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Manching. Am 15. Januar fand über dem Militärischen Luftfahrtzentrum in Manching nördlich von München der Erstflug eines Eurofighters statt, der mit zwei Luft-Boden-Marschflugkörpern Taurus KEPD 350 beladen worden war. Pilot des instrumentierten Eurofighter-Serienflugzeugs mit der Bezeichnung IPA 7 (IPA: Instrumented Production Aircraft) war Chris Worning. Den Testflügen in Manching waren Ende vergangenen Jahres intensive Funktionsüberprüfungen und zahlreiche Rollversuche am Boden vorausgegangen.

Das gesamte Testprogramm des Unternehmens Airbus Defence and Space (vormals Cassidian) beinhaltet auch sogenannte Tragflüge, mit denen das aerodynamische Verhalten des Eurofighters als Waffenträger der beiden zusammen rund 2,8 Tonnen schweren Abstandswaffen Taurus KEPD 350 untersucht wird.

Darüber hinaus dient die gesamte Erprobungsphase auch der Integration eines weiteren luftgestützten Marschflugkörpers in das Waffensystem Eurofighter, des Storm Shadow. Storm Shadow ist ein britisch-französisches Gemeinschaftsprojekt. Der erste erfolgreiche Test dieses Flugkörpers fand im Dezember 2000 statt. Seit 2002 werden die Maschinen der britischen Royal Air Force mit Storm Shadow ausgerüstet, seit 2004 die der französischen Luftstreitkräfte.

Modulare Abstandswaffe für unterschiedliche Missionen

Der Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus (Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System) wurde als modulare Abstandswaffe für verschiedene Missionen konzipiert. Entwickelt, produziert und vermarktet wird das deutsch-schwedische Gegenstück zu Storm Shadow von der Taurus Systems GmbH in Schrobenhausen, einem Gemeinschaftsunternehmen der MBDA Deutschland GmbH (67 Prozent) und SAAB Dynamics AB (33 Prozent).

Die momentan einzige Serienversion ist die Variante KEPD 350 (KEPD: Kinetic Energy Penetrator and Destroyer), die den Gefechtskopf MEPHISTO (Multi-Effect Penetrator High Sophisticated and Target Optimized) trägt. Nach Herstellerangaben handelt sich dabei um einen Tandem-Gefechtskopf, bestehend aus einer Vorhohlladung und dem Penetrator mit integriertem intelligentem Zünder. Zwei Laserentfernungsmesser ermitteln die Distanz zum Ziel und lösen die Vorhohlladung im optimalen Abstand aus. Der Hohlladungsstachel durchschlägt dabei das Ziel, um dem nachfolgenden Penetrator das Eindringen zu erleichtern.

Am Heck des Penetrators befindet sich der Zünder. Dieser verfügt über eine Verzögerungssensorik, die den Durchgang durch unterschiedlich dichte Medien feststellen kann. Anhand der gemessenen Verzögerung kann berechnet werden, an welcher Stelle des Zieles sich der Penetrator gerade befindet. Durch Vorprogrammierung ist es so nun möglich, den Penetrator an der gewünschten Position – beispielsweise in einem bestimmten Gebäudestockwerk – explodieren zu lassen.

Flugkörper-Verifikation auf dem südafrikanischen Overberg-Testgelände

Der Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus KEPD 350 ist mittlerweile seit fast einem Jahrzehnt in unserer Luftwaffe im Einsatz. Begonnen hatte der Beschaffungsprozess am 8. August 2002 mit der Beauftragung der Taurus Systems GmbH zur Serienvorbereitung der Flugkörper durch das damalige Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (heute Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr). Im März 2004 war dann die Verifikation des Systems für die deutsche Luftwaffe durch die Wehrtechnische Dienststelle 61 auf der südafrikanischen Overberg Test Range erfolgt.

2005 bestellte das Verteidigungsministerium 600 Flugkörper zum Gesamtpreis von rund 570 Millionen Euro. Die Lieferung an die Luftwaffe begann offiziell mit der Übergabe des ersten Taurus-Flugkörpers an das Jagdbombergeschwader 33 in Büchel am 21. Dezember 2005. Im November 2010 wurde sie abgeschlossen.

Abschluss der Phase „Eurofighter-Fähigkeitserweiterung“

Airbus Defence and Space hatte bereits im vergangenen Oktober ein wichtiges Teilziel erreicht: Fünfeinhalb Jahre nach Auftragserteilung konnte das Unternehmen die Flugerprobung der „Phase 1 Enhancements“ (P1E) zur Fähigkeitserweiterung des Eurofighter Typhoon erfolgreich abschließen.

P1E war mit den beiden instrumentierten Serienflugzeugen IPA 4 und IPA 7 in Manching und im spanischen Getafe intensiv überprüft und erprobt worden. Daran hatten sich auch die Partnerfirmen BAE Systems und Alenia Aermacchi beteiligt. Der neue Standard bietet nun seit Ende 2013 den Luftwaffen der Kundennationen eine robuste gleichzeitige Multi-/Swing-Role-Fähigkeit. Eurofighter-Projektpilot Worning zum Abschluss der Flugtests: „Das P1E-Programm verbessert die Einsatzfähigkeiten des Eurofighters deutlich. Der gleichzeitige Einsatz mehrerer Bewaffnungen unter schwierigen Angriffsbedingungen und bei jedem Wetter wird einfacher als je zuvor.“

Grundlage für zukünftige Weiterentwicklungen

P1E implementiert umfassende Luft-Boden-Eigenschaften des Eurofighters (einschließlich Laser-Zielbeleuchter), die komplette Integration präzisionsgelenkter Munition (Smart Bombs), sichere Freund-Feind-Erkennung (IFF Mode 5), verbesserte Funkgeräte, erweiterte direkte Spracheingabe und Helmsichtsystem mit Luft-Boden-Funktionalität, verbesserte Luft-Luft-Fähigkeiten einschließlich digitaler Integration von Luft-Luft-Kurzstreckenlenkflugkörpern und aktualisierte MIDS-Datenlinkfunktionen für eine verbesserte Interoperabilität mit den Partnerstreitkräften (MIDS: Multifunctional Information Distribution System).

Das Programm ermöglicht nicht nur die vollständige Integration der Luft-Boden-Fähigkeiten des Kampfflugzeugs (hier beispielsweise Taurus KEPD 350 oder Storm Shadow), es bildet auch die Grundlage für zukünftige Weiterentwicklungen wie beispielsweise das AESA-Radar (AESA: Active Electronically Scanned Array) oder etwa den Einbau des Lenkflugkörpersystems „Meteor“.



Unsere Bildauswahl:
1. Eurofighter-Testflug mit zwei Taurus KEPD 350 Marschflugkörpern am 15. Januar 2014 über Manching.
(Foto: Airbus Defence and Space)

2. und 3. Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus KEPD 350.
(Fotos: Taurus Systems GmbH)


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