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Berlin/Genf (Schweiz). Die Millionengrenze ist überschritten: Nach Angaben der Vereinten Nationen und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) markierte die Zahl der Menschen, die auf der Flucht Europa erreichten, am 21. Dezember einen historischen Höchststand. An diesem Montag meldete das IOM-Erfassungssystem, dass im ablaufenden Jahr bereits 1.005.504 Migranten an den Außengrenzen unseres Kontinents registriert worden seien. 97 Prozent seien auf dem Seeweg gekommen. Laut IOM handelt es sich um die größte Migrationsbewegung seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Schiffe der deutschen Marine haben im Zeitraum 7. Mai bis 25. Dezember 2015 im Mittelmeer mehr als 10.500 Flüchtlinge aus Seenot gerettet.

Jeder Zweite, der dieses Jahr über das Mittelmeer flüchtete, war ein Syrer, der dem Krieg in seiner Heimat zu entkommen suchte. Etwa 21 Prozent der Flüchtlinge stammten aus Afghanistan, acht Prozent aus dem Irak. Auch aus Pakistan sowie aus afrikanischen Ländern flohen zahlreiche Männer, Frauen und Kinder nach Europa.

Mehr als 800.000 Migranten erreichten Griechenland von der Türkei aus über die Ägäis. Das sind 80 Prozent aller irregulären Ankünfte über den Seeweg nach Europa. Nach Informationen des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (United Nations High Commissioner for Refugees, UNHCR) ist die Zahl derer, die von Nordafrika nach Italien gelangen, leicht gesunken – von 170.000 im Jahr 2014 auf rund 150.000 Menschen in diesem Jahr.

Etwa 3770 Menschen starben 2015 auf den Routen durchs Mittelmeer

Die Zahl der Menschen, die 2015 das Mittelmeer überquerten, ist UNHCR zufolge stetig gestiegen: von etwa 5500 im Januar bis zum Höchststand von mehr als 221.000 Personen im Oktober.

Bei dieser gefährlichen Überfahrt starben – so eine IOM-Pressemitteilung vom heutigen Donnerstag (31. Dezember) – etwa 3770 Menschen. Viele Opfer konnten bis jetzt nicht geborgen werden und gelten deshalb offiziell als vermisst. Im Vorjahr 2014 waren ungefähr 3270 Tote zu beklagen. Weltweit, so schätzt die Organisation für Migration, kamen rund 5350 Migranten während ihrer Reise ums Leben. Der schrecklichste Monat dieses Jahres war der April mit fast 1250 Toten, davon die Mehrzahl im Mittelmeer.

Bekämpfung des Schleusertums und Rettung aus Seenot

Unsere Marine beteiligt sich seit Anfang Mai 2015 an den Maßnahmen im Mittelmeer zur Rettung von Menschen in Seenot. Seit dem 30. Juni fahren die deutschen Schiffe allerdings unter der Flagge der europäischen Mission EU NAVFOR Med – Operation „Sophia“. Ihr Hauptauftrag ist nun die Bekämpfung des Schleusertums. Die Seenotrettung ist und bleibt jedoch auch weiterhin Teil dieses maritimen Einsatzes.

Momentan ist der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ zur EU-Mission im Mittelmeer abkommandiert. Seit den ersten Dezembertagen ist auch das Minenjagdboot „Weilheim“ Teil der Operation „Sophia“.

Das Boot des 3. Minensuchgeschwaders befand sich nach seiner Teilnahme an der Standing NATO Mine Counter Measures Group 2 (Ständiger Minenabwehrverband der NATO) unmittelbar vor der Heimreise nach Kiel, als die Marine umplanen musste. Denn kurz zuvor war die Fregatte „Augsburg“ aus dem „Sophia“-Verband herausgelöst und im Rahmen des neuen Syrieneinsatzes der Bundeswehr zum Schutz des französischen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“ abgestellt worden (von der „Charles de Gaulle“ aus fliegen Kampfjets der Franzosen Angriffe gegen die Terrorbewegung „Islamischer Staat“).

Die Hilfe der deutschen Marine kam am ersten Weihnachtstag

Am 25. Dezember nahm die „Berlin“ auf eine Bitte der Seenotleitstelle (Maritime Rescue Coordination Centre, MRCC) Rom hin etwa 40 Kilometer vor der libyschen Küste 505 Männer, 30 Frauen und vier Kinder aus seeuntauglichen Booten auf. Bei der Rettung wurde der Einsatzgruppenversorger von der spanischen Fregatte „Canarias“, dem italienischen Patrouillenschiff „Comandante Cigala Fulgosi“ sowie dem maltesischen Tanker „Silent“ unterstützt.

Die geretteten Personen wurden am Vormittag des 26. Dezember an das norwegische Versorgungsschiff „Siem Pilot“ übergeben, das im Auftrag von Frontex fährt. (Frontex: vom französischen Begriff „frontières extérieures“ = „Außengrenzen“/Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der EU-Mitgliedstaaten mit Sitz in Warschau.)

Seit dem 7. Mai dieses Jahres haben die Schiffe der deutschen Marine im Mittelmeer 10.528 Menschen aus Seenot gerettet.


Zu unserem Bildangebot:
1. November 2015 – Flüchtlinge erreichen mit letzter Kraft die griechische Insel Lesbos.
(Foto: © UNHCR/Achilleas Zavallis)

2. Gerettet – Flüchtlinge aus Syrien im Juli 2015 an der Küste von Lesbos.
(Foto: © UNHCR/Andrew McConnell)

3. Syrische Familien nach der lebensgefährlichen Überfahrt von der Türkei zur griechischen Insel Lesbos im Dezember 2015.
(Foto: © UNHCR/Achilleas Zavallis)

4. Soldaten des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“ retten am 25. Dezember 2015 vor der libyschen Küste insgesamt 539 Personen aus seeuntauglichen Booten.
(Foto: Achim Winkler/Bundeswehr)

5. Schiffbrüchige auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ im Oktober 2015.
(Foto: Alexander Gottschalk/Bundeswehr)

6. Im Jahr 2015 starben bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, etwa 3770 Migranten. Die Aufnahme entstand im Juli 2015 in der italienischen Hafenstadt Messina, Sizilien. 14 Flüchtlinge bezahlten die Reise über das Meer mit ihrem Leben.
(Foto: © UNHCR/Fabio Bucciarelli)


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