menu +

Nachrichten



Washington (USA). Der designierte neue amerikanische Verteidigungsminister Ashton B. Carter wird möglicherweise die bisherigen Truppenabzugspläne für Afghanistan überdenken. Sollte sich die Sicherheitslage am Hindukusch bis Ende nächsten Jahres verschlechtern, so werde er eine Revision der Rückzugspläne in Erwägung ziehen. Dies hänge auch ab von einer möglichen Ausweitung des Einflusses der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Afghanistan, so Carter. Der Nachfolger des bisherigen Pentagon-Chefs Chuck Hagel muss zurzeit dem US-Senat in Anhörungen Rede und Antwort stehen, ehe er mit Zustimmung der Volksvertreter das neue Amt antreten kann. Die Anmerkungen Carters zum Abzug aus Afghanistan wurden am heutigen Mittwoch (4. Februar) im Zusammenhang mit einer Anhörung des Senate Armed Services Committee, des Streitkräfteausschusses, publik.

Der 60 Jahre alte Ashton Carter, bis Dezember 2013 unter anderem Stellvertreter von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel, gilt als ausgewiesener Verteidigungsexperte. Insbesondere auf dem Gebiet der Rüstungskontrolle und Nuklearwaffen hat sich der frühere Harvard-Professor, der in jungen Jahren Physik und mittelalterliche Geschichte studiert hatte, einen Namen gemacht. Unter Präsident Bill Clinton war Carter bereits Abteilungsleiter für internationale Sicherheitspolitik im Verteidigungsministerium gewesen. Von 2009 bis 2011 war er dann Chef der Rüstungsbeschaffung, danach – von Oktober 2011 bis Dezember 2013 – Verteidigungsstaatssekretär.

Obwohl ein „Ungedienter“, soll der kommende Ressortchef Presseberichten zufolge doch „das Vertrauen vieler hochrangiger Militärangehöriger“ besitzen.

Differenzen wegen langfristiger Strategie zur Bekämpfung des IS?

Der derzeitige Amtsinhaber Hagel hatte am 24. November vergangenen Jahres überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Hintergrund der Entscheidung sollen unter anderem Differenzen zwischen ihm und Präsident Barack Obama über die Strategie zur Bekämpfung des IS gewesen sein, hieß es in der Presse.

Verschiedene Medien berichteten auch, dass Hagel von Obama zum Rücktritt gedrängt worden sei. Der Präsident habe angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen vor allem durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien und im Irak einen Neuanfang gewollt, so die Erklärung etlicher Kommentatoren.

USA wollen auf neue Bedrohungen am Hindukusch flexibel reagieren

Das Senate Armed Services Committee („Ausschuss für die Streitkräfte“) hatte Ashton Carter vor Beginn der Anhörung um die schriftliche Beantwortung von rund 330 sicherheits- und militärpolitischen Fragen gebeten. Einige seiner Antworten aus dem 91 Seiten umfassenden Katalog waren danach an die US-Medien – so beispielsweise an die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) – gelangt.

Auf die Senatsfrage, ob er im Hinblick auf die Sicherheitslage in Afghanistan empfehlen würde, den derzeitigen amerikanischen Truppenabzug aus dem Land noch einmal zu überdenken, soll Carter AP zufolge mit „Ja“ geantwortet haben. Man müsse über Änderungen hinsichtlich der zeitlichen Vorgaben und Umfänge noch einmal sprechen, sollte sich die Situation verschlechtern. Ihm seien außerdem die Berichte aus Afghanistan bekannt, nach denen der IS auch hier versuche, Fuß zu fassen, so Carter an anderer Stelle. Er wolle mit den Koalitionspartnern in dieser Frage eng zusammenarbeiten und erreichen, dass sich die IS-Terroristen keinesfalls in Afghanistan festsetzen können (siehe auch hier).

Der republikanische Senator John McCain (Bundesstaat Arizona), seit Januar 2015 Vorsitzender des Streitkräfteausschusses, hatte in der Vergangenheit mehrfach den fest terminierten Abzug amerikanischer Truppen aus Afghanistan kritisch hinterfragt. Etliche US-Kommandeure machen inzwischen aus ihrer Meinung keinen Hehl, dass ihnen ungenaue Angaben zum Truppenabzug lieber wären. Es müsse nicht sein, dass der Feind die exakten Zeitpläne des Rückzuges kenne, argumentieren sie.


Die beiden Aufnahmen zeigen:
1. Truppenabzug aus Afghanistan – am 11. September 2012 verlassen US-Marines an Bord einer Globemaster III Afghanistan und kehren in die Heimat zurück. Die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in nationale Hände ist zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange, ISAF verringert seine Truppen drastisch.
(Foto: Clay Lancaster/U.S. Air Force)

2. Der kommende amerikanische Verteidigungsminister Ashton B. Carter. Die Aufnahme vom 13. November 2012 zeigt ihn bei einer Pressekonferenz im Pentagon zum Thema „Rüstungsbeschaffung“ in seiner Eigenschaft als Stellvertreter des damaligen Verteidigungsministers Leon Panetta.
(Foto: Glenn Fawcett/Department of Defense)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN