menu +

Nachrichten



Paris-Le Bourget (Frankreich). Wie wird das Gefechtsfeld des Jahres 2035 aussehen? Welche Waffensysteme werden unsere Streitkräfte dann einmal benötigen? Und wie kann die Technologie ihnen dabei helfen, künftige Herausforderungen auch zu meistern? Fragen, auf die jetzt das Unternehmen MBDA visionäre Antworten gab. Seine „Roadmap“ für den Weg in die Zukunft heißt „CVS302 HOPLITE“ – ein revolutionäres neues Konzept für den Bereich des präzisen, indirekten Feuers. Artillerie und Marine sollen die Fähigkeit ab dem Jahr 2035 nutzen können. MBDA stellte CVS302 HOPLITE erstmals am 17. Juni anlässlich der diesjährigen Pariser Luftfahrtschau in Le Bourget vor.

CVS302 HOPLITE ist das vierte und bislang letzte Ergebnis der sogenannten Concept-Visions-Projektreihe, die der europäische Konzern MBDA seit dem Jahr 2010 initiiert. Im Rahmen von Concept Visions werden die Mitarbeiter des Unternehmens alljährlich eingeladen, ihr Know-how, ihre Expertise, ihre Kreativität und ihre Fantasie auf mögliche neue Zukunftsvorhaben zu projizieren. Auch mit dem aktuellen Projekt CVS302 HOPLITE unterstreicht MBDA einmal mehr seine Ausnahmestellung als innovativer Entwickler, Produzent und Betreuer von Lenkflugkörpersystemen. Kernelemente von CBS302 HOPLITE sind ein Missionskontrollsystem und zwei Lenkflugkörper.

Artillerie – ein Schlüssel zum militärischen Erfolg

Im Rahmen von Concept Visions 2013 war den MBDA-Mitarbeitern die Aufgabe gestellt worden, Konzepte und Technologien für zukünftige bodengestützte Waffensysteme vorzuschlagen, die punktgenaues, indirektes Feuer über große Reichweiten ermöglichen. Nach der Bewertung durch eine internationale MBDA-Jury wurden die ausgewählten Ergebnisse dann in Workshops intensiv diskutiert. Genutzt wurde dabei nicht nur firmeninternes Fachwissen, berücksichtigt wurden auch die wertvollen Erfahrungen der Nutzergemeinde.

Grundlage aller Projektüberlegungen war die herausragende Bedeutung der Artillerie im Gefecht. Diese Waffengattung bleibt aufgrund ihrer enormen Feuerkraft, ihrer kurzen Reaktionszeit und der ständigen Bedrohung, die sie für den Gegner darstellt, ein Schlüssel zum Erfolg in nahezu allen Bodenoperationen. Dabei wird es auch bleiben – immer vorausgesetzt, die artilleristischen Systeme können mit den neuen Szenarien kommender Gefechtsfelder Schritt halten.

Gegnerische Ziele mitten im Chaos des Gefechts

Wie nun werden diese Gefechtsfeldszenarien aussehen? Beispielsweise im Jahr 2035? Militärische Experten gehen davon aus, dass die Komplexität heutiger militärischer Auseinandersetzungen in Zukunft eher noch zunehmen wird. In den Gefechtszonen wird oft großes Chaos herrschen: während sich inmitten der zivilen Infrastrukturen eigene Kräfte mit dem Gegner auseinandersetzen müssen, versuchen überall Zivilisten zu überleben. Dazwischen kreuzen immer wieder eigene bemannte oder unbemannte Luft- und Bodensysteme. Und das alles in unmittelbarer Nähe potenzieller Ziele, die es auszuschalten gilt. Ein weiteres Merkmal zukünftiger Gefechtsfelder wird die Härte sein, mit der gekämpft wird. Fachleute rechnen zudem mit einer enorm wachsenden Zahl verschiedener militärischer Verteidigungssysteme, die letztendlich den Erfolg bringen sollen: Störsender, Luftverteidigungsgerät und mobile Abwehrsysteme.

Vor diesem Hintergrund wahrscheinlicher Entwicklungen müssen, um die Vorteile der Artillerie auch in einem Szenario „2035“ nutzen zu können, vor allem zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen muss die Artillerie der Zukunft über Hochpräzisionswaffen verfügen („Ein Schuss, ein Treffer“), die nur geringe Kollateralschäden anrichten. Zum anderen müssen diese Waffensysteme in einer äußerst kurzen Reaktionszeit eingesetzt werden können. Beide Bedingungen sind auch Basiselemente des HOPLITE-Projekts von MBDA.

Feuerunterstützung im Einsatzgebiet

Mit dem aktuellen Projekt will sich MBDA als Vorreiter positionieren und zeigen, wie Innovationen im Bereich „Lenkflugkörpersysteme“ zukünftige militärische Einsätze einmal entscheidend beeinflussen können.

Das HOPLITE-System besteht, wie bereits erwähnt, aus einem Missionskontrollsystem und zwei Lenkflugkörpern: HOPLITE-S und HOPLITE-L. Beide Lenkflugkörper können 70 Kilometer in weniger als zwei Minuten in geringer Flughöhe erreichen beziehungsweise bis zu 160 Kilometer in weniger als vier Minuten in großer Höhe. Das System ist in der Lage, schnell und sicher einen besetzten Luftraum zu unterfliegen. Es kann zudem Salvenfeuer koordinieren und so Feuerunterstützung im Einsatzgebiet leisten. Die hohe Präzision von HOPLITE vereinfacht Operationen, mindert das Risiko von Kollateralschäden und reduziert Missionskosten. Bei der Pressekonferenz in Le Bourget bezeichnete ein MBDA-Sprecher das diesjährige Concept-Visions-Projekt HOPLITE als „einen bemerkenswerten Schritt hin zur präzisen indirekten Wirkung in großer Entfernung ab dem Jahr 2035“.

Vorhersagen über den Missionserfolg

MBDA lieferte bei der Präsentation des neuen Konzeptes auch interessante Details zum Thema „Missionsplanung“. So wird die Missionskontrolle von HOPLITE den Anwender, der die vollständige Kontrolle über den Einsatz behalten soll, nachhaltig unterstützen. Eine automatisierte Trajektorienplanung wird den zeitlichen Aufwand für die Missionsplanung erheblich reduzieren. Den Verantwortlichen werden optimierte Missionslösungen mit den zugehörigen Parametern wie Flugzeit und Vorhersagen über den Missionserfolg vorgeschlagen. Zudem erfolgt eine modellgestützte Vorhersage möglicher Kollateralschäden. „All diese Funktionen ermöglichen Einsätze, die sonst nicht durchführbar wären. Sie machen das Abklären von Flugkorridoren unnötig und reduzieren das Risiko, dass die Startkoordinate aufgeklärt wird“, so MBDA weiter.

Alle Prozesse von CVS302 HOPLITE werden übrigens über einen Tablet-PC gesteuert. Dieser ist in der Regel in der Kommandozentrale der land- oder seegestützten Einheit platziert, kann aber auch mit nur einem einzelnen Launcher eingesetzt werden. CVS302 HOPLITE eignet sich aufgrund seiner Plattformunabhängigkeit für ein breites Spektrum operationeller Einsätze.

Existierenden Systemen deutlich überlegen

Der Lenkflugkörper HOPLITE-S ist 3.2 Meter lang, hat ein Gewicht von 120 Kilogramm und ist für einfache Unterstützungseinsätze vorgesehen. Er besitzt einen vielseitigen Spot-Scanning Laserradar-Suchkopf, der zur Zieleinweisung dient beziehungsweise die Zielerfassung mittels Semi Active Laser (SAL) erlaubt. Im letzteren Fall erfolgt die Zielbeleuchtung durch vorgeschobene Beobachter. Der Einweg-Datenlink (uplink) ermöglicht Missions-Updates und das Zuweisen einer neuen Mission. HOPLITE-S kann, mithilfe der Unterstützung bei der Zieleinweisung durch HOPLITE-L, auch in komplexeren Szenarien eingesetzt werden.

Der Lenkflugkörper HOPLITE-L ist 3,75 Meter lang und 135 Kilogramm schwer. Der Lenkflugkörper ist für komplexe Szenarien ausgelegt, die den Operator-in-the-Loop erforderlich machen. Sein Multi-Mode-Suchkopf erlaubt passive und aktive 3D-Bildgebung, ist für alle Wetterbedingungen und Szenarien geeignet und robust gegen elektronische Störmaßnahmen.

HOPLITE-L kann seine Geschwindigkeit reduzieren, um mit Hilfe des Zweiweg-Datenlinks Operator-in-the-Loop-Operationen zu ermöglichen. Diese Eigenschaft ermöglicht auch eine Zielbeleuchtung mit dem Laserradar. Damit kann HOPLITE-S in koordinierten Salvenschüssen ins Ziel gelenkt werden. Dies führt zu einer deutlichen Erweiterung der Fähigkeiten im Vergleich zu existierenden Systemen.

Kombination von Feststoffantrieb und Gasturbine

Mit Nachdruck machte MBDA bei der Vorstellung seines HOPLITE-Konzeptes auch auf die neuartigen Technologien aufmerksam, die die beschriebenen Leistungen ermöglichen sollen. Beide Lenkflugkörper nutzen als Antrieb einen „Air Turbo Rocket“-Motor (ATR-Motor) mit integriertem Booster, welcher Geschwindigkeiten über Mach 2 erlaubt. Der in einem weiten Bereich regelbarer ATR kombiniert die Vorteile von Feststoffantrieben und Gasturbinen.

Zum neuartigen Wirksystem (Boosted Kinetic Energy Penetrator) erklärte der Unternehmenssprecher: „Es ermöglicht HOPLITE-L das Bekämpfen unterschiedlicher Ziele auch bei geringer Geschwindigkeit. Das Spot-Scanning Laserradar wird bei beiden Lenkflugkörpern für die 3D-Bildgebung, die Zielidentifikation, den SAL-Empfang, das Auslösen des Wirksystems und als Höhenmesser eingesetzt.“

MBDA, ein europäisches Gemeinschaftsunternehmen von BAE Systems (37,5 Prozent), EADS (37,5 Prozent) und Finmeccanica (25 Prozent), bietet derzeit 45 Flugkörpersysteme und Produkte für Gegenmaßnahmen an, die bereits im operationellen Einsatz sind. 15 weitere sind in der Entwicklung.

Hinweis: Das Video von MBDA zur HOPLITE-Präsentation bei der Pariser Luftfahrtschau 2013 zeigt einige Einsatzmöglichkeiten des visionären Waffensystems.


YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Bildbeschreibung:
Die Computergrafiken von MBDA zeigen das System CVS302 HOPLITE mit seinen beiden Lenkflugkörpern S und L, einen Operator vor der Missionskontrolle sowie einen Launcher.


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN