Köln-Wahn. Strahlender Sonnenschein, rund 300 angetretene Soldaten, mehr als 200 Gäste und ein eigens für diesen Tag komponierter Marsch. Das war der perfekte Rahmen für den feierlichen Appell zur Neuordnung der Führungsstruktur in der Luftwaffe. Der Appell fand am 1. Juli in der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn statt. An diesem Mittwoch übertrug der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, die Kommandogewalt über das neue Luftwaffentruppenkommando an Generalleutnant Martin Schelleis. Die bisherigen Kommandos Unterstützungsverbände und Einsatzverbände wurden gleichzeitig aufgelöst. Durch die Fusion werden künftig fast alle Einsatz-, Unterstützungs- und Ausbildungsverbände der Luftwaffe aus einer Hand geführt. Die operativen Einsatzkräfte werden somit eng mit den technisch-logistischen Unterstützungsfunktionen der Teilstreitkraft verzahnt.
Mit der Abnahme der Fahnenbänder endete die kurze Existenz der zwei bisherigen Kommandos am Standort Köln, des Kommandos Einsatzverbände Luftwaffe und des Kommandos Unterstützungsverbände Luftwaffe (beide aktiv vom 1. Juli 2013 bis zum 30. Juni 2015). Nun gibt es nur noch zwei statt der früheren drei Kommandobehörden der Luftwaffe: das Zentrum Luftoperationen in Kalkar sowie das neue Luftwaffentruppenkommando am Rhein.
Luftwaffeninspekteur Müllner nennt den Hauptgrund für die aktuelle Neuordnung in seinem unterstellten Bereich: „Die Führungsstruktur wird schlanker, damit werden auch Entscheidungen schneller herbeigeführt.“
Im Rahmen des feierlichen Appells in der Luftwaffenkaserne wurden zugleich auch die Einsatzführungsbereiche und der Führungsunterstützungsbereich dem Zentrum in Kalkar truppendienstlich unterstellt. Seit dem 1. Juli hat damit diese Höhere Kommandobehörde, die seit zwei Jahren von Generalleutnant Joachim Wundrak geführt wird, die Verantwortung für die unterstellten Verbände und die Luftraumüberwachung übernommen. Aufgaben des aufgelösten Amtes für Flugsicherung der Bundeswehr, die nicht an das Luftfahrtamt der Bundeswehr übertragen wurden, sind nun ebenfalls auf das Zentrum übergegangen.
Das neu aufgestellte Kölner Luftwaffentruppenkommando unter Generalleutnant Schelleis führt seit dem 1. Juli nahezu alle Einsatz-, Unterstützungs- und Ausbildungsverbände der Luftwaffe. Als Truppensteller plant, koordiniert und steuert das Kommando alle wesentlichen Bereiche, die zur Vorbereitung eines Einsatzes von Luftstreitkräften gehören. Rund 1000 Soldaten und Zivilbedienstete arbeiten im Kommando in Köln-Wahn. Dem Kommandierenden General unterstehen Verbände und Dienststellen mit rund 25.000 militärischen und zivilen Bundeswehrangehörigen. Dies schließt den Großteil der Einsatzluftwaffe in den Bereichen Kampf- und Transportflugzeuge, Flugabwehr und Objektschutz sowie alle Anteile der Ausbildung mit der Offizier- und Unteroffizierschule, dem Technischen Ausbildungszentrum und der Unterstützung mit der Waffensystemlogistik ein.
Dem Kommandierenden General des Luftwaffentruppenkommandos sind der Stellvertreter des KG/Chef des Stabes (derzeit Generalmajor Robert Löwenstein), der Kommandeur Fliegende Verbände, der Kommandeur Bodengebundene Verbände und der Kommandeur Unterstützungsverbände truppendienstlich unterstellt.
Der organisatorisch zum Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe gehörende Generalarzt der Luftwaffe ist dem Kommandierenden General Luftwaffentruppenkommando direkt unterstellt.
Die truppendienstliche Verantwortung für die Verbände wird in drei separaten Säulen wahrgenommen.
Die Taktischen Luftwaffengeschwader, Lufttransportverbände sowie die Ausbildungseinrichtungen für die lehrgangsgebundene fliegerische Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen der Luftwaffe unterstehen dem Kommandeur Fliegende Verbände (derzeit Generalmajor Helmut Schütz).
Die Flugabwehr- und Objektschutzkräfte sowie die allgemeinmilitärischen Ausbildungseinrichtungen der Luftwaffe werden geführt durch den Kommandeur Bodengebundene Verbände (derzeit Brigadegeneral Michael Gschoßmann).
Der Verantwortungsbereich des Kommandeurs Unterstützungsverbände (derzeit Brigadegeneral Stefan Lüth) umfasst die truppendienstlich unterstellten Verbände der Waffensystemlogistik und technisch-logistischen Ausbildung sowie fachlich alle logistischen Anteile der Einsatzverbände und den Bereich Unterstützung im Stab Luftwaffentruppenkommando.
In einem am 30. Juni veröffentlichten Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger beschrieb auch Generalleutnant Schelleis kurz noch einmal die Vorteile der aktuellen Umstrukturierung der Teilstreitkraft. Im Gespräch mit Renate Hofmann, Leiterin der Porzer Redaktion des Stadt-Anzeigers, sagte der KG: „Mit der Aufstellung des Luftwaffentruppenkommandos schaffen wir einen schlagkräftigen Verbund für den Grundbetrieb und die Einsatzvorbereitung der Luftwaffe. Denn wir vereinen erstmals in einem Haus die Verantwortlichkeiten für die Ausbildung mit denen für die Einsatzvorbereitung und die logistische Unterstützung. Damit stellen wir uns in der Führungsorganisation nochmals schlanker auf.“
Die Gründe dafür seien durchaus vielschichtig, erklärte Schelleis weiter. „Etwa die Zuweisung neuer Aufgaben an die Luftwaffe, wie den Betrieb eines Leichten Unterstützungshubschraubers. Oder die personelle Verstärkung des uns vorgesetzten Kommandos Luftwaffe, um Arbeitskapazität und Fachkompetenz für den Inspekteur der Luftwaffe im eigenen Haus zu stärken.“ Auch der Aufwuchs des Luftfahrtamtes der Bundeswehr in Köln erfordere eine signifikante Personalverschiebung aus der Luftwaffe heraus. Dies müsse kompensiert werden. Da man die personelle Substanz in den Verbänden nicht habe schwächen wollen, sei die Führungsorganisation der Luftwaffe neu geordnet worden – also auch die Stäbe in Köln, so der Luftwaffenoffizier im Interview.
Das der zweiten Führungsebene – Luftwaffentruppenkommando (Köln-Wahn) und Zentrum Luftoperationen (Kalkar) – übergeordnete Kommando Luftwaffe in Berlin-Gatow ist, um in der neuen Struktur die Teilstreitkraft effektiv führen zu können, mit insgesamt rund 600 Dienstposten ausgestattet.
Im Moment werden im Kommando Luftwaffe zwei neue Unterabteilungen aufgebaut. In der einen wird das Thema „Führungsfähigkeit der Luftwaffe“, in der anderen das Thema „Ausbildung“ bearbeitet. Darüber hinaus werden einzelne Themenfelder – beispielsweise Personalwesen oder Logistik und Nutzung – in bereits bestehende Abteilungen des Kommandos Luftwaffe integriert.
Sobald die Kommandoinfrastruktur in der Hauptstadt steht, sollen die im Augenblick noch in Köln-Wahn verbliebenen Anteile des Kommandos Luftwaffe nach Berlin umziehen.
Die Aufgabenverteilung zwischen den beiden Führungsebenen der deutschen Luftwaffe lässt sich plakativ auf folgende Formel bringen: Zukünftig trägt das Kommando Luftwaffe die Gesamtverantwortung, das Zentrum Luftoperationen ist der Einsatzführer und das Luftwaffentruppenkommando der Truppensteller.
Lassen Sie uns zum Schluss kurz zurückkommen zum eingangs bereits erwähnten Marsch, der extra für die Indienststellung des Luftwaffentruppenkommandos geschrieben wurde. Der Marsch trägt den Titel „Die dritte Dimension“ und steht für das Motto des Truppenstellers: „Gemeinsam. Schlagkräftig. Verantwortungsvoll.“ Komponist des Stückes ist Hauptfeldwebel Sebastian Middel, Angehöriger des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg.
Text-Hinweis: Für unseren Beitrag konnten wir Pressetexte des Onlineportals www.luftwaffe.de nutzen. Wir bedanken uns dafür beim Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe.
Zum verwendeten Bildmaterial:
1. Indienststellung des neuen Luftwaffentruppenkommandos am 1. Juli 2015 in der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn – Meldung an den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner (Bildmitte).
(Foto: Nurgün Ekmekcibasi/Luftwaffe)
2. Abnahme der Fahnenbänder und Einrollen der Truppenfahne.
(Foto: Nurgün Ekmekcibasi/Luftwaffe)
3. Angetretene Abordnung beim feierlichen Appell.
(Foto: Nurgün Ekmekcibasi/Luftwaffe)
4. Der Kommandierende General des neuen Luftwaffentruppenkommandos, Generalleutnant Martin Schelleis.
(Foto: Toni Dahmen/Luftwaffe)
Kleines Beitragsbild: Brigadegeneral Rainer Keller (links), letzter Kommandeur des aufgelösten Kommandos Unterstützungsverbände Luftwaffe, und Generalleutnant Martin Schelleis (Mitte), letzter Kommandeur des ebenfalls aufgelösten Kommandos Einsatzverbände Luftwaffe und erster Chef des neuen Luftwaffentruppenkommandos, beim feierlichen Appell am 1. Juli 2015 in der Kölner Luftwaffenkaserne.
(Foto: Nurgün Ekmekcibasi/Luftwaffe)