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Edinburgh (Schottland). Die Eurofighter-Nationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien wollen ihre Maschinen mit einem neuen leistungsstärkeren Radar ausstatten. Die Entwicklung und Integration dieses elektronisch gesteuerten Radars in die Eurofighter-Flotte wird voraussichtlich rund eine Milliarde Euro kosten. Deutschland beteiligt sich daran nach Informationen aus Parlamentskreisen mit knapp 340 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss soll der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages in seiner 30. Sitzung am 13. November gegen die Stimmen der Grünen und Linken gefasst haben. Am 19. November unterzeichneten in Edinburgh Vertreter der NATO Eurofighter and Tornado Management Agency (NETMA) und der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH einen entsprechenden Vertrag. In der schottischen Hauptstadt anwesend waren auch die Staatssekretäre aus den Verteidigungsministerien der vier Länder. Staatssekretärin Katrin Suder vertrat das BMVg.

Die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH ist ein europäisches Rüstungskonsortium mit folgenden Anteilen: Airbus Group 46 Prozent (Airbus Deutschland und Spanien), BAE Systems (Großbritannien) 33 Prozent und Alenia Aermacchi (Italien) 21 Prozent. Die zentralen Aufgaben des Konsortiums betreffen die Konstruktion, Herstellung und Weiterentwicklung des Eurofighter Typhoon.

Die NATO-Managementagentur NETMA war 1995 ins Leben gerufen worden. Sie ist aufseiten der Kunden und Betreiber für die Betreuung der Entwicklung, Produktion und Beschaffung sowie für die technisch-logistische Unterstützung während des Betriebs der Waffensysteme Tornado und Eurofighter zuständig. In der NETMA sind die Nutzerländer Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien vertreten. Seit 2012 hat auch Saudi-Arabien, ebenfalls Tornado- und Eurofighter-Käufer, einen Sitz im Gremium.

Ein wesentlich größeres Sichtfeld durch die schwenkbare Antenne

Das neue elektronisch gesteuerte Radar – Active Electronically Scanned Array (AESA) oder auch „Captor-E“-Radar genannt – soll die Einsatzmöglichkeiten des Waffensystems Eurofighter erweitern (siehe auch hier). Hauptvorteil des „Captor-E“-Radars ist nach Darstellung der Airbus-Division „Defence and Space“ die Fähigkeit, mehrere Aufgaben „quasi gleichzeitig“ zu erfüllen.

In der Pressemitteilung von Airbus zu der Vertragsunterzeichnung in Edinburgh heißt es weiter: „So kann der Pilot den Luftraum vor seiner Maschine oder am Boden auf eventuelle Bedrohungen oder Ziele weiträumig absuchen und gleichzeitig Ziele am Boden identifizieren oder einzelne Objekte in der Luft punktuell erfassen. Die neue Technologie ermöglicht größere Reichweiten bei der Zielerfassung und –verfolgung sowie durch die schwenkbare Antenne ein im Gegensatz zu anderen modernen Kampfflugzeugen wesentlich größeres Sichtfeld.“

Das neue Active Electronically Scanned Array Radarsystem wird von der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH und dem Euroradar-Konsortium aus Selex ES (Großbritannien, Italien), Indra (Spanien) und Airbus Defence and Space (Deutschland) entwickelt. Das Konsortium hat bereits über 400 der derzeit im Einsatz befindlichen „Captor-M“-Radare produziert (Anm.: „M“ steht für „mechanisch“).

Pressemeldungen zufolge soll das neue elektronisch gesteuerte Radar, das „Captor-E“, bis zum Jahr 2021 entwickelt werden. Ein Sprecher der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH wollte diese Information auf Nachfrage des bundeswehr-journal nicht bestätigen. Letztendlich hingen alle weiteren Termine auch von den individuellen Projektvorgaben der beteiligten späteren Nutzer Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien ab.

Eurofighter ist und bleibt Herzstück der NATO-Luftstreitkräfte

In Edinburgh erklärte Generalmajor Graham Farnell, Generalsekretär der NETMA, nach der Unterzeichnung des rund eine Milliarde schweren Entwicklungsvertrages: „Der Eurofighter Typhoon ist das Herzstück der NATO-Luftstreitkräfte und wird dies auch für viele Jahrzehnte bleiben. Mit den neuen Fähigkeiten, die das ,Captor-E‘-Radar diesem Waffensystem eröffnen wird, ist sichergestellt, dass das Kampfflugzeug ein lebenswichtiger Baustein im Gesamtverteidigungssystem unseres Bündnisses bleibt. Der heutige 19. November ist ein historischer Tag für das Eurofighter-Programm.“

Alberto Gutierrez, Vorstandsvorsitzender der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, bezeichnete den Abschluss des Entwicklungsvertrages als einen Schlüsselmoment in der Geschichte des Eurofighter-Programms. Mit der Entscheidung für ein ,Captor-E‘-Radar erfahre das Waffensystem, das ohnehin bereits eine weltweit unerreichte Bündelung an Fähigkeiten besitze, eine zusätzliche Steigerung. Gutierrez schwärmte über den Eurofighter: „Dieses Kampfflugzeug stellt etwas dar, auf das Europa ungeheuer stolz sein sollte.“

Auftrag sichert auch eine militärische Kernfähigkeit in Deutschland

Auch die an der Radar-Entwicklung beteiligten Unternehmensbereiche kommentierten in Edinburgh die rüstungspolitische und wehrtechnische Entscheidung der Regierungen der vier am Projekt beteiligten Nationen. So sagte Euroradar-Vorsitzender Andrew Cowdery: „Das ,Captor-E‘-Radar basiert auf dem besten Know-how der Branche und der Zusammenarbeit führender europäischer Firmen der Rüstungselektronik.“

Berndt Wünsche, Leiter des Bereiches „Kampfflugzeuge“ bei Airbus Defence and Space, erklärte in der schottischen Hauptstadt: „Das ,Captor-E‘ eröffnet völlig neue Möglichkeiten im Einsatz und verbessert substanziell die Chancen des Eurofighters im Export.“ Sein Kollege Thomas Müller, bei Airbus Defence and Space Leiter des Geschäftssegments „Electronics“, wies auf einen weiteren wichtigen Aspekt dieses Rüstungsgeschäfts hin: „Der Auftrag sichert die Weiterentwicklung der Radartechnik, und damit eine militärische Kernfähigkeit in Deutschland.“


Video-Hinweis: Auch wenn der fast vier Minuten dauernde Film von BAE Systems ohne Ton angeboten wird, so lohnt es sich doch, ihn anzusehen. Er zeigt die Integration eines E-Radars in die Nase eines Eurofighter-Kampfflugzeuges und anschaulich die Arbeitsweise des Systems während des Einsatzes.
(Video: YouTube-Kanal BAE Systems plc)

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Das Bildangebot:
1. Nach der Vertragsunterzeichnung im schottischen Edinburgh: (von links) Staatssekretärin Katrin Suder (Deutschland), Staatssekretär Pedro Arguelles Salaverri (Spanien), Vorstandsvorsitzender Alberto Gutierrez, NETMA-Generalsekretär Graham Farnell, Minister Philip Dunne (Großbritannien) und Staatssekretär Domenico Rossi (Italien).
(Foto: Eurofighter Jagdflugzeug GmbH)

2. und 3. Das neue, elektronisch gesteuerte Eurofighter-Radarsystem „Captor-E“ ermöglicht durch die schwenkbare Antenne ein großes Sichtfeld.
(Fotos: Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, Airbus Defence and Space)

4. Unser zweites Gruppenbild zeigt (von links) Staatssekretär Pedro Arguelles Salaverri (Spanien), Minister Philip Dunne (Großbritannien), Alberto Gutierrez (CEO Eurofighter Jagdflugzeug GmbH), Graham Farnell (Generalsekretär NETMA), Staatssekretärin Katrin Suder (Deutschland), Staatssekretär Domenico Rossi (Italien), Norman Bone (Generalmanager „Großbritannien“ des Unternehmens Finmeccanica-Selex ES) sowie Fabrizio Giulianini (Vorstandsvorsitzender von Finmeccanica-Selex ES, das die Projektleitung bei der „Captor-E“-Entwicklung hat).
(Foto: Eurofighter Jagdflugzeug GmbH)


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