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Brunssum (Niederlande)/Hamburg. Am 31. Dezember 2014 endet der Kampfeinsatz der NATO-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan. Dem ISAF-Einsatz folgt am 1. Januar 2015 nahtlos die neue Mission „Resolute Support“, eine Ausbildungs-, Beratungs- und Unterstützungsmission. Für einen Beitrag der NDR-Sendereihe „Streitkräfte und Strategien“ interviewte Redakteur Andreas Flocken vor Kurzem den deutschen Vier-Sterne-General Hans-Lothar Domröse. Der Commander in Chief des Joint Force Command (JFC) im niederländischen Brunssum äußerte sich unter anderem zur NATO-Folgemission.

Heeresgeneral Domröse ist seit dem 14. Dezember 2012 Oberbefehlshaber des JFC Brunssum. Dieses NATO-Kommando – neben dem JFC Neapel (Italien) das zweite europäische Kommando der Allianz auf operativer Führungsebene – ist unter anderem verantwortlich für die Durchführung und Unterstützung von NATO-Operationen, darunter auch den Einsatz in Afghanistan.

Im Gespräch mit Flocken erklärte General Domröse, warum sich die afghanischen Sicherheitskräfte (Afghan National Security Forces, ANSF) zwar mittlerweile im Kampf gegen die Aufständischen behaupten können, aber dennoch weiterhin Ausbildung und Beratung brauchen. Die ANSF „können gut kämpfen und werden von der Bevölkerung auch sehr respektiert“, sagte Domröse. „Was aber eine Kunst ist, das ist beispielsweise die gesamte Rüstungsplanung – sie können das Day-to-day-business, aber sie können noch nicht gut planen.“

Auf zwei Ausbilder acht „Schützer und Unterstützer“

Thema des NDR-Interviews war auch das Zahlenverhältnis der kommenden Mission „Resolute Support“. Andreas Flocken fragte nach: „Die neue NATO-Ausbildungsmission in Afghanistan soll rund 12.000 Soldaten umfassen. Es heißt aber auch, dass nur zehn Prozent reine Ausbilder sind, der Rest sei Logistiktruppe oder Kampftruppe, zum Schutz der Ausbilder. Ist das nicht ein krasses Missverhältnis?“

General Domröse räumte ein, es bei der Folgemission durchaus mit einem „Missverhältnis“ zu tun zu haben. Jedoch habe der Schutz der Trainer und Adviser unbedingt Vorrang. Der Kräfteschlüssel – „grob gesagt 2:8“, so Domröse – gelte auch für den Anteil der Bundeswehr bei „Resolute Support“. Auf zwei Ausbilder sollen hier acht „Schützer und Unterstützer“ kommen: Kämpfer, Funker, Sanitäter, Hubschrauberpiloten.

Kampfunterstützung aus der Luft nur noch in „extremen Situationen“

Auf die Frage, ob NATO-Angehörige im kommenden Jahr auch weiterhin die afghanischen Kräfte im Einsatz und bei Operationen gegen Aufständische begleiten werden, gab Domröse eine knappe aber klare Antwort: „Wir sind nicht mehr auf der Straße. Checkpoints und Kampf gibt es nicht mehr. Es ist ein Nicht-Kampfauftrag. Wir bleiben intern, wir begleiten nicht mehr die afghanischen Soldaten.“ Unterstützung – etwa durch Kampfflugzeuge oder Drohnen – würden die USA oder die NATO nur noch in „extremen Notsituationen“ der ANSF und zum eigenen Schutz leisten.

Das Interview mit General Hans-Lothar Domröse wurde vom NDR-Forum „Streitkräfte und Strategien“ am 15. November gesendet.

Ranghohe Offiziere sollen auch afghanische Ministerien beraten

In einem anderen Gespräch, das der Journalist Marco Seliger unlängst mit dem Stellvertretenden ISAF-Kommandeur Carsten Jacobson in Kabul führte, lag ein Schwerpunkt der Fragen ebenfalls auf der Nachfolgemission „Resolute Support“. In dem Beitrag, am 3. November in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen, beschreibt Generalleutnant Jacobson den Missionsauftrag folgendermaßen: Die rund 12.500 Soldaten der Koalition in Afghanistan „sollen Armee und Polizei auf höchster Ebene beraten. Dabei geht es um die grundsätzlichen Dinge des Betriebs von Sicherheitskräften – etwa die Budgetplanung, die Führung und Entwicklung von Personal, die Planung von Einsätzen, die Versorgung der Truppen mit Nachschub, die Pflege von Waffen und Material. Da haben die Afghanen noch immer erhebliche Defizite.“

Gemeinsame Kampfeinsätze werde es nicht mehr geben, bestätigte auch Jacobson. Allerdings sei man nach wie vor personell und materiell darauf eingestellt, einen Angreifer aus der Luft und am Boden abwehren zu können. Der Fokus liege jedoch klar auf der Beratung der afghanischen Entscheidungsträger „bis hin zum Innen- und Verteidigungsminister“. Der General des deutschen Heeres: „Dazu werden wir ranghohe Soldaten im Dienstgrad ab Oberst aufwärts sowie zivile Militärmitarbeiter einsetzen.“


Unsere Bildauswahl:
1. Nach mehr als 13 Jahren endet zum Jahreswechsel in Afghanistan der Kampfeinsatz der NATO-geführten Koalitionstruppen. Unser Bild zeigt ISAF-Einsatzmedaillen, die in einer ehrenvollen Zeremonie, der Medal Parade, verliehen werden.
(Foto: ISAF)

2. General Hans-Lothar Domröse, Befehlshaber des Joint Force Command im niederländischen Brunssum.
(Foto: JFC Brunssum)

3. Generalleutnant Carsten Jacobson, Stellvertretender Kommandeur der ISAF.
(Foto: ISAF)


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