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Monrovia (Liberia). Die Bundeswehr hat am 10. März ihren Hilfseinsatz zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie im westafrikanischen Liberia offiziell beendet. An diesem Dienstag landeten die letzten deutschen Soldaten, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Liberias Hauptstadt Monrovia seit November vergangenen Jahres unterstützt hatten, wieder in der Heimat. Das DRK wird die gemeinsam aufgebaute Behandlungseinrichtung in Monrovia noch so lang wie nötig weiterführen. Die Luftbrücke der Bundeswehr, mit der bereits seit Oktober Hilfsgüter nach und in Westafrika transportiert wurden, soll noch bis zum Ende dieses Monats betrieben werden. Das logistische Drehkreuz dafür befindet sich in Dakar im Senegal.

Die Ebolafieber-Epidemie, die 2014 in mehreren westafrikanischen Ländern ausbrach, gilt nach der Zahl der erfassten Erkrankungen und Todesfälle als bisher größte Epidemie ihrer Art. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO: World Health Organization) erkrankten im Verlauf der Seuche – einschließlich der Verdachtsfälle – bislang mehr als 24.700 Menschen an Ebolafieber, rund 10.200 starben (Stand: 15. März 2015).

Ein internationaler Gesundheitsnotfall alarmiert die Vereinten Nationen

Die Epidemie war Anfang 2014 im Südosten Guineas ausgebrochen und im März offiziell bestätigt worden. In den folgenden Monaten wurden aus den benachbarten Ländern Sierra Leone und Liberia weitere Erkrankungen gemeldet, Anfang August dann auch aus Nigeria. Ende August traten zudem erste Fälle im Senegal auf, Mitte Oktober in Mali. Zu diesem Zeitpunkt wurden außerdem vereinzelt Ebolafieber-Erkrankungen in den USA und in Europa bekannt.

Anfang August riefen zunächst Liberia und Sierra Leone den Notstand aus, danach auch Nigeria. Die Grenzen zwischen den Staaten wurden geschlossen und der internationale Verkehr zum Teil durch Reisewarnungen eingeschränkt. Die WHO erklärte unmittelbar darauf die Epidemie nach Beratungen des zuständigen Notfallausschusses zum internationalen Gesundheitsnotfall. Am 18. September 2014 verkündete der Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), Ban Ki-moon, im Sicherheitsrat die VN-Mission UNMEER. UNMEER (UN Mission for Ebola Emergency Response) leistet den von der Seuche betroffenen Ländern Notfallhilfe.

Bundeswehr entsendet Kontingent „Humanitäre Hilfeleistung Westafrika“

Die Bundeswehr engagierte sich frühzeitig mit einer Reihe von Maßnahmen im Kampf gegen die tödliche Massenerkrankung.

Transall-Maschinen der deutschen Luftwaffe transportieren seit Mitte Oktober im Auftrag von UNMEER und des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (UN World Food Programme, WFP) vom senegalesischen Dakar aus Fracht nach Monrovia und zu den Hauptstädten Sierra Leones und Guineas, Freetown und Conakry. Darüber hinaus wurden und werden immer noch Hilfsgüter verschiedener Nichtregierungsorganisationen von Deutschland aus in das Krisengebiet in Westafrika geflogen.

Der zweite Aufgabenschwerpunkt des deutschen Bundeswehrkontingents „Humanitäre Hilfeleistung Westafrika“ war bis vor Kurzem die Unterstützungsleistung für das Deutsche Rote Kreuz in Monrovia.

Bereits am 22. September hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in einem Tagesbefehl um Freiwillige aus der Bundeswehr für die Ebola-Hilfe geworben. Rund 3000 Soldaten und zivile Mitarbeiter meldeten sich daraufhin. Davon wurden zunächst 300 Personen als geeignet ausgemacht. Etwa 150 Freiwillige wurden danach ausgebildet. Der Bedarf von bis zu vier Einsatzkontingenten konnte damit zunächst gedeckt werden. Im Januar folgten weitere Ausbildungen gemeinsam mit dem DRK.

Die letzten Bundeswehrangehörigen konnten nun aus Monrovia nach Deutschland zurückkehren, weil die Ebolafieber-Epidemie in Liberia zum Stillstand gekommen ist. Dies zumindest konnten VN und WHO in der dritten Februarwoche bekannt geben. 14 Tage lang zuvor hatte es im gesamten Land keine bestätigten Neuinfektionen mehr gegeben.

Soldaten unterstützten Deutsches Rotes Kreuz in Monrovia rund um die Uhr

Interessante Zahlen und zusätzliche Informationen zum Einsatz der Bundeswehr in Westafrika liefern Antworten der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

So erfahren wir aus dem Bundestagsdokument vom 27. Februar über die Arbeit der deutschen Soldaten in Liberia: „Angehörige der Bundeswehr, deren originäre Aufgabe die personelle Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes in der deutschen Ebola Treatment Unit (ETU) ist, haben keine direkte Behandlung von Ebola-Infizierten durchgeführt. Sie haben aber im John-F.-Kennedy-Krankenhaus in Monrovia eine Triage zum Ausschluss von möglichen Ebola-Infektionen bei neu aufzunehmenden Patienten aufgebaut und betrieben sowie die sanitätsdienstliche Versorgungseinrichtung von UNMIL (United Nation Mission in Liberia) durch Triage unterstützt.“

Bei der Triage, der Einteilung der Patienten nach der Schwere ihrer Erkrankung, sei es auch zu Kontakten mit Ebola-infizierten Patienten gekommen, so die Bundesregierung in ihrer Antwort weiter. Nach Umwidmung der deutschen ETU in eine „Severe Infection Temporary Treatment Unit“ (SITTU) seien dann ab dem 9. Februar dieses Jahres „mehrere Dutzend Patienten mit verschiedenen Infektionskrankheiten – außer Ebola – diagnostiziert und behandelt“ worden. Knapp 100 Patienten seien in der vorgeschalteten Triage untersucht worden.

Truppenpsychologe für freiwillige Helfer und Unterstützungspersonal

Als „freiwillige Helfer“ sollen der Regierung zufolge insgesamt 63 Militärangehörige sowie zwei zivile Mitarbeiter der Bundeswehr in Monrovia im Einsatz gewesen sein:
14 Soldaten als Ärzte;
21 Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter als Krankenpfleger beziehungsweise Rettungsassistent;
drei Soldaten als Desinfektor;
17 Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter als Techniker und Logistiker;
vier Soldaten als Stabsdienstbearbeiter;
vier Soldaten als militärische Pressevertreter.
Hinzu kam ein ziviler Angehöriger der Bundeswehr als Truppenpsychologe (Anm.: die Aufstellung der Bundesregierung für den Bereich „Militärangehörige“ meint Soldaten und Soldatinnen).

Für die Unterstützung des freiwilligen Personals soll die Bundeswehr in Monrovia nach Auskunft der Regierung 17 Soldaten sowie einen zivilen Bundeswehrangehörigen eingesetzt haben. Die Männer und Frauen waren in verschiedenen Bereichen tätig. In der offiziellen Aufstellung sieht dies so aus:
sieben Ärzte, davon fünf als Leiter Unterstützungselement für das Deutsche Rote Kreuz und zwei als Leiter eines Beweglichen Arzttrupps;
ein ziviler Angehöriger der Bundeswehr als Psychologe im Stab des deutschen humanitären Hilfskontingentes;
vier Soldaten als Rettungsassistenten;
vier Soldaten als Pressefachleute;
zwei Soldaten als Stabsdienstbearbeiter.

Erstaunlich ist – folgt man diesen beiden Aufstellungen, dass die Bundeswehr bei ihrer Mission „Humanitäre Hilfeleistung Westafrika“ alles in allem sechs Stabsdienstbearbeiter (in Monrovia?) brauchte: vier Freiwillige sowie zwei Soldaten für die Unterstützung des freiwilligen Hilfspersonals. Dazu (in Monrovia?) insgesamt acht „militärische Pressevertreter“ beziehungsweise „Pressefachleute“, denn jeweils vier Soldaten werden in beiden Aufstellungen „Freiwillige“ und „Unterstützungspersonal“ geführt.

Ganz besonderen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt

Diese Ungereimtheit mag mit dem Thema „Prinzip der Freiwilligkeit“ zu tun haben, das im Vorfeld des Monrovia-Einsatzes der Bundeswehr kurz auch von den Medien aufgegriffen worden war. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen jedenfalls hatte die Bundesregierung in ihrer Anfrage darauf noch einmal angesprochen: „Warum [galt] nach Einschätzung der Bundesregierung das Prinzip der Freiwilligkeit bei den sogenannten Unterstützungssoldatinnen und Unterstützungssoldaten nicht?“

Die Regierungsantwort: „Direkt in der Ebola-Behandlung eingesetztes Personal wird unmittelbar mit Leid, Krankheit und Tod konfrontiert. Es unterliegt einer besonderen psychischen sowie physischen Belastung (Anm.: Arbeit unter Vollschutz). Bei diesem Personal wird gemäß der Weisung der Bundesministerin der Verteidigung […] wie auch beim Deutschen Roten Kreuz ausschließlich auf Freiwilligkeit gesetzt. Soldatinnen und Soldaten hingegen, die nicht direkt in der Ebola-Behandlung zum Einsatz kommen, werden in etablierten Verfahren aus dem Gesamtpersonal der Bundeswehr ausgewählt.“ Und an anderer Stelle bekräftigt die Bundesregierung: Der Aufruf zur freiwilligen Meldung, der durch Verteidigungsministerin von der Leyen im Morgenmagazin der ARD am 22. September 2014 angekündigt und mit einem Tagesbefehl am selben Tag umgesetzt worden sei, beziehe sich explizit auf „Personal für den Betrieb einer Krankenstation“.

Kann es sein, dass der Autor der Auflistung „Personal“ sich letztlich nicht entscheiden konnte, ob nun etwa die Stabsdienst- und Pressesoldaten Freiwillige waren, oder „Abkommandierte“? Oder wurden tatsächlich so viele dieser Fachkräfte vor Ort in Monrovia benötigt? …

Taktischer Lufttransport „unter den gegebenen Rahmenbedingungen problemlos“

Fehlt am Schluss noch ein Blick auf die Transportleistungen der Bundeswehr im Rahmen ihrer Ebola-Hilfe. Dazu macht die Bundesregierung folgende Angaben: „Die Bundeswehr hat seit dem Beginn der Luftbrücke in der Krisenregion am 3. Oktober 2014 auf 278 Flügen mehr als 650 Tonnen humanitäres Material transportiert. Ergänzend hat die Bundeswehr bislang 16 Lufttransporte von Deutschland in die Krisenregion durchgeführt und dabei mehr als 165 Tonnen Material zur humanitären Hilfe verbracht.“

Sämtliche Hilfstransporte der Bundeswehr in der Krisenregion wurden durch das Hauptquartier von UNMEER koordiniert. Wie die Regierung in ihrer Antwort an Bündnis 90/Die Grünen mit Blick auf die betagten Transall-Maschinen der Luftwaffe nun ausführt, habe es dabei „eine große Nachfrage nach den Transportkapazitäten der Bundeswehr“ gegeben. Alle Bitten seitens UNMEER um Transporte in die Hauptstädte der Ebola-Krisenstaaten habe man durch die Bundeswehr erfüllen können. „Die Durchführung des taktischen Lufttransportes in der Krisenregion verlief unter den gegebenen Rahmenbedingungen problemlos.“

Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ warnt vor einer Rückkehr der Seuche

In Liberia hat es mittlerweile wieder einen bitteren Rückschlag gegeben. Nach gut einem Monat ohne Neuinfektionen ist in diesem Land erneut ein Mensch an Ebolafieber erkrankt. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, MSF) bestätigte am späten Freitagabend (20. März), dass in einem Spital eine Frau positiv getestet worden ist. Die Krankheit hat eine Inkubationszeit von 21 Tagen. Die doppelte Zeitspanne – 42 Tage – muss ohne Neuerkrankungen vergehen, ehe die WHO ein Land für „ebolafrei“ erklärt. In Liberia war zunächst seit dem 19. Februar kein neuer Fall mehr aufgetreten.

Noch am 23. März hatte die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ davor gewarnt, den Ebola-Ausbruch in Westafrika insgesamt vorschnell für beendet zu erklären. Die Warnung ist jetzt von der Realität überholt worden.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Ein Ebola-Überlebender in einem Behandlungszentrum in Nzérékoré in Guinea. Er unterstützt nun das Personal nach Kräften und kümmert sich um erkrankte Kinder. Die Aufnahme im „Child Care Centre“ entstand am 9. Januar 2015.
(Foto: Martine Perret/UNMEER/Vereinte Nationen)

2. Luftbild von Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Freiwillige Helfer und Unterstützungspersonal der Bundeswehr arbeiteten hier seit Herbst vergangenen Jahres Seite an Seite mit den Kräften des Deutschen Roten Kreuzes, um an Ebolafieber erkrankten Menschen zu helfen.
(Foto: Vereinte Nationen)

3. Szene aus dem UNMEER-Behandlungszentrum in Monrovia vom 19. Dezember 2014.
(Foto: Evan Schneider/UNMEER/Vereinte Nationen)

4. Ein Labortechniker bereitet sich am 18. Dezember 2014 auf der Isolierstation des Krankenhauses von Kabala, Sierra Leone, auf eine gefährliche Aufgabe vor. Er muss einem Patienten, der die Symptome der Ebolafieber-Erkrankung zeigt, Blut zur Laboruntersuchung abnehmen.
(Foto: Martine Perret/UNMEER/Vereinte Nationen)

 


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