Kaiserslautern. Das Unternehmen General Dynamics European Land Systems-Germany (GDELS-G) hat am 4. April im Rahmen einer kleinen Feier in Kaiserslautern das 500. Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeug der Klasse 2 (GFF 2) Eagle an die Bundeswehr übergeben. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, sagte vor rund 100 Gästen und Mitarbeitern der Rüstungsfirma: „Der Einsatz steht im deutschen Heer an erster Stelle. Es ist eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe, unsere Soldaten mit dem auszustatten, was sich eine hoch technisierte Nation leisten kann.“ Der Eagle sei ein wirkungsvoller Beitrag bei der Ausstattung der Bundeswehr mit modernster Ausrüstung. Dieses Fahrzeug fördere das Vertrauen der Truppe in die eigene Leistungsfähigkeit und trage zu einer entsprechenden Motivation bei, so Kasdorf weiter. „In Afghanistan hat sich der Eagle bislang durch seine Zuverlässigkeit und hohe Verfügbarkeit ausgezeichnet.“
Die Eagle-Grundfahrzeuge werden in Kreuzlingen in der Schweiz gefertigt und in Kaiserslautern sowie Sembach endmontiert und von dort ausgeliefert. Der Service für die Eagle-Flotte erfolgt ebenfalls durch Monteure von GDELS-Germany, egal ob bei der einsatzvorbereitenden Ausbildung der Streitkräfte oder an Auslandsstandorten in Afghanistan und Mali.
Für die Erhöhung des Schutzes der deutscher Soldaten im Einsatz beschaffte die Bundeswehr ab dem Jahr 2008 insgesamt 495 Führungs- und Funktionsfahrzeuge des Typs Eagle IV in mehreren Tranchen und setzte diese unter anderem ab 2009 erfolgreich am Hindukusch ein. Im Juni 2013 sowie im Februar 2014 erfolgte schließlich eine Nachbeschaffung von weiteren 176 Fahrzeugen des Nachfolgemodells Eagle V (wir berichteten).
Christian Kauth, Geschäftsführer von GDELS-Germany, begrüßte in Kaiserslautern die Gäste der kleinen Jubiläumsfeier – unter ihnen auch die beiden rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten Anita Schäfer (CDU) und Alexander Ulrich (Die Linke).
Er erinnerte noch einmal daran, dass GDELS lediglich 291 Kalendertage nach Beauftragung durch das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die ersten Eagle V an die Bundeswehr habe übergeben können. „Wir sind stolz auf diesen weiteren Meilenstein und danken der Bundeswehr für das Vertrauen, das sie in unsere Firma und unsere Produkte setzt.“
Kauth beschrieb danach noch einmal kurz den in Planung, Entwicklung, Test und Produktion eingeschlagenen Weg bis zur Auslieferung des Eagle V: „Um ein Optimum bezüglich Beschaffungs- und Lebenszykluskosten zu erreichen, stehen – neben hoher Kommunalität zum Vorgängermodell Eagle IV in Hinblick auf Baugruppengleichheit, Bedienung und Wartung – auch eine verbesserte Herstellbarkeit des Nachfolgers Eagle V im Mittelpunkt.“ Man habe den Beweis führen wollen, so der Geschäftsführer am Schluss, dass ein „Mehr“ an Leistung und ein „Weniger“ an Ausgaben durchaus miteinander vereinbar seien.
Direktor Horst Minning, Leiter der Abteilung „Landunterstützung“ beim BAAINBw, skizzierte in seiner kurzen Ansprache die Historie der Eagle-Beschaffungen, die am 7. November 2008 mit der Vertragsunterzeichnung über die Bestellung von zunächst 198 Eagle IV begonnen hatte. Ein weiteres entscheidendes Datum war danach der Vertrag über die Lieferung von 176 Fahrzeugen des Typs Eagle V, der am 17. Juni 2013 unterschrieben wurde.
Minning, in dessen Abteilung das Projekt „Eagle“ bearbeitet wird, zeigte sich sehr zufrieden mit dem gesamten Verlauf des Beschaffungsvorhabens. Er bestätigte, dass trotz zahlreicher notwendiger Änderungen und Ergänzungen am Fahrzeug die Kosten letztendlich „weit innerhalb des gesteckten Rahmens“ geblieben seien. „Die angepeilten Ziele – finanziell und zeitlich – wurden alle erreicht“, lobte der Vertreter des Bundesamtes. Der Eagle V habe sich gegen die Konkurrenz aufgrund seiner technischen Vorteile und aus Kostengründen durchsetzen können, erklärte Minning abschließend.
Vizeadmiral Joachim Rühle hatte bei der GDELS-Veranstaltung im Kaiserslauterer Werk sinnbildlich zwei Hüte auf. Er war zum einen als Abteilungsleiter „Planung“ zur Eagle-Übergabe gekommen, zum anderen aber auch als aktueller Leiter der Abteilung „Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung“ des Bundesministeriums der Verteidigung. Rühle: „Damit vertrete ich sowohl die planerische Abbildung der Bedarfe der Bundeswehr als auch deren Umsetzung in Form von Beschaffungen.“
Das Projekt der Geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeuge und den Eagle V bezeichnete der Abteilungsleiter als „ein gelungenes Beispiel für diese Beschaffungen“. In Anbetracht der aktuellen Kritik an Rüstungsvorhaben sei die Beschaffung der GFF 2 ein Muster dafür, wie Projekte forderungsgerecht und planmäßig umgesetzt werden können. Zwar handele es sich bei diesem Rüstungsauftrag nicht um ein Großprojekt, aber dennoch seien gerade diese hochmobilen und hervorragend geschützten Fahrzeuge für die Auslandseinsätze der Bundeswehr immens wichtig.
Dieses Projekt sei aber nicht nur ein Vorzeigestück für die zeitgerechte Beschaffung einsatzwichtigen Materials abseits großer Rüstungsvorhaben. Das Projekt sei außerdem auch mit deutlich weniger Haushaltsmitteln auskommen, als ursprünglich eingeplant, so Rühle unter Beifall.
Der Eagle V 4×4 setzt einen neuen Standard im Bereich der geschützten Radfahrzeuge in der Gewichtsklasse bis zu zehn Tonnen. Das Zusammenwirken verschiedener Komponenten ermöglicht ein Höchstmaß an Mobilität – sowohl on- als auch offroad. Die Komponenten sind der Cummins-Turbodieselmotor in Verbindung mit einem Allison-Automatikgetriebe, das einzigartige De-Dion-Achssystem mit patentiertem Wankstabilisator, die Reifendruckregelanlage sowie ein permanenter Allradantrieb.
Dank seiner modularen Auslegung bietet der Eagle V einen äußerst hohen Schutz gegen ballistische Bedrohungen, Minen aber auch gegen Sprengfallen. Sämtliche Fahrzeuge sind mit einer Klimaanlage sowie einem ABC-Belüftungssystem ausgestattet.
Vizeadmiral Rühle berichtete bei GDELS auch über die „mitunter leidvollen Erfahrungen in den Einsätzen“ und insbesondere über die sich „ständig ändernde Bedrohungslage in Afghanistan“. Der Abteilungsleiter „Planung“: „Waren anfangs Panzerabwehrminen und Beschuss die Hauptbedrohungen am Hindukusch, so sind seit einiger Zeit Sprengstoffattentate und Hinterhalte mit teilweise andauernden Feuergefechten hinzugekommen.“
Um gegen die wichtigsten Bedrohungen gewappnet zu sein, habe man die Schutzmaßnahmen der Fahrzeuge anpassen und erweitern müssen. Auch die Ausstattung in den Fahrzeugen sei angewachsen. So umfassten beispielsweise die Funk- und Kommunikationsmittel heute eine Vielzahl unterschiedlicher Geräte. Unter diesen zusätzlichen Forderungen des Nutzers hätten jedoch keinesfalls die Grundfunktionalitäten im Gesamtsystem „Eagle“ vernachlässigt werden dürfen. Rühle erklärte: „Das ist zunächst die trivial erscheinende Funktionalität, vier Soldaten mit ihrer kompletten Ausstattung unterzubringen und trotzdem alle Kommunikationsmittel und die unter Schutz bedienbare Waffenstation einsetzen zu können.“
Diese Funktionalitäten müsse der Eagle nicht einmalig bereitstellen, sondern ständig. Zu diesem Punkt „hohe Verfügbarkeit im Einsatz“ meinte Rühle: „Der Eagle IV erfreut sich im Einsatz einer regelmäßigen Verfügbarkeit von über 80 Prozent. Lassen sie uns alle daran arbeiten, dass diese markante Zahl ebenso für den Eagle V – und auch im Grundbetrieb – erreicht wird.“
Gegen Ende seiner Rede wies der Vertreter des Verteidigungsministeriums auch noch auf wirtschafts- und industriepolitische Aspekte dieses Rüstungsdeals hin. Rühle führte aus: „Bei der Beauftragung des Eagle IV wie auch seines Nachfolgers Eagle V waren vielfältige, auch industriepolitische Bedenken zu spüren. Umso wichtiger ist mir heute an dieser Stelle deutlich zu machen, dass im Rahmen dieser Beauftragung viele deutsche Unterlieferanten partizipieren. So konnte der Anteil der inländischen Wertschöpfung, an dem etwa 200 deutsche Firmen beteiligt sind, kontinuierlich gesteigert werden. Nicht nur in der Grenzregion am Bodensee, auch hier am Standort Kaiserslautern trägt die Beschaffung der Eagle-Fahrzeuge zum Erhalt zahlreicher Arbeitsplätze maßgeblich bei.“
Der Vizeadmiral rundete seine Rede bei GDELS-Germany mit einem wehrtechnischen Fazit, ja mit einem Kompliment ab: „Der Eagle V ist das bestgeschützte eingeführte Fahrzeug in seiner Klasse. Am heutigen Tag den 500. Eagle in Empfang nehmen zu können, bedeutet für die Bundeswehr sehr viel. Es ist ein guter Tag für die Bundeswehr und im besonderen Maße für unsere Soldatinnen und Soldaten.“
Zur Bildauswahl:
1. Der 500. Eagle vor seiner feierlichen Übergabe bei General Dynamics European Land Systems – kurz GDELS – in Kaiserslautern.
(Foto: GDELS-Germany)
2. Zur Übergabe des Jubiläumsfahrzeugs an die Truppe waren zahlreiche Vertreter der Bundeswehr, befreundeter Streitkräfte, der Wehrtechnikbranche und aus der Landes- und Bundespolitik zu GDELS nach Kaiserslautern gekommen.
(Foto: Christian Dewitz)
3. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, bei seiner Ansprache.
(Foto: Christian Dewitz)
4. Nach der Übergabe (von links): Geschäftsführer Christian Kauth, Vizeadmiral Joachim Rühle, Generalleutnant Bruno Kasdorf, die CDU-Bundestagsabgeordnete Anita Schäfer und Direktor Horst Minning vom BAAINBw.
(Foto: Christian Dewitz)