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Toulouse (Frankreich)/Ottobrunn/Manching. Der EADS-Konzern startet unter dem neuen Namen „Airbus Group“ ins Jahr 2014. Jetzt besteht das Unternehmen aus den Divisionen Airbus (mit Schwerpunkt auf das zivile Flugzeuggeschäft), Airbus Defence and Space (hier werden die Verteidigungs- und Raumfahrtaktivitäten von Cassidian, Astrium und Airbus Military zusammengeführt) sowie Airbus Helicopters (zuständig für das gesamte zivile und militärische Hubschraubergeschäft). EADS plant eigenen Angaben zufolge bis Ende 2016 den Abbau von insgesamt 5800 Stellen bei Airbus Defence and Space sowie in den Konzernfunktionen beziehungsweise in der Zentrale.

Die Vorstellung des Restrukturierungsplanes für die künftige Division Airbus Defence and Space (Airbus DS) Anfang Dezember vergangenen Jahres war das greifbare Ergebnis einer Entscheidung des EADS-Verwaltungsrates vom Juli 2013. Der Verwaltungsrat hatte im Sommer beschlossen, das Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft von EADS in einer neuen Division zusammenzuführen und den Konzern als Ganzes in „Airbus Group“ umzubenennen.

Thomas Enders, Chief Executive Officer (CEO) von EADS, hatte damals zur Begründung für diesen einschneidenden Schritt erklärt: „Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit im Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft steigern – und wir müssen jetzt damit beginnen. Unsere traditionellen Märkte in diesen Bereichen schrumpfen, daher müssen wir dringend den Zugang zu internationalen Kunden verbessern und Wachstumsmärkte erschließen. Dafür müssen wir Kosten senken, Überschneidungen bei Produkten und Ressourcen abbauen, Synergien in unseren Aktivitäten sowie im Produktportfolio heben und unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten gezielter ausrichten. Das sind die Ziele der Restrukturierung und Integration unseres Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäfts.“

Massiver Stellenabbau in der Division „Airbus Defence and Space“

Nach EADS-Angaben sollen alles in allem bis Ende 2016 bei Airbus DS sowie in den Konzernfunktionen beziehungsweise in der Zentrale 5800 Stellen abgebaut werden. Für betroffene Mitarbeiter sei vorgesehen, so der Konzern in einer Pressemitteilung, bei Airbus und Eurocopter bis zu 1500 Stellen bereitzustellen. Nach der Nicht-Verlängerung von rund 1300 befristeten Verträgen und der Umsetzung zusätzlicher freiwilliger Maßnahmen werde sich der endgültige Personalabbau zwischen 1000 und 1450 Stellen bewegen, unter der Voraussetzung, dass die freiwilligen Maßnahmen angenommen würden.

Der Konzern beabsichtige zudem, Verhandlungen mit den Betriebsräten zu führen, um Vereinbarungen zur Senkung der Arbeitskosten zu treffen, die die sozialen Auswirkungen des Restrukturierungsplans abfedern. Im Rahmen des allgemeinen Personalabbaus sollen EADS zufolge bei den zentralen Konzernfunktionen und Services rund 500 Stellen gekürzt werden.

Schließung des alten EADS-Standortes Unterschleißheim

Der Restrukturierungsplan für das Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft des Konzerns sieht eine umfassende Konsolidierung von Standorten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien vor.

Für die deutschen EADS-Bereiche bedeutet dies: Die Zentrale der Division Airbus DS wird in Ottobrunn/Taufkirchen angesiedelt. Etwa 1000 Funktionen, die sich derzeit in Unterschleißheim befinden, werden dorthin umziehen. Weitere 200 bis 300 Mitarbeiter aus Unterschleißheim werden künftig an anderen süddeutschen Standorten von Airbus DS tätigt. Der Konzern plant zudem die Veräußerung des Standortes Unterschleißheim. Airbus-Mitarbeiter, die aktuell in Bremen in der A400M Integrated Fuselage Assembly (IFA), am Cargo Hold System (CHS) oder in weiteren „Cabin & Cargo“-Aktivitäten beschäftigt sind, werden Ende 2014 im Rahmen der Vereinfachung der Rechtsstruktur des Konzerns in Airbus DS integriert.

Schubkraft für den Erfolg auf den Weltmärkten

„Seit vielen Jahren steht der Name ,Airbus‘ weltweit für bahnbrechende Technologie sowie für Stolz und Leidenschaft in der Luftfahrt“, erklärte Tom Enders – nun CEO der Airbus Group – anlässlich des Starts unter gemeinsamem Markennamen. Sein Wunsch: „Die Bündelung unter der starken Marke ,Airbus‘ verleiht unseren Geschäften und Mitarbeitern die nötige Schubkraft für den Erfolg auf den Weltmärkten.“

Als Unternehmen mit europäischen Wurzeln und internationaler Aufstellung unternimmt der Konzern zudem Schritte zur Änderung seiner Rechtsform: Nach der Umbenennung soll die Airbus Group N.V. im Jahr 2015 in eine Europäische Gesellschaft – Airbus Group SE (Societas Europaea) – umgewandelt werden. Die rechtliche Umwandlung hat allerdings keine Auswirkung auf die Organisation und Geschäfte des Konzerns. Die Airbus Group SE wird ihren Sitz in den Niederlanden haben. „Wir sind ein Vorreiter bei der Integration europäischer Industrien. Dass sich unsere multinationale Kultur auch in unserer Rechtsform widerspiegelt, ist ein logischer und überfälliger Schritt“, meinte Enders.

Sowohl die geplante Umbenennung des Unternehmens in Airbus Group N.V. als auch die Änderung der Rechtsform zur Europäischen Gesellschaft bedürfen der Genehmigung durch die Hauptversammlung im Mai 2014. Die Änderung der Rechtsform wird voraussichtlich im Mai 2015 zur Genehmigung vorgelegt.

Betriebsrat fordert Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen

Bei einer Versammlung am 12. Dezember in Manching, an der rund 2500 Konzernbeschäftigte teilnahmen, forderte der Betriebsrat des Betriebs Manching der EADS Deutschland GmbH einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. In einer Pressemitteilung heißt es unter anderem: „Die veränderten Rahmenbedingungen in der militärischen Luftfahrtindustrie führen dazu, dass auf das Unternehmen neue Herausforderungen zukommen. Alle Beschäftigten sind an einem langfristigen Erfolg des Konzerns interessiert. Damit werden Arbeitsplätze am Besten gesichert. Ein Rationalisierungsprogramm mit massivem Stellenabbau reicht dafür nicht.“

Bernhard Stiedl, Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, sagte bei seiner Rede unter heftigem Applaus: „Cassidian war in der Vergangenheit erfolgreich, weil hoch qualifizierte Kolleginnen und Kollegen in Produktion und Büros tagtäglich für den Erfolg schufteten. Der geplante Arbeitsplatzabbau trifft – wie so oft – die Falschen.“

Betriebsratsvorsitzender Thomas Pretzl forderte bei der Versammlung „vom Management ein tragfähiges Geschäftskonzept für Airbus Defence and Space“. Die Androhung von betriebsbedingten Kündigungen sei kein Konzept und müssten vom Management zurückgenommen werden. Pretzl wörtlich: „Denn wer mit betriebsbedingten Kündigungen droht, erklärt der Belegschaft den Krieg.“

Text: rpm



Zu unserem Bildangebot:
1. Start unter einem gemeinsamen Markennamen ins neue Jahr – im Vordergrund Tom Enders, CEO der Airbus Group.
(Foto: Airbus Group)

2. Große Verunsicherung vor den Feiertagen: Betriebsratsversammlung am 12. Dezember 2013 in Manching.
(Foto: Wolfgang Glöckl/Airbus DS)

3. Fordert „vom Management ein tragfähiges Gesamtkonzept für Airbus Defence and Space“ – Betriebsratsvorsitzender Thomas Pretzl bei der Versammlung in Manching.
(Foto: Wolfgang Glöckl/Airbus DS)


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