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Berlin. Die Bundestagsfraktion der Linken beobachtet die Nachwuchswerbung und die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr seit Jahren schon mit wachsender Abneigung. Die Parlamentarierin Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, kommentierte am 14. April Informationen der Bundesregierung zum Thema „Umfang von Werbemaßnahmen der Bundeswehr im Jahr 2014“ denn auch entsprechend rigide. „Die hohe Intensität der militärischen Werbung läuft auf eine weitere Militarisierung der Gesellschaft hinaus“, so Jelpke. Und weiter: „Militärische Indoktrination und Werbung für eine militarisierte Außenpolitik haben auf Schulhöfen und in Klassenzimmern nichts zu suchen. Schulhöfe und Klassenzimmer dürfen keine Rekrutierungsbüros, sie sollten vielmehr Orte friedenspolitischer Diskussion sein.“ Die Bundesregierung hält dagegen und erinnert an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 2. März 1977. Darin sei klargestellt worden, dass die „Öffentlichkeitsarbeit von Regierung und gesetzgebenden Körperschaften […] nicht nur verfassungsrechtlich zulässig, sondern auch notwendig“ sei. Die Informationsarbeit der Bundeswehr trage dieser Notwendigkeit Rechnung. Davon abzugrenzen sei die Personalwerbung der Streitkräfte, so die Bundesregierung weiter. Diese „personalwerblichen Maßnahmen“ ergreife die Bundeswehr wie jeder andere Arbeitgeber auch, um „interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein Bild von der Vielfalt der attraktiven beruflichen Möglichkeiten und Perspektiven in ihrem Aufgabenbereich zu vermitteln“.

Ulla Jelpke, Wolfgang Gehrcke, Christine Buchholz und weitere Abgeordnete der Bundestagsfraktion Die Linke erhielten vor Kurzem innerhalb einer Woche erschöpfende Auskünfte zur Personalwerbung und zur Informationsarbeit der Bundeswehr. Zwei entsprechende Kleine Anfragen beantworteten die Bundesregierung am 26. und am 31. März.

Den Informationen zufolge gab die Bundeswehr im vergangenen Jahr insgesamt 29,9 Millionen Euro für ihre Nachwuchswerbung aus. Davon wurden Haushaltsmittel in Höhe von 21,1 Millionen Euro für personalwerbliche Maßnahmen verwendet. Geworben wurde dabei für die Truppe vor allem im Fernsehen (rund 6,8 Millionen Euro), gefolgt von Werbung im öffentlichen Raum (5,3 Millionen), Print (3,5 Millionen) und Internet (3,5 Millionen).

Die Linksfraktion hatte zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass das Budget für Werbeanzeigen bereits von 3,78 Millionen im Jahr 2008 auf 20,7 Millionen Euro im Jahr 2013 gestiegen sei.

Streitkräfte zeigten Flagge bei rund 1800 Messen und Ausstellungen

Nach Angaben der Bundesregierung wurden im Jahr 2014 für die Öffentlichkeits- beziehungsweise Informationsarbeit der Bundeswehr Haushaltsmittel in Höhe von rund 2,17 Millionen Euro ausgegeben.

Im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit hat die Bundeswehr dabei an sieben Fach- und Verbrauchermessen sowie an der Veranstaltung der Bundesregierung „Tag der offenen Tür“ teilgenommen. Insgesamt wurden für die Teilnahme an diesen acht Veranstaltungen Haushaltsmittel in Höhe von rund 429.000 Euro aufgewendet. Wie die Bundesregierung mitteilte, sei in der Öffentlichkeitsarbeit „kein signifikanter Unterschied zu den Vorjahren“ feststellbar.

Im Rahmen der Personalwerbung hat sich die Bundeswehr im Jahr 2014 an etwa 1800 Messen, Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen beteiligt. Dafür wurden rund 3,5 Millionen Euro aufgewendet.

Zentrales Messe- und Eventmarketing der Bundeswehr im Dauereinsatz

Die Bundeswehr-Beteiligung an den sieben zuvor genannten Messen war federführend vom Zentralen Messe- und Eventmarketing der Streitkräfte vorbereitet und durchgeführt worden. Die Beteiligung am „Tag der offenen Tür“ war vom Presse- und Informationsstab des Verteidigungsministeriums realisiert worden (Ausgaben für die sieben Messeveranstaltungen 406.000 Euro und für die Teilnahme an der Veranstaltung der Bundesregierung 23.000 Euro).

Im Rahmen der Personalwerbung hat das Zentrale Messe- und Eventmarketing im Vorjahr an 71 Veranstaltungen teilgenommen. Dafür waren Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt rund 1,7 Millionen Euro aufgewendet worden. Die Karrierecenter der Bundeswehr haben im vergangenen Jahr an rund 1700 Messen beziehungsweise Ausstellung teilgenommen. Dabei sind Ausgaben in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro angefallen.

Für das Jahr 2015 betragen die geplanten Gesamtausgaben im Rahmen der Nachwuchswerbung laut Bundesregierung voraussichtlich 35,3 Millionen Euro. Da die Maßnahmen der Bundeswehr-Personalwerbung derzeit noch weiterentwickelt würden, sei hier eine Angabe zur Aufteilung der Haushaltsmittel im Jahr 2015 noch nicht möglich, schreibt die Regierung in ihre Antwort.

Fast 10.000 Vorträge vor Schülern, Pädagogen und anderen Multiplikatoren

Zum Themenkomplex „Einsätze von Jugendoffizieren und Karriereberatern im Jahr 2014“ erfahren wir von der Bundesregierung ebenfalls interessante Details. So hielten die Vertreter der Bundeswehr 8100 Vorträge vor fast 140.000 Schülern und 1500 weitere Vorträge vor Jugendlichen und Multiplikatoren (beispielsweise Schulleiter, Lehrer, Politiker oder Medienvertreter).

Die Karriereberater, die gezielt über den Bereich „Arbeitgeber Bundeswehr“ informieren, haben sich im Jahr 2014 an rund 1000 Ausstellungen, Jobmessen, Projekttagen und ähnlichen Veranstaltungen auf Schulgeländen beteiligt. Sie erreichten dabei etwa 185.000 Schüler. Etwa 11.500 Schüler nahmen außerdem an den rund 340 Truppenbesuchen im Klassenrahmen teil, die von den Karriereberatern organisiert worden waren.

Darüber hinaus waren 2014 weitere rund 2700 Besuche bei der Truppe angeboten worden. Dieses Angebot nahmen etwa 16.000 Jugendliche und 1600 Multiplikatoren wahr. Mehr als 500 Lehrkräfte sowie Vertreter von Schulbehörden nahmen ebenfalls Einladungen der Bundeswehr zu einem Informationsbesuch an.

Die Karriereberater der Bundeswehr hielten zudem rund 1000 Vorträge in Jobcentern, Arbeitsagenturen und Berufsinformationszentren. Dabei erreichten sie geschätzt etwa 20.000 Personen.

Arbeitgeber „Bundeswehr“ im sicherheitspolitischen Umfeld

Die Bundesregierung nannte in ihrer Antwort zum Fragenkomplex „Jugendoffiziere und Karriereberater“ für das Jahr 2014 auch noch Personalzahlen. So waren im vergangenen Jahr „im Rahmen der Fachaufgabe durchschnittlich 83 Jugendoffiziere und 425 Karriereberater“ im Einsatz gewesen.

Die Kosten beziehungsweise Ausgaben für die Tätigkeit von Jugendoffizieren und Karriereberatern (Personal-, Sach- und Reisekosten) werden nicht gesondert erfasst. Für das Jahr 2014 können aber – unter Zugrundelegung der Organisationsstruktur und unter Berücksichtigung der Eckwerte der Besoldungs- und Entgeltstruktur – laut Bundesregierung Personalausgaben in Höhe von rund 4,6 Millionen Euro für Jugendoffiziere und rund 23,3 Millionen Euro für Karriereberater angenommen werden.


Zu unserem Bildangebot:
1. Karriereberater beim „Tag der offenen Tür“ im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin. Die Aufnahme entstand am 18. August 2012. In jenem Jahr nahm der Dienstsitz des Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt bereits zum zwölften Mal an der Veranstaltung der Bundesregierung „Einladung zum Staatsbesuch“ teil.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)

2. Out-of-home-Werbung – das neue Plakat „Wir.Dienen.Deutschland“ wird am 4. Juli 2011 im Verteidigungsministerium in Berlin angebracht.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

3. Der „Girl’s Day“ ist fester Bestandteil der Nachwuchswerbung der Bundeswehr. Das Bild zeigt Teilnehmerinnen dieser Veranstaltung am 27. März 2014 im Verteidigungsministerium, Dienstsitz Berlin. Hauptmann Manja Wollweber begrüßte dort die Besuchergruppe.
(Foto: Carsten Vennemann/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Open-Air-Konzert der Big Band der Bundeswehr beim „Tag der offenen Tür“ des Verteidigungsministeriums. Das Bild zeigt den farbig angestrahlten Dienstsitz am Abend des 26. August 2006.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)


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