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Kabul (Afghanistan). Richtungweisende Zahlen über die aktuelle Lage in Afghanistan präsentiert auch in diesem Monat wieder der afghanische Nachrichtensender TOLOnews. Sein Sicherheitsreport für den vergangenen Monat März spricht von einer erschreckenden Zunahme ziviler Kriegsopfer landesweit. Die Gesamtzahl, so TOLOnews, sei im Vergleich zum Monat Februar um 88 Prozent angewachsen. Im Januar waren in Afghanistan durch Kampfhandlungen, Übergriffe, Selbstmordanschläge oder Sprengsätze 108 Zivilisten getötet worden, im Februar 84 und im März nun 158.

Wie Abbas Hussaini, ein Reporter des Senders erklärte, basieren die monatlichen TOLOnews-Statistiken auf Veröffentlichungen des afghanischen Inlandsgeheimdienstes (National Directorate of Security, NDS) und des afghanischen Verteidigungsministeriums sowie auf fremden und eigenen Medieninformationen.

TOLOnews – 24 Stunden rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche auf Sendung – gehört zum größten Medienunternehmen Afghanistans, der Moby Group. Die Moby Group wurde von Saad Mohseni, einem in Australien lebenden Afghanen gegründet, als dieser 2002 in sein Heimatland zurückkehrte. Die Zentrale befindet sich in der Hauptstadt Kabul, rund 400 Menschen arbeiten für das Unternehmen.

Afghanische Sicherheitskräfte führten im März rund 400 Operationen durch

Neben den zivilen Opfern verzeichnet der aktuelle Report im Monat März den Tod von 168 Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte (Februar 234, Januar 171). Militär und Polizei hatten im März im ganzen Land rund 400 Operationen gegen die Aufständischen durchgeführt und dabei nach eigenen Angaben eine große Menge an Waffen und Munition sicherstellen können. Die afghanische Luftwaffe führte dabei nach Regierungsangaben elf Luftangriffe durch.

Dem Sicherheitsreport von TOLOnews für den vergangenen Monat zufolge kamen 472 Aufständische ums Leben (Januar 1324, Februar 2056). Landesweit sollen in Afghanistan 1045 Menschen verletzt worden sein, die meisten davon Regierungsgegner. Insgesamt verzeichneten die Behörden im März 57 Angriffe der Taliban und anderer Gruppierungen, 44 Bombendetonationen, elf Selbstmordattentate sowie 23 Entführungen und andere Terrorakte.

Helmand-Provinz ist und bleibt gefährlichstes Terrain in Afghanistan

Mit Blick auf die zunehmenden Übergriffe der aufständischen Kräfte auf Zivilisten versicherte jetzt der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sediq Seddiqi: „Wir werden unsere Maßnahmen verstärken, um die Bevölkerung vor diesen terroristischen Attacken zu schützen.“ Der Parlamentsabgeordnete Mohammad Iqbal Safai warnte zeitgleich: „Wenn die Regierung nicht umfassende Maßnahmen zum Schutz der Zivilisten ergreift, wird sich die Sicherheitssituation in den kommenden Monaten in Afghanistan wesentlich verschlechtern.“

Laut TOLOnews-Report für März war der Süden der Provinz Helmand mit rund 90 Zwischenfällen der unsicherste Teil des Landes, gefolgt von den Unruheprovinzen Herat, Kandahar, Ghazni und Nangarhar. Die Provinzregionen Zentral-Bamyan und Nord-Samangan gelten zurzeit als die ungefährlichsten Gegenden Afghanistans.

Auch der aktuelle Sicherheitsbericht des Nachrichtensenders thematisiert abschließend eine neue Gefahr: Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) – auch „Daesh“ genannt – in Afghanistan versucht, Fuß zu fassen. Staatspräsident Ashraf Ghani hatte bei seinem Besuch in Washington im März ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Bedrohung durch den IS auch in Afghanistan mittlerweile äußerst real sei.


Die Aufnahme zeigt afghanische Sicherheitskräfte am 21. Juli 2011 in Lashkar Gah, Hauptstadt der Provinz Helmand. An diesem Tag übertrug die NATO-geführte internationale Schutztruppe (International Security Assistance Force, ISAF) die Sicherheitsverantwortung in diesem Landesteil an die nationalen Organe Armee und Polizei.
(Foto: Hamish Burke/ISAF)


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