menu +

Nachrichten



Mainz. Radikalislamistische Propaganda – wie die des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) – nutzt professionell die Welt des Web 2.0, um mit Texten, Bildern und Videos für eine menschenverachtende und gewalttätige Weltsicht zu werben. Besonders junge Menschen sind anfällig für die gefährlichen Botschaften der selbst ernannten „Gotteskrieger“. Bei „Dschih@d online“ kommen interkulturelle Gestaltungsweisen und Darstellungsformen zum Einsatz, die auf allen Kontinenten verständlich sind. Radikales Gedankengut und Schockbilder werden mit den modernen affektiven Mitteln der TV-News und des Kinos, der Videospiele und der Musikvideos inszeniert. Wie sich „Dschihadisten“ im Internet und in den Sozialen Medien präsentieren und wie sie wahrgenommen werden wollen, ist Gegenstand der Wissenschaft und Herausforderung für Bildung und Erziehung. Eine Fachtagung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz will sich am 24. Juni mit dem Thema „Propaganda im Internet“ befassen.

Die Veranstaltung an diesem Freitag in Mainz gliedert sich in zwei Teile. Um 14:15 Uhr beginnt im Georg-Forster-Haus der Universität die Fachtagung „Propaganda im Internet – Formen und Herausforderungen radikalislamischer Werbung“. Sie wendet sich an Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, die sich unter anderem mit Radikalisierung, Islamismus, Propaganda und medialen Gewaltdarstellungen befassen. Zu der Tagung eingeladen sind auch Pädagogen sowie Mitarbeiter verschiedener Projekte und Institutionen der Bildungs-, Aufklärungs-, Interventions- und Jugendarbeit.

Ab 19 Uhr widmet sich dann in der Alten Mensa der Hochschule die Abendveranstaltung dem hochaktuellen Themenkomplex „Dschih@d online – Radikale islamistische Propaganda im Internet“. Hierzu ist die interessierte Öffentlichkeit eingeladen.

Radikalislamische Werbung im Internet und Möglichkeiten des Jugendschutzes

Die Fachtagung im Georg-Forster-Haus wird mit Vorträgen und Diskussionsrunden der geschichtlichen Entwicklung sowie den Wirkweisen und medialen Aufmachungen audiovisueller dschihadistischer Onlinepropaganda nachgehen. Erörtert werden zudem konkrete Untersuchungs- und Handlungsmöglichkeiten, die für die Forschungs- und pädagogische Praxis von Bedeutung sind.

Nach der Begrüßung wird um 14:30 Uhr Patrick Frankenberger von jugendschutz.net über das Thema „Islamismus im Internet: Eine Perspektive des Jugendschutzes“ sprechen. Die länderübergreifende Stelle wurde 1997 von den Jugendministerien geschaffen und ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz angebunden, um eine einheitliche Aufsicht über Rundfunk und Internet zu gewährleisten. Die Einrichtung jugendschutz.net recherchiert seit 2011 im Rahmen von Projekten deutschsprachige islamistische Angebote und analysiert deren Jugendschutzrelevanz.

Um 15 Uhr befasst sich Dr. Lena Frischlich, Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Medien- und Kommunikationspsychologie der Universität Köln, mit dem Komplex „Extremistische Propagandavideos im Netz: Inszenierung, Wirkung, Gegenangebote“.

Der Politologe und Islamismusexperte Dr. Asiem El Difraoui untersucht danach ab 16 Uhr „Drei Jahrzehnte Dschihad-Propaganda“ und analysiert die audiovisuellen Produkte der Radikalen.

Die Mainzer Fachtagung „Propaganda im Internet – Formen und Herausforderungen radikalislamischer Werbung“ ist eine Veranstaltung des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien (ifeas) der Johannes Gutenberg-Universität, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und des Frankfurter Forschungszentrums „Globaler Islam“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Islamistischer Propagandist und V-Mann des Verfassungsschutzes

Die Abendveranstaltung zeigt nach der Begrüßung (um 19 Uhr) zunächst die ZDF-Dokumentation „Islamist im Staatsauftrag“, die erstmals 2015 ausgestrahlt worden ist. In dem Film berichtet der Deutsch-Bosnier Irfan Peci von seiner Tätigkeit als dschihadistischer Propagandist und seiner Arbeit als V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Peci saß ab September 2008 wegen Beteiligung an einer Gewalttat und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung in Untersuchungshaft, als er im Gefängnis in Nürnberg von den deutschen Verfassungsschützern angesprochen wurde. Er wurde zum V-Mann des Nachrichtendienstes und zu einer der wichtigsten Quellen in der deutschen Islamistenszene. Von Winter 2009 bis Herbst 2010 lieferte er Informationen über Terrorverdächtige in Berlin.

Nach der Dokumentation schließt sich um 20 Uhr eine Podiumsdiskussion an, an der auch Irfan Peci (heute im Bereich „Radikalisierungsprävention“ tätig) teilnimmt. Die weiteren Gäste dieser Expertenrunde sind Dr. El Difraoui (er hält bereits einen Vortrag während der vorgeschalteten Fachtagung), Prof. Dr. Susanne Schröter (Direktorin des Instituts für Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums „Globaler Islam“) sowie Elmar Theveßen (Terrorismusexperte des ZDF).

Der Film- und Diskussionsabend findet im Rahmen der Gesamtveranstaltung „Die audiovisuelle Kommunikation des Dschihadismus – Medien und Methoden transnationaler radikalislamistischer Propaganda“ des Forschungsprojekts „Dschihadismus im Internet“ (Leitung: Prof. Dr. Matthias Krings) am ifeas der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.

Veranstaltungsorte:
Fachtagung „Propaganda im Internet – Formen und Herausforderungen radikal-islamistischer Werbung“ am 24. Juni 2016 (ab 14:15 Uhr) im Georg-Forster-Haus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Raum 01-721, Jakob-Welder-Weg 12, 55128 Mainz. Anmeldung bis zum 10. Juni unter anderem per E-Mail an anmeldung@politische-bildung-rlp.de.
Filmvorführung und Podiumsdiskussion zum Thema „Dschih@d online – Radikale islamistische Propaganda im Internet“ am 24. Juni 2016 (ab 19 Uhr) in der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität, Johann-Joachim-Becher-Weg 5, 55128 Mainz. Anmeldung bis zum 10. Juni unter anderem per E-Mail an anmeldung@politische-bildung-rlp.de.

Hinweis: Alle Angaben zu dieser Veranstaltung ohne Gewähr.


Zu unserem Bildangebot:
1. Eine von Dschihadisten gestaltete Grafik – dort heißt es: „Twitter oh Twitter! Glaubt mir: All euere Mühen werden euch nichts nützen – Ihr könnt uns nicht schlagen …“. Das Bild wurde von Rita Katz in ihrem am 24. September 2014 veröffentlichten Artikel „Luftschläge können nicht den wahren Rückzugsraum des ,Islamischen Staates‘ zerstören – ihr Netzwerk Sozialer Medien“. Katz ist Direktorin des SITE-Instituts, das Onlineaktivitäten der Dschihadisten verfolgt und analysiert.
(Bildquelle: Dschihadistisches Propagandamaterial, dokumentiert in SITE)

2. Aus einem Propagandavideo des „Islamischen Staates“.
(Videostandbild: Quelle IS)

3. Haupteingang auf den Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
(Foto: Thomas Hartmann/JGU)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN