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Solna (Schweden)/New York. Vor 67 Jahren – 1948 zur Überwachung des Waffenstillstandes im Palästinakrieg – haben die Vereinten Nationen erstmals unbewaffnete Militärbeobachter entsandt. In den folgenden Jahrzehnten waren zigtausende Friedenskräfte aus allen Erdteilen für die VN im Einsatz. 71 Peacekeeping-Missionen wurden bislang initiiert. Dabei starben rund 3400 Männer und Frauen im Dienst für die Vereinten Nationen. Am 29. Mai, am „Internationalen Tag der VN-Friedenstruppen“, erhielten 126 Menschen, die 2014 ihr Leben im Blauhelmeinsatz gelassen hatten, posthum die „Dag Hammarskjöld“-Medaille. Generalsekretär Ban Ki-moon beklagte bei der Feier in New York die hohe Zahl der Mitarbeiter der Organisation, die in den vergangenen Jahren bei Friedensmissionen den Tod fanden. Eine Untersuchung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) ergab nun allerdings, dass die Zahl der VN-Todesopfer in den Jahren 1990 bis 2015 nicht angestiegen ist. Die Forschungsarbeit von Jair van der Lijn und Timo Smit zeigt vielmehr, dass das Gefährdungspotenzial insgesamt eher konstant rückläufig ist.

Vor allem für Militärangehörige ist die Arbeit in Friedensmissionen der Vereinten Nationen in den vergangenen 25 Jahren sicherer geworden. Wie die kürzlich vorgestellte SIPRI-Studie mit dem Titel „Peacekeepers Under Threat? Fatality Trends in UN Peace Operations“ dokumentiert, hat die (relative) Zahl getöteter Soldaten seit den 1990er-Jahren stetig abgenommen.

Zwischen 1990 und 2005 wurden mehr als 1,5 Tote pro 1000 Soldaten verzeichnet, im Jahr 1993 wurde mit 3,3 Toten pro 1000 Mann ein negativer Rekord erreicht. 2006 und 2007 fiel die Zahl merklich, seit 2008 ist sie gleichbleibend bei einem Todesfall pro 1000 Soldaten. Nur im Jahr 2013 habe es wegen der Krise in Mali einen zeitweiligen Anstieg gegeben, erläuterte SIPRI-Forscher Timo Smit Zahlen der Untersuchung.

Rund 124.000 Männer und Frauen unterstützen aktuell 16 Friedensmissionen

In der öffentlichen Wahrnehmung scheinen VN-Friedensmissionen insgesamt gefährlicher geworden zu sein. Der Niederländer Jair van der Lijn, der gemeinsam mit Smit (Niederlande/Schweden) das SIPRI-Forschungsprojekt realisiert hat, nennt dafür folgenden Grund: „Es ist vor allem den sozialen Medien zu verdanken, wenn jeder Vorfall sofort von der Öffentlichkeit registriert wird.“ Außerdem würden vermeintlich hohe Opferzahlen von etlichen Nationen – vor allem von westlichen Staaten – dazu benutzt, einen eigenen geringen Beitrag zu den VN-Friedenseinsätzen zu rechtfertigen, erklärte van der Lijn bei der Präsentation der Studie.

Zum Stichtag 31. August 2015 waren nach Angaben der VN-Abteilung für Friedenssicherungseinsätze (Department of Peacekeeping Operations, DPKO) 106.245 Militärbeobachter, Soldaten und Polizisten aus 122 Staaten in 16 Einsätzen zur Friedenssicherung aktiv. Zusammen mit den zivilen Mitarbeitern betrug beziehungsweise beträgt die Gesamtzahl der in den aktuell 16 VN-Missionen tätigen Männer und Frauen 124.746.

Die größten Truppensteller sind momentan Bangladesch mit 9432, Äthiopien mit 8309, Indien mit 7794 und Pakistan mit 7533 VN-Angehörigen. Deutschland rangiert mit 172 Kräften auf Platz 61 der 124 Nationen, die momentan Personal zu den Vereinten Nationen entsenden (Stand: 31. August 2015).


Zu unserem Bildangebot:
1. Das Hintergrundbild unserer ersten Infografik zeigt VN-Friedenssoldaten aus Kambodscha auf dem Weg nach Gao im Norden Malis. Dort wurden sie später im Rahmen der Peacekeeping-Mission MINUSMA – UN Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali – eingesetzt. Die Aufnahme entstand am 14. Mai 2014.
(Foto: Marco Dormino/Vereinte Nationen, Infografik © mediakompakt 10.15)

2. Den Hintergrund unserer zweiten Infografik bilden Helme und Ausrüstungsstücke niederländischer VN-Soldaten in Gao, Nordmali. Die Aufnahme wurde am 26. Februar 2014 gemacht.
(Foto: Marco Dormino/Vereinte Nationen, Infografik © mediakompakt 10.15)

Kleines Beitragsbild: Nigerianischer VN-Soldat im Mai 1993 bei der zweiten UNOSOM-Friedensmission in Somalia, im Hintergrund die Hauptstadt Mogadischu.
(Foto: Milton Grant/Vereinte Nationen)


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