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Nachrichten


Liebe Leserin, lieber Leser,
Freunde des bundeswehr-journal!

Sie werden es sicher bemerkt haben, unser Blog hat sich über die Weihnachtsfeiertage mal eine etwas längere Auszeit genommen. „Die Seele baumeln lassen“, so nannte dies früher mein alter Chefredakteur beim Deutschen Bundeswehr-Verband, Werner Erdsack. Ein einprägsames, ein einfühlsames Bild, das wir allerdings einem bayerischen Schriftsteller zu verdanken haben. Doch dazu später …

Eigentlich wollte ich mich von Ihnen stilvoll vor Heiligabend in den Kurzurlaub verabschieden – mit einem tiefgründigen Weihnachtsgruß, ansprechend gestaltet. So begab ich mich also im Internet auf die Suche nach einer zündenden Idee, die mir hätte weiterhelfen können. Denn Sie kennen das ja: Es ist nicht leicht, zu besonders hohen Festtagen den goldenen Ton zu treffen, der Herz und Verstand erreicht und noch lange nachhallt.

Ein Santa Claus im Fleckentarn

Nach stundenlanger Recherche in einschlägigen Onlineläden, die „stimmungsvolle“ bis „heitere“ Weihnachtskarten anboten, gab ich erschüttert auf. Schneelandschaften unter funkelndem Sternenhimmel, Winterimpressionen mit friedvollen Menschen, sanftmütige Tierwelt im Mondenschein, knackendes Kaminfeuer und glitzernder Tannenbaum, freudige Kinderaugen, glückselige Paare, dampfender Punsch und knuspriges Gebäck, drollige Nikoläuse und putzige Rentiere. Und Hasen, Katzen, Hunde, Bären, Enten und andere Geschöpfe mit roter Zipfelmütze. Oh, es weihnachtete sehr. Es müssen Aberhunderte Künstler sein, die Jahr für Jahr das Geheimnis von Bethlehem mit ihrem Schaffen zu ergründen suchen.

Am Ende entdeckte ich dann doch noch zwei Weihnachtskarten, die mir bei meinem heutigen Text an Sie, liebe Leserin und lieber Leser, helfen können. Einen Santa Claus im Camouflage möchte ich Ihnen gerne im Bild vorstellen, denn wann findet man schon mal einen Santa Claus im Camouflage. Getreu unserem Motto „Der Bundeswehr eng verbunden“ kann und darf es keinen anderen Weihnachtsmann geben, der Ihnen meine (verspäteten) Festtagsgrüße überbringt. Gruß von Kamerad zu Kamerad sozusagen.

Einen zweiten Santa Claus, den ich in einem amerikanischen Onlineshop fand, will ich Ihnen nur skizzieren. Der heilige Mann im roten Samtgewand, eine mächtige Gestalt mit zornigem Blick, ohne Bart, mit goldblondem Haar, dieser heilige Mann verspricht: „We will make Christmas great again!“ Sie ahnen? Nun, ich denke, dieser Santa Claus wird genug damit zu tun haben, Amerika wieder „great“ zu machen. Ho, ho, hooo!!! Womit wir diesen Internetfund beiseitelegen wollen, aber jetzt bei den Patrioten wären und beim ernsthaften Teil meiner Jahresendbotschaft …

Fliegt auseinander, was zusammengehört?

Ja, die Patrioten, Nationalisten, Radikalisten – ob Trump, Putin, Erdogan, Farage, Le Pen, Wilders, Hofer oder wie sonst die Heilsbringer alle heißen mögen. Es sind beängstigende Zeiten.

Einst wuchs zusammen, was zusammengehörte. So zumindest empfand es Altbundeskanzler Willy Brandt, der das berühmte Zitat („Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“) am 10. November 1989, am Tag nach der Maueröffnung, vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin ausgesprochen haben soll. Hört man den O-Ton der damaligen historischen Stunde nach, dann sagte der Sozialdemokrat allerdings folgenden Satz: „Und jetzt erleben wir, und das ist etwas Großes – und ich bin dem Herrgott dankbar dafür, dass ich dies miterleben darf – wir erleben, dass die Teile Europas wieder zusammenwachsen.“ Europa, wächst da was Größeres zusammen? Derzeit wohl eher nicht mehr! Der Trend geht hin zur Fliehkraft.

Die populistischen Schreihälse, die diese Kraft mit entfesselt haben, werden über Brandts Vision nur verächtlich lächeln können. Ihnen genügen Inseln der Glückseligkeit – am besten mit hoher Umzäunung. Patrioten, Populisten und Postfaktiker – die Verfechter der „Faktenfreiheit“ – sehnen diesen Urzustand in Schwarz und Weiß schon länger herbei. Denn: „Drinnen ist das Paradies und draußen die Hölle“, wie im Februar dieses Jahres Thomas Assheuer in der Wochenzeitung DIE ZEIT schrieb („Warum das autoritäre Weltbild rechtspopulistischer Parteien so erfolgreich ist“). Oder, wie der Feuilletonredakteur befürchtet: „Erst kommt das Volkswohl, dann kommen Recht und Gesetz.“ 2017, das kann ja heiter werden …

Seit einundsiebzig Jahren Frieden in Europa

Und 2016? Es war kein gutes Jahr. Oder um es mit Dieter Nuhr zu sagen: 2016 war von „rechtsradikalen Irren und Islamisten“ dominiert.

Der Kabarettist Nuhr ist nach eigenem Bekunden begeisterter Europäer, weil er „so ungern an Kriegen teilnimmt.“ Es herrsche seit einundsiebzig Jahren Frieden in Europa und das habe es noch nie gegeben, sagte er am 22. Dezember in seinem Fernseh-Jahresrückblick. Hoffen wir, dass in zwölf Monaten die nächste Nuhr-Bilanz ebenfalls ein paar positive Aspekte vermelden wird.

Aber auch wir können etwas tun. Ob politische Scharlatane, nationale Irrlichter, populistische Rattenfänger, perfide Religionskrieger oder alltäglich Verrückte – das Böse sollten uns jedenfalls 2017 nicht davon abhalten können, bisweilen dem Rat des Aphoristikers Oskar Stock zu folgen. Der ein Jahr nach Kriegsende in Landshut geborene Schriftsteller, der es auch meinem verehrten Chefredakteur aus Bonner Tagen angetan haben muss, gibt uns dieses Gedicht mit auf den Weg:

Blauer Himmel, Sonnenschein,
mit Gott und sich zufrieden sein,
Glücksgefühl durchströmt den Geist,
ein Atemhauch, der Stille heißt,
Herz und Sinne ruhn entspannt,
ein leichter Wind streicht übers Land,
mit Aug’ und Ohr die Pracht erfassen,
und so die Seele baumeln lassen.

Navigieren Sie gut durch das Neue Jahr und bleiben Sie uns treu,
Ihr
Christian Dewitz
(Herausgeber bundeswehr-journal)

 


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