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Nachrichten



Bonn. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg, vor 25 Jahren fiel die Mauer – 2014 ist ein ganz besonderes Jahr mit historisch denkwürdigen Momenten. Anlass für den Sender phoenix, sich in der Vorwoche des Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen mit dem Themenkreis „Krieg & Frieden“ zu befassen. Dabei werden im Programmzeitraum 25. August (Montag) bis 31. August (Sonntag) vergangene und aktuelle Waffengänge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet – in einem Werkstattgespräch, in der phoenix-Runde und mit preisgekrönten Dokumentationen.

Den Auftakt der phoenix-Themenwoche machte am Montagabend der Schwerpunkt „Reporter im Krieg“. In der Nacht von Montag auf Dienstag (26. August) knüpfte die Redaktion daran an und zeigte zunächst als Hommage an Peter Scholl-Latour, der am 16. August im Alter von 90 Jahren starb, den Dokumentarklassiker „Acht Tage beim Vietcong“. Es folgte eine vierteilige Dokumentarserie über die Arbeit der Auslandskorrespondenten in Krisen- und Kriegsgebieten.

Mit fünf Dokumentarbeiträgen – alle unter dem Leitmotiv „Moderne Kriege“ – wagt der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF dann am Dienstagabend ab 20.15 Uhr Prognosen für die Zukunft.

Über die Hoheit im Web und die Macht in der realen Welt

Es war Mitte Juli 2013, gut sechs Wochen nach Bekanntwerden des Spähprogramms „Prism“. Keith Alexander, damals Chef des größten Auslandsgeheimdienstes der USA, NSA (National Security Agency), wählte gegenüber der deutschen Öffentlichkeit klare und kühle Worte. Auf einem Sicherheitsforum in Aspen im US-Bundesstaat Colorado erklärte er: „Wir sagen ihnen nicht alles, was wir machen oder wie wir es machen – aber jetzt wissen sie es.“

Die Aufregung darüber, dass auch „der Freund“ mithört, war, ist und bleibt groß. Jeden Tag tauchen neue Details auf, veröffentlicht von Edward Snowden, einem ehemaligen Mitarbeiter der NSA. Doch was wissen die Menschen in Deutschland und sonst auf der Welt wirklich vom Ausmaß der Überwachung, Ausforschung und Bespitzelung ihres Lebens? Die Enthüllungen aus dem Innersten der Geheimdienste könnten eine Zeitenwende sein. Die Unbefangenheit im Umgang mit dem Internet scheint dahin.

Elmar Theveßen, Thomas Reichart, Johannes Hano und Heike Slansky schauen in ihrem Beitrag „World Wide War – der geheime Kampf um die Daten“ (ZDF/2013) unter die Oberfläche der vermeintlichen schicken Internetwelt. Sie zeigen, wie einfach es ist, über das Netz in technische Anlagen einzudringen, wie mit Hinweis auf die Terrorabwehr das Post- und Fernmeldegeheimnis verletzt wird und wie private Räume immer mehr öffentlich werden. Bei allem geht es um die Hoheit im Cyberspace und damit auch um die Machtposition in der realen Welt.

Wenn Großmächte um kleine Inselstaaten buhlen

Tonga, das Insel-Königreich in der Südsee, mag als Startpunkt der Dokumentarreise „Machtfaktor Erde – Militärs an der Klimafront“ überraschen. Aber hier verläuft eine Frontlinie in der beginnenden Auseinandersetzung zwischen der alten Pazifikmacht USA und der aufsteigenden regionalen Großmacht China.

Klimawandel ist in dieser Auseinandersetzung zu einem entscheidenden Faktor geworden. Vanuatu und Tonga stehen im jüngsten Weltrisikobericht der Vereinten Nationen ganz oben. Ein trauriger erster Rang. Sie werden am ehesten von Naturgewalten bedroht. Die Inselstaaten des Pazifik sind verunsichert – und auf der Suche nach starken Partnern. Umgekehrt gibt es auch viel zu gewinnen in Inselstaaten wie Tonga. Tiefseebergbau wird im 21. Jahrhundert eine immer wichtigere Rolle bei der Ressourcenversorgung spielen. Nach dem Seerecht der Vereinten Nationen gehört zu jeder Insel – und sei sie noch so klein – eine Wirtschaftszone von 200 Meilen.

So stattete nicht nur die chinesische Marine der winzigen Pazifiknation bereits einen Besuch ab, sondern auch die US-Flotte mit Admiral Mike Mullen. Der Generalstabschef erklärt Claus Kleber im Interview, dass der Klimawandel vom US-Militär sehr ernstgenommen wird. Mullen ist sich der strategischen Bedeutung dieses Wandels bewusst. „In der Geschichte haben derart gewaltige Umwälzungen immer Konflikte bedeutet“, warnt der Marineoffizier.

Das Militär wird in der Zukunft auch an der Klimafront gefordert sein. Bei sich mehrenden Katastropheneinsätzen und wenn sich der Klimawandel in ohnehin kritischen Regionen als Konfliktbeschleuniger erweisen sollte.

Zukunftsvisionen von der Arktis bis zum Blauen Nil

Kleber und seine Begleiter durften als erstes westliches Team auch Truppenübungen im eisigen Petschenga bei Murmansk filmen. Mittlerweile hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Errichtung eines „Militärkommandos Arktis“ verkündet. Kanada verstärkt ebenfalls in seinen riesigen arktischen Gebieten die Militärpräsenz. Welche Nationen werden sich in Zeiten des Klimawandels behaupten können? Die skrupellosen, die vorausschauenden, die gierigsten Nationen? Die, die bereit sind, ihr Militär einzusetzen?

Arme Länder werden unter einem Klimawandel am meisten zu leiden haben. Und doch könnten einige mit einem in diesen Zeiten wichtiger werdenden Gut pokern: Wasser! In Äthiopien sammelt sich im Hochland der Regen und wird zum Blauen Nil. Zusammen mit dem Weißen Nil aus Sudan speist er flussabwärts Ägyptens Lebensader. Claus Kleber lernt bei einer Wanderung mit einem äthiopischen Agrarwissenschaftler zu Afrikas zweitgrößtem Wasserfall, dem Tis Issat („Rauchendes Wasser“), dass Äthiopien seinen größten Schatz in Zukunft selbst stärker ausnutzen will – für die eigene Landwirtschaft und Energieversorgung.

Fragen nach dem großen Spiel rund um das „Tor der Tränen“

Am Horn von Afrika bedrohen seit Jahren Piraten die internationale Schifffahrt. Die Dokumentation der kanadischen Filmemacher Alexandre Trudeau und Jonathan Pedneault schildert die Hintergründe der geopolitischen Interessen der Weltmächte im Kampf um die Kontrolle von Land und Wasser in diesem Teil der Welt.

Trudeau und Pedneault stellten internationalen Experten und Politikern Fragen nach den Regeln des neuen großen Spiels rund um das „Tor der Tränen“, wie die Meeresenge zwischen dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean auch genannt wird. Sie sollten unter anderem Antwort darauf geben, ob es ein Interesse an der Präsenz der Piraten in diesem Krisengebiet zwischen Asien und Afrika gibt.

Über einen Krieg, der völlig außer Kontrolle geraten ist

Die Dokumentation „Schmutzige Kriege – die geheimen Kommandoaktionen der USA“ von Richard Rowley und Jeremy Scahill (NDR/2013) führt in eine völlig unbekannte Welt von geheimen Kriegseinsätzen der Vereinigten Staaten in Ländern wie Afghanistan, Jemen, Somalia und anderen Gebieten.

Teils Politthriller, teils Detektivfilm beginnt „Schmutzige Kriege“ als investigative Reportage über einen nächtlichen Angriff von US-Einheiten in Afghanistan, bei dem viele Zivilisten starben. Schnell entwickelt sich eine weltweite Recherche über eine bis dahin unbekannte Parallelwelt der mächtigen und streng geheimen Spezialeinheit der US-Regierung, genannt Joint Special Operations Command (JSOC).

Filmautor Scahill findet immer mehr über das JSOC heraus, deckt brutale Einsätze auf, die sorgfältig vor der Öffentlichkeit verheimlicht werden, ausgeführt von Soldaten, über die es keinerlei Unterlagen gibt. Sie können somit auch nie vom Kongress vernommen werden und müssen offenbar keine Rechenschaft über ihr Handeln ablegen. Im Militärjargon arbeitet die JSOC nach dem Motto „Finden, fixieren und erledigen“. Die Teams arbeiten eine geheime Tötungsliste ab. Es gibt kein Ziel, das für diese Truppe nicht legitim wäre, auch US-amerikanische Staatsbürger werden nicht verschont.

Scahill deckt die Folgen eines Krieges auf, der völlig außer Kontrolle geraten ist. CIA-Agenten, Kämpfer der Special Forces, Generäle und von den USA finanzierte Warlords – sie alle treten aus dem Dunkel der Geheimhaltung vor die Kamera und reden über ihre Einsätze, viele von ihnen zum ersten Mal. Auch die Überlebenden der meist nächtlichen Attacken und Drohnenangriffe kommen zu Wort, darunter auch die Familie des ersten US-amerikanischen Staatsbürgers, der von seiner eigenen Regierung gejagt und getötet wurde.

Auf Spurensuche im gefährlichsten Land der Erde

Das Containerschiff „Taipan“ der Hamburger Reederei Komrowski befindet sich auf dem Weg von Dschibuti nach Mombasa, als es von Piraten angegriffen und gekapert wird. Eine von inzwischen mehr als 1000 Schiffsentführungen weltweit. Doch diese endet spektakulär. Denn zufällig wird die Piratenattacke von einem Aufklärungsflugzeug der deutschen Marine beobachtet. 500 Seemeilen vor der afrikanischen Küste läuft eine Rettungsaktion an.

Eine Fregatte der niederländischen Armee wird zur „Taipan“ beordert. Den Soldaten gelingt es in einem massiven Feuergefecht, das Schiff zurückzuerobern und die zehn somalischen Entführer gefangenzunehmen. Und weil die „Taipan“ ein deutsches Schiff ist, werden die Somalier deutschen Behörden übergeben.

ARD-Reporter Ashwin Raman hat für seinen Film „Entführung auf hoher See – somalische Piraten und der Fall MV Taipan“ die Hintergründe solcher Schiffsentführungen recherchiert. Seine Spurensuche führte ihn nach Indien, Kenia, Hongkong und nach Somalia, Menschenrechtsorganisationen zufolge das derzeit gefährlichste Land der Erde.

Seit 20 Jahren wird Somalia von einem grausamen Bürgerkrieg verwüstet; es gibt keine staatlichen Autoritäten, weite Teile des Landes befinden sich in der Hand der radikalislamischen al-Shabaab-Milizen. Ramans Film gibt einen tiefen Einblick in die Wirklichkeit eines gescheiterten Landes, das immer tiefer in einen Abgrund von Armut, Krieg und Verbrechen stürzt.


Randnotiz                                  

Krieg & Frieden – eine phoenix-Themenwoche von Montag (25. August) bis Sonntag (31. August 2014).
Dienstag, 26. August, Themenschwerpunkt „Moderne Kriege“:
20.15 Uhr | World Wide War – der geheime Kampf um die Daten
21.00 Uhr | Machtfaktor Erde – Militärs an der Klimafront
21.45 Uhr | Das große Spiel um Macht und Öl
22.40 Uhr | Schmutzige Kriege
23.25 Uhr | Entführung auf hoher See – somalische Piraten und der Fall „MV Taipan“
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserer Bildsequenz:
1. und 2. Die NSA (National Security Agency) ist der größte Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten. Die NSA ist für die weltweite Überwachung, Entschlüsselung und Auswertung elektronischer Kommunikation zuständig und in dieser Funktion ein Teil der Intelligence Community, in der sämtliche Nachrichtendienste der USA zusammengefasst sind. Hauptsitz ist Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland, rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Washington.
(Fotos: NSA)

3. Chinesischer Flottenbesuch im September 2010 in Nukuʻalofa, der Hauptstadt Tongas.
(Foto: Deng Youbiao/PLA Daily)

4. Tis Issat – die Wasserfälle des Blauen Nils nahe Bahir Dar.
(Foto: Globetrotter-Fotos.de)

5. Russischer Grenzposten in der Arktis. Seit etwa 2012 werden diese Militärstationen weiter ausgebaut.
(Foto: Trude Pettersen/Barents Observer)

6. Multinationale Seeüberwachung am Horn von Afrika und im Arabischen Meer – die Aufnahme vom Mai 2012 zeigt die Kontrolle einer verdächtigen Dhau durch kanadische Marinesoldaten.
(Foto: Combined Maritime Forces)

7. Das United States Joint Special Operations Command (JSOC) ist eine Kommandoeinrichtung der US-Streitkräfte, die Verbundoperationen mit mehreren Spezialeinheiten verschiedener Teilstreitkräfte leitet und koordiniert. Das Bild entstand während einer Übung von JSOC-Angehörigen in Tampa, US-Bundesstaat Florida.
(Foto: Jay Conner/Tampa Tribune)

8. Die Piraterie am Horn von Afrika bedroht wichtige internationale Schifffahrtsrouten sowie die Nahrungsmittelhilfe für Millionen Somalier. Rund tausend Piraten operieren von der Küste Somalias aus im Indischen Ozean und im Roten Meer. Die teilweise gut bewaffneten Milizen bewegen sich in dem Land in einem nahezu rechtsfreien Raum. Dies nutzen die Hintermänner der Banden für ihre Geschäfte skrupellos aus.
(Foto: SWR-Pressestelle/ARD)


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