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Washington. Militäroperation „Inherent Resolve“, Kampf gegen die Terrorbewegung „Islamischer Staat“ (IS): Seit dem 8. August 2014 fliegen die USA und ihre Verbündete Luftangriffe auf Stützpunkte, Kampfstellungen und Fahrzeuge des IS im Irak, seit dem 23. September auch in Syrien. Wie das US-Verteidigungsministerium jetzt in seiner Einjahresbilanz mitteilte, wurden in den vergangenen zwölf Monaten vom internationalen Anti-Terror-Bündnis mehr als 5900 Luftschläge gegen den IS geführt. Mit Stand 31. Juli 2015 haben die USA nach Pentagon-Angaben bisher insgesamt rund 3,5 Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Terrormiliz ausgegeben, dies sind etwa 9,8 Millionen Dollar täglich (bei zugrunde liegenden 357 Einsatztagen).

In seiner Bilanz des gemeinsamen Kampfes gegen den IS erinnerte US-Verteidigungsminister Ashton Carter Ende Juli noch einmal an die politischen Rahmenrichtlinien seines Landes im Zuge der Militäroperation „Inherent Resolve“. Mit Blick auf den Irak und Syrien sagte er: „Wir können diesen beiden Ländern in ihrem Kampf gegen die Terrorbewegung IS helfen. Wir können sie für diesen Kampf befähigen. Wir können ihre Sicherheitskräfte trainieren. Wir können sie in vielerlei Hinsicht unterstützen. Aber wir können ihre Rolle nicht komplett übernehmen – denn wir leben nicht hier und können deswegen auch nicht ihre Schlacht gegen den IS schlagen. Nur die Menschen, die im Irak und in Syrien leben, können dies tun.“

Ein Jahr nach Beginn der Operation „Inherent Resolve“ (siehe auch hier) sieht das Konzept der US-geführten Allianz gegen den IS Kampfunterstützung aus der Luft, Ausbildungsunterstützung am Boden sowie die Lieferung von Waffen, Munition und sonstigem Militärmaterial vor.

Auch in Zukunft keine US-Bodentruppen im Kampf gegen den IS

Erst am 6. Juli hatte sich US-Präsident Barack Obama bei einem Besuch im Pentagon über den Kampf gegen die Terrorbewegung „Islamischer Staat“ informieren lassen. Dabei hatte er einmal mehr erklärt, keine US-Soldaten für die direkte Bekämpfung des IS nach Syrien oder in den Irak entsenden zu wollen. Nach Informationen des Verteidigungsministeriums befinden sich derzeit rund 3550 amerikanische Ausbilder und Militärberater im Irak. Laut Obama wollen die USA nun „mehr machen, um die gemäßigte Opposition in Syrien auszubilden und auszurüsten“.

Für den Bodenkampf gegen die IS-Verbände setzen die Amerikaner und der Westen auf die irakischen Streitkräfte, auf kurdische Verbände und auf die moderate Opposition gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad.

Terrormiliz inzwischen an allen Fronten unter großem Druck

In einer telefonischen Pressekonferenz am 7. August in Washington bewertete Oberst Patrick Ryder, Sprecher des Zentralkommandos der Vereinigten Staaten (United States Central Command, CENTCOM), das bisherige Vorgehen gegen den IS wie folgt: „Die Zeiten, in denen IS-Konvois mit wehenden schwarzen Fahnen den Irak oder Syrien durchqueren und IS-Kämpfer mühelos ganze Landstriche als neues Territorium erobern konnten, scheinen vorüber. Die aktuelle Lage im Irak und in Syrien stellt sich so dar, dass der ,Islamische Staat‘ enorm an Schwung verloren hat und inzwischen an allen Fronten unter Druck geraten ist.“ Der IS sei nun nicht mehr in der Offensive, sondern lediglich nur noch darum bemüht, einmal erobertes Gebiet zu halten.

Derzeit würden Anti-IS-Kräfte etwa zwei Drittel der Nordgrenze Syriens verteidigen, so Ryder weiter. Im Irak müsse der IS mittlerweile in etwa 25 bis 30 Prozent der bevölkerten Gebiete, in denen er sich noch bis vor wenigen Monaten frei habe bewegen können, große Einschränkungen hinnehmen. Der permanente und nachhaltige Druck der Koalition gegen die Führung des IS habe außerdem dazu geführt, dass die Organisation gezwungen wurde, ihre Führungsstrukturen mehr zu zentralisieren und flexibles Handeln nach und nach aufzugeben. Der CENTCOM-Sprecher: „Im Laufe der vergangenen zwölf Monate konnten wir etliche Tausend IS-Kämpfer ausschalten, darunter Dutzende hochrangige Führungskräfte der Terrororganisation.“

Amerikanische Geheimdienste sehen „strategisches Patt“ im Irak und in Syrien

Auch wenn erst vor Kurzem die US-Geheimdienstes CIA und DIA die „immensen Verluste“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ bestätigten, so klingt ihre Einschätzung doch weniger optimistisch. Im Gegenteil. Beide Dienste halten den IS für „nicht entscheidend geschwächt“ und sprechen von einem „strategisches Patt“ im Irak und im Syrien.

Zu den hohen Verlusten des IS – Experten sprechen von etwa 10.000 getöteten IS-Kämpfern – merkten CIA und DIA an, dass der IS auch weiterhin über rund 20.000 bis 31.500 Mann verfüge. Die Miliz habe es immer wieder verstanden, ihre Reihen mit neuen Rekruten zu füllen, viele davon angeworbene Unterstützer aus dem Ausland.

Auch verfüge der „Islamische Staat“ immer noch über genügend finanzielle Ressourcen – Geld aus geplünderten Banken, Einnahmen aus Ölverkäufen und Raubgut-Deals, Schutzgelder und Steuern – zur Fortführung des Kampfes.

U.S. Air Force und Verbündete bemüht um punktgenaue Treffer

In einer anderen Pressekonferenz zum Jahrestag des Operationsbeginns von „Inherent Resolve“ nannte Generalleutnant Charles Q. Brown Jr., seit dem 23. Juni Kommandeur der US-Luftstreitkraftkomponente bei CENTCOM (Commander U.S. Air Forces Central Command, Southwest Asia), nicht nur die Anzahl der bislang von den USA und ihren Verbündeten ausgeführten Luftschläge gegen den IS. Diese rund 5900 „Airstrikes“ seien alle auch mit einer großen Präzision ausgeführt worden.

Brown: „Von den mehr als 20.000 Bomben und Flugkörpern, die die Anti-IS-Koalition im Laufe des vergangenen Jahres gegen die Terrormiliz eingesetzt hat, waren 99 Prozent präzisionsgelenkt. Die Luftschläge der Koalition können als die bislang genauesten in der Geschichte militärischer Auseinandersetzungen gelten.“ So habe man größere Kollateralschäden am Boden vermeiden und die Zahl zivile Opfer auf ein Minimum begrenzen können.

Journalistenteam ermittelte relativ hohe Zahl ziviler „Inherent Resolve“-Opfer

Zu anderen Ergebnissen hinsichtlich der Zivilopfer der Militäroperation „Inherent Resolve“ kommt Airwars. Das Projekt, das von dem Londoner Journalisten Chris Wood geleitet wird, sammelt und wertet Informationen über den Verlauf des Luftkrieges der US-geführten Allianz gegen den IS im Irak und in Syrien aus.

Den Informationen von Airwars zufolge kamen seit Beginn von „Inherent Resolve“ innerhalb von 366 Tagen mindestens 489, maximal 1247 Zivilisten bei den Luftangriffen der Anti-Terror-Allianz ums Leben. Zwischen 111 und 184 Soldaten der irakischen und syrischen Kräfte, die von den USA und ihren Verbündeten unterstützt werden, starben nach Erkenntnissen von Airwars durch „friendly fire“.

Das Projektteam registrierte und addierte im Laufe seiner Recherchen insgesamt 5975 Luftschläge der Koalition auf den IS und schätzt, dass dabei etwa 15.000 IS-Kämpfer getötet wurden (Stand der Airwars-Daten: 7. August 2015).


Zu unserer Bildfolge der Einjahresbilanz „Inherent Resolve“:
1. Start eines US-Kampfjets vom Deck des Flugzeugträgers „USS Carl Vinson“. Die F/A-18E Super Hornet wird an diesem 2. Januar 2015 einen weiteren Luft-Boden-Einsatz gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ fliegen.
(Foto: John Philip Wagner Jr./U.S. Navy/United States Department of Defense)

2. Camp Taji, Irak – amerikanische Militärausbilder schulen irakische Kräfte im Rahmen von „Inherent Resolve“ für den weiteren Kampf gegen den IS. Die Aufnahme wurde am 24. März 2015 gemacht.
(Foto: Cody Quinn/U.S. Army/United States Department of Defense)

3. Washington, 6. Juli 2015 – US-Präsident Barack Obama informiert sich bei seinem Besuch im Pentagon ausführlich über die Entwicklung der Militäroperation „Inherent Resolve“. Links neben Obama der Chef der Vereinigten Stabschefs der amerikanischen Streitkräfte, General Martin E. Dempsey.
(Foto: Glenn Fawcett/United States Department of Defense)

4. Das Hintergrundfoto der Infografik zeigt Maschinen des Typs F/A-18E an Deck der „USS Carl Vinson“, die zu jenem Zeitpunkt im Herbst 2014 bereits in die „Operation Inherent Resolve“ eingebunden war.
(Foto: John Philip Wagner Jr./U.S. Navy/United States Department of Defense)

Kleines Beitragsbild: Startvorbereitungen an Deck des Flugzeugträgers „USS Theodore Roosevelt“ im Mai 2015 im Rahmen der Angriffe auf den IS im Irak und in Syrien.
(Foto: Josh Petrosino/U.S. Navy/United States Department of Defense)


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