Düsseldorf/Potsdam/Inçirlik (Türkei). Nach dem gescheiterten Putschversuch gegen die Regierung in Ankara hat die Türkei die NATO-Luftwaffenbasis Inçirlik, die sich im Süden des Landes rund zwölf Kilometer östlich von Adana befindet, wieder geöffnet. Zeitweise waren der Zugang zum Stützpunkt und auch das Verlassen des Geländes nicht möglich gewesen. Vom Inçirlik aus beteiligt sich die Bundeswehr mit Tornadoaufklärern und einem Tankflugzeug am internationalen Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Seit den frühen Morgenstunden des heutigen Montags (18. Juli) läuft der Flugbetrieb des deutschen Einsatzkontingents „Counter Daesh“ auf der Air Base Inçirlik wieder. Dies teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam offiziell mit.
Die Wiederaufnahme des „normalen Flugbetriebs“ des deutschen Kontingents in Inçirlik ab diesem Montag hatte bereits Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gegenüber der Rheinischen Post angekündigt. Die in Düsseldorf erscheinende Zeitung zitierte die Ministerin in der Montagausgabe mit den Worten: „Ich bin erleichtert, dass es allen unseren Soldatinnen und Soldaten gut geht. Nach den Ereignissen von Samstagnacht wurde die Sicherheitsstufe für das gesamte Areal weiter erhöht. Wir planen, dass am Montag der normale Flugbetrieb mit den Aufklärungstornados und dem Tank-Airbus wieder aufgenommen werden kann.“
Die CDU-Politikerin berichtete weiter: „In Inçirlik ist am Wochenende schnell wieder Ruhe eingekehrt. Außer einem Stromausfall und Flugbewegungen auf der türkischen Seite der Luftwaffenbasis hatten die Unruhen der Nacht keine Auswirkungen.“
Auf die Frage, ob der Putschversuch Auswirkungen auf die künftige Zusammenarbeit von Bundeswehr und türkischem Militär habe, sagte die Verteidigungsministerin: „Das werden die nächsten Wochen zeigen. Unserer wichtiger NATO-Partner Türkei braucht starke, aber auch voll demokratisch kontrollierte Streitkräfte.“ Es sei ein gutes Zeichen, dass in den dunklen Stunden die demokratisch gewählten Parteien geschlossen gegen die Putschisten zusammengestanden hätten.
Zugleich drängte von der Leyen darauf: „Ich kann nur hoffen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei jetzt den Platz bekommen, den sie brauchen.“ Das Land müsse enorme Herausforderungen bewältigen – „den brutalen Terror im Inland, die Kriege an den Grenzen und Millionen Flüchtlinge, die in der Türkei Schutz suchen“.
Nach offiziellen Angaben sind bei dem Putschversuch von Freitagnacht in der Türkei mindestens 290 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 1400 wurden verletzt. Rund 6000 Menschen – die große Mehrheit Militärangehörige – sollen bislang festgenommen und mehr als 2700 Richter entlassen worden sein. Mehrere Medien berichteten bereits am gestrigen Sonntag unter Berufung auf türkische Regierungskreise über die Inhaftierung von General Bekir Ercan Van, dem Kommandeur der Luftwaffenbasis Inçirlik.
Das Einsatzführungskommando veröffentlichte heute folgenden Pressetext zum Flugbetrieb auf der Air Base Inçirlik: „Gegen 05:30 Uhr Ortszeit hoben zwei Aufklärungsflugzeuge vom Typ Tornado ab. Zuvor war bereits der Tanker A310 MRTT gestartet. Die jeweiligen Missionen wurden erfolgreich durchgeführt. Die Vorbereitungsmaßnahmen der Bodencrews für diesen Einsatz liefen seit 03:00 Uhr Ortszeit reibungslos und routiniert ab.“
Nach den Ereignissen in der Türkei seien die Soldaten der Bundeswehr auf dem Luftwaffenstützpunkt wohl auf, so das Potsdamer Kommando. Sie hätten die Vorfälle im Land „allenfalls indirekt miterlebt“.
Das Bildmaterial zeigt:
1. Deutsches Aufklärungsflugzeug Tornado auf der türkischen Inçirlik Air Base am Abend des 14. April 2016. Für den Nachtflugbetrieb bei der Operation „Counter Daesh“ sind die Piloten mit Nachtsichtbrille ausgerüstet.
(Foto: Oliver Pieper/Bundeswehr)
2. Die Aufnahme, am 18. Juli 2016 unter anderem von der türkischen Tageszeitung Habertürk veröffentlicht, zeigt General Bekir Ercan Van (Vordergrund, Mitte) bei seiner Festsetzung.
(Foto: Habertürk)
Kleines Beitragsbild: Januar 2016 – Techniker weist einen deutschen Tornado nach der Rückkehr vom Einsatzflug für „Counter Daesh“ auf dem Stellplatz ein.
(Foto: Falk Bärwald/Bundeswehr)