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Hannover/Holzdorf. Mit JAWTEX 2014 ging am 22. Mai die größte multinationale Übung der Bundeswehr seit mehr als fünf Jahren zu Ende. Das Übungsgebiet reichte von Ostfriesland über Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Trainiert wurde bei dieser Joint Air Warfare Tactical Exercise das Zusammenspiel von Luftstreitkräften mit Heeres- und Marineverbänden, militärisch bezeichnet als „Air Surface Integration“. Ein weiterer Schwerpunkt der Großübung, die am 12. Mai begonnen hatte, war die „streitkräftegemeinsame Feuerunterstützung“. JAWTEX 2014 gilt unter Planern der Bundeswehr als völlig neuer Übungstyp für die deutschen Streitkräfte. „Breite vor Tiefe“ – dies ist dabei der entscheidende Unterschied zu der früheren ELITE-Übungsserie (ELITE: Electronic Warfare Live Training Exercise).

Bei JAWTEX 2014 übten im gesamten Norden und Nordosten der Bundesrepublik rund 4500 Soldaten, etwa 800 davon kamen aus elf Partnernationen. Neben Deutschland beteiligten sich Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweiz, Slowenien, Türkei, Ungarn und die Vereinigten Staaten. Verantwortlich für die Vorbereitung und Durchführung der Übung war das Zentrum Luftoperationen in Kalkar, das neben dem Exercise Director (Leiter der Übung) auch wesentliche Teile des Planungsstabes stellte. Insgesamt hatten die Planungsarbeiten für JAWTEX 2014 nach Auskunft der Luftwaffe fast drei Jahre gedauert.

Alle Übungsabschnitte und Teilmissionen von JAWTEX wurden detailliert dokumentiert und werden mittlerweile ausgewertet, sodass Schlüsse für die weitere Entwicklung des streitkräftegemeinsamen Wirkens der Bundeswehr gezogen werden können.

Gesamtes Aufgabenspektrum der Luftstreitkräfte

Im Rahmen von JAWTEX 2014 wurde praktisch das gesamte Aufgabenspektrum von Luftstreitkräften trainiert: Luftangriff und Luftverteidigung, Lufttransport und Evakuierungsoperationen. Immer im Mittelpunkt: das Zusammenwirken von Kräften der Luftwaffe mit denen des Heeres und der Marine. Ein Führungsgefechtsstand am Standort Holzdorf plante, wies an und steuerte dabei sämtliche Übungsaktivitäten.

Die Luftwaffe realisierte im Kernübungszeitraum 12. bis 22. Mai fast 1200 Missionen. Beteiligt waren 105 Luftfahrzeuge und 1300 Soldaten. Kampfflugzeuge, Transportmaschinen und Hubschrauber flogen von den Plätzen Jagel, Wittmund, Hohn, Laage, Holzdorf, Stendal und Faßberg aus. Von Köln aus operierte ein A310-Tanker. Die NATO stellte aus Geilenkirchen das fliegende Überwachungssystem AWACS zur Verfügung. Im Rahmen der Übungsszenarien wurden Bereiche auf den Truppenübungsplätzen Munster/Bergen, Altengrabow und Klietz sowie das Seegebiet um Helgoland angeflogen.

Das Heer führte bei JAWTEX 2014 mit rund 1600 Soldaten luftbewegliche Operationen, Gefechtsschießen und eine Lehrvorführung für Logistik bei Luftlandeoperationen durch und brachte so die Fähigkeiten seiner Division Schnelle Kräfte in das Joint-Szenario ein.

Die Marine beteiligte sich im Seegebiet der Deutschen Bucht an dem Manöver mit vier Schiffen. Dies waren die Fregatte „Hamburg“, der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ und der Betriebsstofftransporter „Spessart“, die zu dem Zeitpunkt den Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) 2014 unserer Marine bildeten. Hinzu kam noch die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“.

Zusammenwirken mit Heeresfliegern, Fallschirmjägern und Artillerie

Die bodengebundene Luftverteidigung war bei JAWTEX mit den Systemen Patriot, Aster SAMP/T und Crotale (beide Frankreich) sowie dem Surface to Air Missile Operation Center (SAMOC) auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow vertreten.

Auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen wurde das Zusammenwirken der Luftwaffe mit Fallschirmjägerkräften, Heeresfliegern und der Artillerie geübt. Zum Einsatz kam dabei auch das leichte Flugabwehrsystem Ozelot, das einzige gepanzerte Kettenfahrzeug im Bereich der Luftwaffe. Das Heer setzte außerdem unbemannte Aufklärungssysteme vom Typ LUNA (Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs Ausstattung), ALADIN (Abbildende Luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich) und MIKADO (Mikroaufklärungsdrohne im Ortsbereich) ein.

Auf dem Truppenübungsplatz Klietz wurde eine große Luftlandeoperation durchgeführt, an der mehr als 900 Soldaten verschiedener Nationen teilnahmen.

Welchen Stellenwert JAWTEX 2014 nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die teilnehmenden Partnernationen hatte, lässt sich bereits an den beteiligten Waffensystemen erkennen. So waren mit finnischen F-18, türkischen F-16, deutschen und italienischen Eurofightern oder ungarischen Gripen modernste Kampfjets im Einsatz. Deutsche C-160 Transall flogen Seite an Seite mit niederländischen C-130 Hercules. Und im Bereich der Hubschrauber kamen österreichische Blackhawk, Cougar aus Slowenien und der Schweiz gemeinsam mit deutschen CH-53, NH90 und Tiger zum Einsatz.

Lücken in der streitkräftegemeinsamen Zusammenarbeit erkennen

Brigadegeneral Burkhard Pototzky, Leiter der Großübung, äußerte sich beim Abschlussappell im brandenburgischen Holzdorf noch einmal zur Dimension von JAWTEX 2014: „Diese Übung hat internationale Aufmerksamkeit hervorgerufen, war sie doch eine der größten Übungen der letzten Jahre in Mitteleuropa.“ Dass JAWTEX in keinerlei Zusammenhang mit der aktuellen Ukrainekrise stand, wurde von Vertretern der Bundeswehr übrigens mehrfach betont. Ein Sprecher gegenüber den Medien: „Die Übung war bereits im Februar vergangenen Jahres beschlossene Sache – zu diesem Zeitpunkt gab es diesen Konflikt noch nicht.“

Pototzky, in Kalkar einer der Abteilungsleiter im Zentrum Luftoperationen, zog am Schluss folgendes Fazit. Er begann mit den Zielsetzungen: „Unser Anspruch für diese Übung – als streitkräftegemeinsamer multinationaler Höhepunkt zur Einsatzausbildung und Weiterbildung der Kräfte – war durchaus ambitioniert. Wir wollten die Verfahren in der Zusammenarbeit üben und bewerten, Lücken in der Zusammenarbeit erkennen und diese zur Weiterentwicklung und Vertiefung der streitkräftegemeinsamen Zusammenarbeit auf der taktischen Ebene nutzen.“

Gemeinsames operatives und taktisches Verständnis entwickeln

Jeder Einzelne müsse begreifen, so der Leiter der Übung weiter, dass man „als Bundeswehr“ nur dann erfolgreich gemeinsam operieren könne, wenn man die Denkweisen, das Handeln und die Sachzwänge aller an einer Operation beteiligten Kräfte kenne und ein gemeinsames operatives und taktisches Verständnis entwickele. Pototzky erinnerte an Fliegerleitoffiziere auf den Fregatten, die Kampfflugzeuge in den Einsatzraum geführt hatten oder an Forward Air Controller, die im Rahmen von Joint Fire Support mithilfe der Jets Bodenziele bekämpft und so eine Operation der Fallschirmjäger wirksam unterstützt hatten.

Abschließend forderte der Brigadegeneral: „Es gilt nun, an den positiven Erfahrungen aus JAWTEX 2014 anzuknüpfen. Ziel muss sein, aus dem Nebeneinander jetzt ein Miteinander zu machen, das über diese Übung hinausreicht.“ Die nächste JAWTEX soll im Jahr 2016 stattfinden.

Text: Christian Dewitz (mit Material PrInfoZ Luftwaffe)


Zu unserer Bildsequenz:
1. An JAWTEX 2014 nahmen mehr als 100 Luftfahrzeuge teil – Kampfjets, Transportmaschinen, Tanker und Hubschrauber.
(Foto: PrInfoZ Luftwaffe)

2. Soldaten der 2. Kompanie Fallschirmjägerbataillon 373 waren während der Großübung als Angriffskräfte eingesetzt – im Bildhintergrund ein Übungsdorf.
(Foto: Gerrit Burow/Bundeswehr)

3. Panzergrenadiere aus Oberviechtach und ein Blackhawk-Hubschrauber aus Österreich.
(Foto: Gerrit Burow/Bundeswehr)

4. Fernspäher der Fernspählehrkompanie.
(Foto: Gerrit Burow/Bundeswehr)

5. Zwei Tornado Recce Lite des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 bei JAWTEX in Warteposition – vor den beiden Maschinen ein Tornado IDS des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 im Landeanflug.
(Foto: Carsten Vennemann)


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