Rostock-Warnemünde. Mit der F261 „Magdeburg“ beteiligt sich ab dem 20. Januar erstmals eine deutsche Korvette am ständigen maritimen Einsatzverband 1 der NATO (Standing NATO Maritime Group 1, SNMG 1). Das Schiff unter dem Kommando von Fregattenkapitän Torben Steinweller wird in den kommenden vier Monaten als Mitglied dieser multinationalen Einsatzgruppe auch an verschiedenen NATO-Manövern – so unter anderem an „Joint Warrior“ im Seegebiet um Schottland – teilnehmen. Die SNMG 1 wird derzeit von der norwegischen Marine unter Commodore Henning Amundsen geleitet.
Die Korvette 130, auch K130 oder „Braunschweig“-Klasse genannt, ist die neueste Überwasserschiffsklasse im Dienst der deutschen Marine. Die fünf Korvetten – F260 „Braunschweig“ (Indienststellung 16. April 2008), F261 „Magdeburg“ (22. September 2008), F262 „Erfurt“ (28. Februar 2013), F263 „Oldenburg“ (21. Januar 2013) und F264 „Ludwigshafen am Rhein“ (21. März 2013) – ermöglichen einen weltweiten Einsatz und ergänzen die Fähigkeiten unserer Schnellboote und Fregatten. Korvetten sind für die Aufgaben in der Überwasserseekriegführung, insbesondere in Randmeeren und Küstengewässern, optimiert. Heimathafen ist, wie auch für die Schnellboote, Rostock-Warnemünde. Zum 1. Korvettengeschwader der Einsatzflottille 1 gehört neben den fünf Korvetten auch der Tender „Donau“.
Auf wichtigen Technologiefeldern wurden die für die Fregatten der „Sachsen“-Klasse begonnenen Entwicklungen konsequent auch für die Korvetten fortgeführt, zum Beispiel im Bereich der schiffstechnischen Automation, der Computer- und Netzwerktechnologie oder der Software für Waffen- und Führungssysteme. Im Bereich der Radar- und Infrarotsignatur weist die „Braunschweig“-Klasse Stealth-Eigenschaften auf.
Die Indienststellung der fünf Schiffe hatte sich aufgrund schwerer Mängel und technischer Störungen über Jahre immer wieder verzögert. Am 21. März vergangenen Jahres war schließlich mit der „Ludwigshafen am Rhein“ die letzte der fünf K130 in Dienst gestellt worden – rund sechs Jahre später als geplant. Insbesondere die Leistung der Maschinen, die Funktion der Ruderanlagen sowie die Zuverlässigkeit der computergesteuerten Bordsysteme hatten lange Zeit die von der Teilstreitkraft geforderten Parameter bei den Korvetten nicht erfüllt können. Langwierige Nachbesserungsarbeiten waren nötig.
Groß war deshalb am 24. September 2013 auch die Erleichterung, als mit der „Magdeburg“ erstmalig eine der Korvetten der Klasse 130 in eine Auslandsmission der Bundeswehr entsandt werden konnte. Am 19. Dezember, nach einem knapp drei Monate dauernden Einsatz im maritimen Verband „United Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL), kehrten Schiff und Besatzung wohlbehalten nach Warnemünde zurück. Die „Magdeburg“ hatte bei dieser Reise etwas mehr als 16.000 Seemeilen zurückgelegt, was umgerechnet einer Strecke von rund 30.000 Kilometern entspricht.
Die NATO unterhält vier ständige maritime Einsatzverbände, die aus Schiffen und Booten der einzelnen Mitgliedsstaaten zusammengestellt sind. Diese maritimen Verbände der Allianz stellen als multinationale Reaktionskräfte (NATO Response Force) sicher, dass das transatlantische Bündnis schnell und flexibel in Krisensituationen handeln kann. Die Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) ist einer dieser Verbände.
Die SNMG 1 war 1967 als Standing Naval Force Atlantic (STANAVFORLANT) aufgestellt worden. Im Januar 2005 hatte der Verband seine jetzige Bezeichnung erhalten. Aufgaben von SNMG 1 sind vor allem Kontrolle und Schutz strategisch wichtiger Seewege. Dazu operiert der Verband vor allem im Nordatlantik und in der Nordsee, kann bei Bedarf aber sofort in andere Krisengebiete verlegt und dort eingesetzt werden. Zuletzt hatten die Fregatte „Hessen“ und der Betriebsstofftanker „Rhön“ diesen Reaktionsverband unterstützt.
Die heutige Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) war 1992 unter dem Namen Standing Naval Force Mediterranean (STANAVFORMED) gegründet worden. Der Verband operiert vor allem im Mittelmeer, kann bei Bedarf aber sofort in andere Krisengebiete verlegt und dort eingesetzt werden. Seine Aufgabe ist es, die Seewege im Mittelmeer zu überwachen und zu sichern. Zudem sorgt er durch seine Präsenz und durch verschiedene Kontrollmaßnahmen für die Sicherheit der Küstengewässer vor den Krisengebieten Nordafrikas und des Nahen Ostens. Ende August bis Dezember vergangenen Jahres hatte sich die Fregatte „Sachsen“ an der SNMG 2 beteiligt.
Die Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) verfolgt als Hauptziel die internationale Minenräumung. Im Zeitraum September bis Dezember vergangenen Jahres war das Minenjagdboot „Dillingen“ Teil der SNMCMG 1 gewesen.
Die Standing NATO Mine Countermeasures Group 2 (SNMCMG 2) operiert ganzjährig überwiegend im Mittelmeer und in den angrenzenden Seegebieten. Der Verband hat die Aufgabe, sich in ständiger Einsatzbereitschaft zu halten und dabei alle Aspekte der Minenkampfführung zu trainieren. Dazu nimmt der Verband an verschiedenen Manövern der NATO-Staaten teil und ist so in der Lage, jederzeit auf Weisung des NATO-Rates in Brüssel in Konfliktsituationen eingesetzt zu werden. Zuletzt waren das Minentauchereinsatzboot „Rottweil“ (Juli bis Dezember 2013) und der Tender „Mosel“ (Juni bis Dezember 2013) Bestandteile dieses NATO-Reaktionsverbandes gewesen. Jetzt, am 13. Januar, lief der Tender „Rhein“ zu seinem Einsatz als Führungsschiff des ständigen NATO-Minenabwehrverbands SNMCMG 2 aus. Das Minenjagdboot „Weilheim“ folgt dem Versorger in Kürze ins Mittelmeer nach. Beide Einheiten werden Ende Juni 2014 im Heimathafen Kiel zurückerwartet.
Fotos und Film vom 20.01.2014 in der o.g. URL