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New York. Es waren erschütternde Zahlen, die das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag dieser Woche (17. Dezember) bei einer Pressekonferenz in New York nannte. Mehr als 16 Millionen Babys wurden in diesem Jahr in Kampfzonen geboren – dies entspricht einer von acht Geburten weltweit. Anthony Lake, Direktor des Hilfswerks, versuchte den abstrakten Schrecken mit Worten verständlich zu machen: „Alle zwei Sekunden macht ein Neugeborenes seinen ersten Atemzug inmitten eines Konflikts – oft unter entsetzlichen Umständen und ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Zu viele Kinder beginnen ihr Leben unter extremen Bedingungen – von Konflikten bis Naturkatastrophen, Armut, Krankheiten und Mangelernährung. Kann es einen schlimmeren Start ins Leben geben?”

Die Einrichtung der Vereinten Nationen UNICEF (ursprünglich United Nations International Children’s Emergency Fund, seit 1953 United Nations Children’s Fund) warnt vor den großen Gefahren einer Geburt in einem Krisen- oder Kriegsgebiet.

Lake erklärte dazu den Pressevertretern in New York: „In konfliktbeladenen Ländern wie Afghanistan, der Zentralafrikanischen Republik, dem Irak, Südsudan, Syrien und Jemen oder auf der Flucht vor Krieg sind neugeborene Kinder und ihre Mütter enormen Risiken ausgesetzt. Schwangere Frauen sind in Gefahr, ihre Babys ohne medizinische Hilfe und unter unhygienischen Bedingungen zur Welt bringen zu müssen.“ Für diese Kinder sei die Wahrscheinlichkeit ungleich höher, noch vor dem fünften Geburtstag sterben zu müssen. Wahrscheinlicher sei auch, dass die Kleinen extremen – „toxischen“ – Stress erleiden, der ihre langfristige emotionale und kognitive Entwicklung hemmen werde, so der UNICEF-Leiter.

Im Jahr 2014 weltweit rund 30 Millionen Kinder auf der Flucht

Zum Thema „Vertreibung und Flucht“ äußerte sich der Direktor Lake bei der Pressekonferenz ebenfalls. Er erinnerte daran, dass im Zeitraum Januar bis September 2015 für mehr als 200.000 Kinder in der Europäischen Union Asylanträge gestellt worden seien. Weltweit hätten im Jahre 2014 außerdem etwa 30 Millionen Kinder aufgrund von Gewalt, Verfolgung und Krieg ihrer Heimat verlassen müssen. „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es nicht mehr so viele vertriebene Menschen gegeben“, klagte Lake in New York.

Heute lebt nach UNICEF-Angaben mehr als eine Viertelmilliarde Kinder (Anthony Lake: „Oder ein Kind von neun“ …) in Ländern und Regionen voller Konflikte. Mehr als eine halbe Milliarde Kinder wird immer wieder mit schrecklichen Überschwemmungen konfrontiert. Fast 160 Millionen Kinder kämpfen in trockenen oder extrem trockenen Gebieten ums Überleben.

„Fast die Hälfte der Menschen, die in unglaublicher Armut leben, sind Kinder – obwohl Kinder nur knapp ein Drittel der Weltbevölkerung ausmachen“, gab Lake zu bedenken.

Auch hoffnungsvolle Ansätze für die kommenden zwölf Monate erkennbar

Das Kinderhilfswerk machte bei seiner Jahresabschlussveranstaltung mit Medienvertretern in New York aber auch Mut. UNICEF-Chef Lake sagte: „In den letzten Monaten des Jahres 2015 haben wir gesehen, wie die Welt zusammenkommt, um den Klimawandel und eine neue globale Entwicklungsagenda in Angriff zu nehmen. Diese ehrgeizigen Abkommen bieten gewaltige Chancen, wenn wir die Versprechen für die am meisten gefährdeten Kinder in die Tat umzusetzen können.”

Er schloss die Pressekonferenz mit dem Appell: „Wenn wir die Ursachen für die Flucht so vieler Familien aus ihrer Heimat mildern oder gar beseitigen können – beispielsweise durch die Beendigung von Konflikten oder durch wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Klimawandel –, dann könnte 2016 für Millionen Menschen ein Jahr der Hoffnung werden, nicht ein Jahr der Verzweiflung.“


Das Bildmaterial zu unserem Beitrag veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung von UNICEF:
1. Neugeborenes in der Konfliktregion Südsudan. In Teilen des Landes kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen innerhalb des Militärs und zwischen bewaffneten Kämpfern unterschiedlicher ethnischer Gruppen. Die Aufnahme wurde im Juli 2015 gemacht.
(Foto: © UNICEF/Rich)

2. Palästinensische Gebiete, Februar 2015 – eine Familie, die infolge des israelisch-palästinensischen Konflikts ihre Unterkunft verloren hat, sitzt in den Trümmern zusammen am Feuer.
(Foto: © UNICEF/El Baba)

3. Zwei Jahre altes Mädchen im Bürgerkriegsland Syrien.
(Foto: © UNICEF/Sanadiki)

Kleines Beitragsbild: Oktober 2015 in Serbien – im Strom der Flüchtlinge eine Frau, die ein schlafendes Kind auf den Armen hält.
(Foto: © UNICEF/Gilbertson)


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