dillingen“ und Hohlstablenkboot „Siegburg“. Die vier Schnellboote aus Warnemünde nahmen ein letztes Mal an BALTOPS teil. Ein deutscher Seefernaufklärer P-3C Orion war ebenfalls im Einsatz.

Ein besonderer Schwerpunkt der Großübung lag in diesem Jahr auf seegestützten Landungsoperationen an den Küsten Finnlands, Schwedens und Polens. Daran waren auch Marineinfanteristen des in Eckernförde stationierten Seebataillons beteiligt, die an Bord des niederländischen Docklandungsschiffs „Johan de Witt“ untergebracht waren und eng mit den Kameraden der Königlich Niederländischen Marine zusammenarbeiteten.


Zu unserem Bildangebot:
1. Amphibische Landung von Kräften der U.S. Marines am 10. Juni 2016 auf der Insel Utö, Schweden. Die Soldaten waren aus Camp Lejeune (US-Bundesstaat North Carolina) ins BALTOPS-Manövergebiet verlegt worden.
(Foto: America A. Henry/U.S. Navy)

2. Unsere grafische Darstellung zeigt die einzelnen Übungsphasen von BALTOPS 2016 und die Einsatzräume in der südlichen Ostsee.
(Infografik © mediakompakt 06.16)

3. Ustka, Polen – Vizeadmiral James G. Foggo III beantwortete am 16. Juni 2016, dem BALTOPS-Medientag, zahlreiche Fragen der Presse zum diesjährigen Großmanöver der NATO im Ostseeraum.
(Foto: Alyssa Weeks/U.S. Navy)

4. 15 Schiffe aus neun Nationen bei BALTOPS 2016. Die Luftaufnahme zeigt Einheiten aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Litauen, den Niederlanden, Schweden und den USA. Auch Spanien war – im Rahmen des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG1 (Standing NATO Maritime Group 1) – in der Formation vertreten. Die SNMG1 nahm zeitweise an dem multinationalen Manöver in der Ostsee teil.
(Foto: NATO HQ MARCOM)

5. Die Mannschaft der spanischen Fregatte „Méndez Núñez“ am 7. Juni 2016 kurz vor der Seeversorgung durch den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ mit Treibstoff. Die ESPS „Méndez Núñez“ war zu dieser Zeit das Flaggschiff der SNMG1, die sich ebenfalls an BALTOPS 2016 beteiligte.
(Foto: Luis Sánchez Oller/NATO)

6. Demonstration der Geschlossenheit und Stärke bei BALTOPS 2016 – ein US-Langstreckenbomber B-52 über der Ostsee, begleitet von vier F-16 Fighting Falcon der U.S. Air Force, vier schwedischen Saab JAS39 Gripen, zwei polnischen F-16 Fighting Falcon sowie zwei deutschen Eurofighter-Maschinen. Die Aufnahme entstand am 9. Juni 2016.
(Foto: Erin Babis/U.S. Air Force)

Kleines Beitragsbild: Soldaten einer schwedischen Marineeinheit am 12. Juni bei BALTOPS 2016. Die Aufnahme zeigt sie bei einem Übungsszenario auf Utö, einer der Hauptinseln im südlichen Stockholmer Schärengarten.
(Foto: America A. Henry/U.S. Navy)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN