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Stuttgart/Lviv (Ukraine). Mit einem feierlichen Schlussappell endete am 26. September im westukrainischen Yavoriv nahe Lviv (Lemberg) die multinationale Übung „Rapid Trident 2014“. Bei „Rapid Trident“ handelt es sich um eine Serie im Geiste der NATO-Initiative „Partnerschaft für den Frieden“ (Partnership for Peace, PfP), die die Ukraine regelmäßig in enger Zusammenarbeit mit den USA und unter Einbindung weiterer Länder durchführt. In diesem Jahr hat die PfP-Veranstaltung, die Moskau lange bereits angekündigt worden war, zu zusätzlichen Spannungen zwischen Russland und dem Westen geführt. Obwohl das Übungsgelände rund 1200 Kilometer westlich der ukrainischen Krisenregionen liegt, hatte beispielsweise der russische Außenminister Sergej Lawrow von „Stimmungsmache“ gesprochen. Der russische Außenpolitiker Alexej Puschkow hatte gewarnt: „Der Westen schadet damit nur sich und allen anderen.“ Ein derartiges Manöver in einem Bürgerkriegsland sei unverantwortlich und eine Provokation.

Die Übung „Rapid Trident 2014“ hatte am 15. September auf dem Truppenübungsplatz Yavoriv in der Ukraine begonnen. Insgesamt beteiligten sich rund 1300 Soldaten aus 15 Ländern. Folgende Nationen waren – neben dem Gastgeberland – vertreten: Aserbaidschan, Bulgarien, Deutschland, Georgien, Großbritannien, Kanada, Lettland, Litauen, Moldawien, Norwegen, Polen, Rumänien, Spanien und die USA. Die Ukraine war mit etwa 600 militärischen Kräften der größte Teilnehmer.

Die Bundeswehr hatte bereits 2010 und 2013 Personal in die Ukraine zu „Rapid Trident“ entsandt. Diesmal unterstützten drei deutsche Offiziere die Leitung des kombinierten Land- und Luftwaffenmanövers. Sie kamen vom Zentrum Operative Kommunikation (Mayen) und vom Zentrum für zivil-militärische Zusammenarbeit (Nienburg an der Weser).

Übung wegen der Sicherheitslage im Osten der Ukraine zunächst verschoben

Initiator der „Rapid Trident“-Serie und mitverantwortlich für deren Durchführung ist das US-Oberkommando in Europa (United States European Command, USEUCOM). Es hat seinen Sitz in den „Patch Barracks“ in Stuttgart-Vaihingen. Ursprünglich war „Rapid Trident 2014“ für Juli geplant gewesen, war dann aber vor allem wegen der Sicherheitslage in der Ostukraine auf September verschoben worden (wir berichteten). Die Übung dient der Interoperabilität der ukrainischen Streitkräfte für den Fall, dass diese an internationalen Missionen teilnehmen. Derzeit dienen beispielsweise zehn ukrainische Soldaten bei ISAF in Afghanistan.

Bei „Rapid Trident 2014“ lag ein großer Schwerpunkt auf dem Verhalten militärischer Kräfte in einem urbanen Umfeld. Trainiert wurde deshalb beispielsweise die Durchsuchung und Sicherung von Gebäudekomplexen. Weitere Szenarien befassten sich mit der Organisation und Durchführung von Patrouillen und Konvoifahrten oder mit dem Aufspüren improvisierter Sprengsätze und deren Entschärfung. Intensiv geübt wurden außerdem Rettungsmissionen.

„Übungen wie ,Rapid Trident‘ verbessern die Gefechtsbereitschaft unserer Streitkräfte enorm“, erklärte in Yavoriv der Oberbefehlshaber des ukrainischen Heeres, Generalleutnant Anatoliy Pushniakov. Viele ukrainische Soldaten, die an vergangenen „Rapid Trident“-Manövern teilgenommen hätten, würden heute im Osten des Landes kämpfen. Diesmal habe man sich dazu entschlossen, auch Kadetten der Streitkräfte an der Übung teilnehmen zu lassen. „Denn diese sind die Zukunft der ukrainischen Streitkräfte“, argumentierte Pushniakov.

Schrille Warnungen aus Russland und bescheidene Proteste in Stuttgart

„Rapid Trident 2014“ wurde – wie eingangs bereits erwähnt – von massiven Protesten aus Moskau begleitet. Leonid Iwaschow etwa hatte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti die Übung als „eine Provokation“ inmitten des Ostukrainekonflikts bezeichnet. Der Generaloberst a.D., Militärexperte und Autor sicherheitspolitischer Publikationen hatte zudem die Sorge geäußert, ein begrenztes NATO-Truppenkontingent könnte „nach dem Manöver einfach in der Ukraine verbleiben“.

Sogar in Deutschland war davor gewarnt worden, mit „Rapid Trident 2014“ weiteres Öl ins Feuer der russisch-ukrainischen Auseinandersetzungen zu gießen. In Stuttgart-Vaihingen hatten sich dazu am Abend des 11. September rund 250 Menschen nahe der Kommandozentrale von USEUCOM versammelt, um gegen das „Kriegsmanöver der NATO in der Ukraine“ zu protestieren. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Aktionsbündnis „Krieg aus Stuttgart stoppen“.

Offenbar keine weitere US-Truppenreduzierung in Europa geplant

Dass dem diesjährigen Manöver „Rapid Trident“ durchaus eine ganz besondere Bedeutung zukam, wurde spätestens am 19. September beim Medientag in Yavoriv deutlich. An diesem Freitag äußerte sich dort auch US-Staatssekretär John McHugh, zuständig für die U.S. Army. Gegenüber der Presse sagte er: „Sollte irgendjemand Zweifel an den Absichten der USA haben, in der Schwarzmeerregion für Sicherheit zu sorgen, dann möge er bitte auf ,Rapid Trident 14‘ schauen.“ Die Entscheidung, US-Soldaten gerade in Zeiten der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine hierhin zu einem Manöver zu entsenden, sollte nicht nur die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten und Partner demonstrieren. Es sei auch ein starkes Signal an all die Alliierten im Osten des NATO-Bündnisses, die über die Ereignisse in der Ukraine mehr als beunruhigt seien.

U.S. Army Generalleutnant Ben Hodges, Oberbefehlshaber des NATO-Kommandos Landstreitkräfte im türkischen Izmir, sprach in der Presserunde in Yavoriv davon, dass die starken Zeichen der Gemeinsamkeiten, die von „Rapid Trident 2014“ ausgingen, zugleich auch ein Signal der Solidarität der Nationen sei, die hier in der Ukraine übten.

Generalleutnant Donald M. Campbell, Kommandeur der U.S. Army in Europa (USAREUR), gab am Medientag auch zu verstehen, dass es wahrscheinlich keine weitere US-Truppenreduzierung in Europa geben werde und die aktuellen Strukturen wohl nun Bestand haben könnten. Er fühle, so Campbell, dass die derzeitige Umfangsstärke in Europa mittlerweile die richtige sei. „Unsere momentane Truppenstärke von rund 30.000 Soldatinnen und Soldaten in Europa erscheint in Kombination mit einer größeren Anzahl rotierender Einheiten ausreichend dafür zu sein, auch ausgedehntere Missionen auf dem alten Kontinent durchführen zu können“, meinte der Commander mit Blick auf die Ereignisse in der Ukraine.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Ukrainische Spezialkräfte trainierten bei „Rapid Trident 2014“ in urbaner Umgebung auch die Durchsuchung und Sicherung von Gebäuden.
(alle Fotos: Joshua Leonard/USAREUR)

2. Abschlusszeremonie der multinationalen Übung am 26. September mit Vertretern aller 15 beteiligten Nationen.

3. Ein Angehöriger der 173. US-Luftlandebrigade bei einem Übungsteil „Konvoisicherung“.

4. Ein Übungsteilnehmer der Bundeswehr (Mitte) auf dem Truppenübungsplatz bei Yavoriv im Gespräch mit Soldaten anderer Nationen.

5. Soldat der ukrainischen Armee bei einer Rettungsmission während „Rapid Trident 2014“.

6. US-Commander Donald M. Campbell (rechts) und der Oberbefehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Generalleutnant Anatoliy Pushniakov.

Unser Großbild auf der START-Seite zeigt einen Ausbilder der 173. Airborne Brigade der U.S. Army und Soldaten der ukrainischen Armee vor einer Gebäudedurchsuchung bei „Rapid Trident 2014“.
(Foto: Joshua Leonard)


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