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Pristina (Kosovo). Die NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force (KFOR) hat seit dem 6. September einen neuen Befehlshaber. An diesem Freitag übergab der deutsche Generalmajor Volker R. Halbauer das Kommando über die 4936 Soldatinnen und Soldaten aus 31 Nationen an Generalmajor Salvatore Farina (Italien). An der Zeremonie „Change of Command“ im KFOR-Hauptquartier Camp „Film City“ in Pristina nahm auch die Präsidentin des Kosovo, Atifete Jahjaga, teil.

Die Übergabe fand statt in Anwesenheit von US-Admiral Bruce W. Clingan, Commander Joint Forces Command Neapel (Italien), und Generalleutnant Hans-Werner Fritz, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr. US-General Philip M. Breedlove, seit dem 13. Mai dieses Jahres Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) der NATO, dankte dem scheidenden KFOR-Kommandeur besonders für dessen Unterstützung der nationalen kosovarischen Sicherheitskräfte, denen der Nordatlantikrat des Bündnisses vor Kurzem erst die „volle Einsatzbereitschaft“ zuerkannt hat. In seiner Grußadresse würdigte Breedlove zudem die hohen Führungsqualitäten General Halbauers, der das Kommando über die KFOR-Truppen am 7. September vergangenen Jahres übernommen hatte.

Junge Demokratie auf festem Fundament

Staatspräsidentin Atifete Jahjaga betonte in ihrer Rede den Erfolg der NATO-Mission im Kosovo. Die KFOR-Truppen hätten im Laufe der vergangenen 14 Jahre kontinuierlich ein sicheres, beschütztes Umfeld für die Bürgerinnen und Bürger des Landes geschaffen und den nationalen Institutionen dabei geholfen, eine wahre Demokratie auf festem Fundament zu errichten. Wörtlich sagte die Politikerin: „Am heutigen Tag möchte ich im Namen der Menschen im Kosovo allen Offizieren und Dienstgraden der KFOR-Einheiten für die professionelle, würdevolle Erfüllung ihrer Mission in all den Jahren danken. Durch Ihre Bereitschaft, uns zur Seite zu stehen, ermöglichten Sie es uns, selbst den Grundstein für eine gedeihende Gesellschaft zu legen. Ich darf Ihnen versichern, dass die kosovarische Bevölkerung Ihnen für die Unterstützung und das Vertrauen, die uns zuteilwurden, immer dankbar sein wird. Niemals vergessen werden wir auch die tiefen Freundschaften, die in all dieser Zeit entstanden sind und die Sie immer daran erinnern sollen, dass unser Land auch in der Ferne ein Stück Zuhause für Sie sein wird.“

Ihr Land werde sich auch weiterhin der Unterstützung, die man in den vergangenen 14 Jahren erfahren habe, würdig erweisen, versicherte die Staatspräsidentin. Die Bürgerinnen und Bürger des jungen Staates – gleich welcher ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit – und alle Institutionen des Landes verfolgten das gemeinsame Ziel eines Lebens in Freiheit, Gleichheit und in Frieden. Kosovo sei außerdem fest entschlossen, jetzt und künftig ein gutes Verhältnis mit allen Nachbarstaaten zu haben. Präsidentin Jahjaga schloss ihre Ansprache im Camp „Film City“ mit dem Versprechen: „Wir werden alle notwendigen Reformen ergreifen, die einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union und in der NATO den Weg ebnen können. Die Vision, einmal Mitglied der europäischen und der nordatlantischen Familie sein zu können, eint uns alle.“

Unparteiisch, prinzipientreu, wachsam und entschlossen

Generalmajor Volker Halbauer hatte vor seiner Verabschiedung in einer letzten Pressekonferenz ein Fazit seiner Amtszeit als KFOR-Commander gezogen. Er sagte: „KFOR konnte in den vergangenen zwölf Monaten eine ganze Reihe von wichtigen Zielen und Teilzielen erreichen.“

Zwei Hauptaufgaben von KFOR, die Gewährleistung eines sicheren und stabilen Umfeldes (Safe and Secure Environment, SASE) sowie die Sicherung der Bewegungsfreiheit für alle Kräfte im Kosovo (Freedom of Movement, FOM) – beides unabdingbare Voraussetzungen für einen funktionierenden Grenzschutz, das sogenannte Integrated Border Management (IBM) – seien gelöst worden. Entscheidend sei dabei das Auftreten der KFOR-Kräfte gewesen: unparteiisch, geduldig, wachsam, entschlossen und den eigenen Grundsätzen treu geblieben. Verdienst von KFOR sei es außerdem, dass die beiden wiederhergestellten Bereiche SASE und FOM jetzt entscheidend zu einer Verbesserung des politischen Dialoges hätten beigetragen können.

Als dritten Punkt auf der Habenseite der letzten Monate nannte Generalmajor Halbauer die durch KFOR initiierten Fortschritte in der Zusammenarbeit mit der Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo, EULEX Kosovo. Dem Engagement der KFOR-Truppen insgesamt sei es auch zu danken, dass mittlerweile immer mehr Menschen in dieser Region einen grundlegenden Sinneswandel vollzogen hätten. Halbauer: „Sie sind zu der Überzeugung gelangt, dass Probleme nur durch Meinungsaustausch und Argumente, nicht aber durch Gewalt gelöst werden können.“

Mandat und Mission bleiben unverändert bestehen

Nach dem Fazit befasste sich der scheidende KFOR-Kommandeur vor den Medienvertretern in Pristina auch mit den Aufgaben der kommenden Monate. Dazu gehörten, so Halbauer, die Fortsetzung des politischen Dialoges, weitere Erfolge bei der Umsetzung getroffener Vereinbarungen, der friedvolle und erfolgreiche Verlauf der Kommunalwahlen im November dieses Jahres sowie eine weitere Verbesserung der Beziehungen zwischen allen ethnischen und politischen Gruppen in der Region.

Der deutsche Heeresgeneral äußerte sich abschließend auch zur künftigen Rolle der KFOR und versprach: „Das Mandat für die KFOR-Truppe und ihre Mission werden unverändert Bestand haben – als ,Backup‘ für den politischen Prozess, der vor uns liegt. KFOR ist und bleibt in seinem Auftrag ein neutrales Element, das auch weiterhin aufmerksam die Einhaltung des SASE und FOM überwachen und – wenn notwendig – wieder herstellen wird. Dies bedeutet auch, dass sich vorerst am personellen Umfang der KFOR-Truppe nichts ändern wird. Die KFOR-Angehörigen werden auch weiterhin mit all ihren Fähigkeiten und aller Entschlossenheit auf künftige Herausforderungen reagieren – zum Wohle aller Bewohner hier im Kosovo.“

Deutsches KFOR-Kapitel ging zu Ende

Mit der Übergabe des Staffelstabes von Volker Halbauer an Salvatore Farina endete auch ein deutsches KFOR-Kapitel, das am 8. September 2009 begonnen hatte. Damals hatte Generalleutnant Markus Bentler das Kommando über das NATO-Kontingent im Kosovo von seinem italienischen Vorgänger übernommen. Ihm war am 1. September 2010 Generalmajor Erhard Bühler gefolgt, diesem am 9. September 2011 dann Generalmajor Erhard Drews, am 7. September 2012 schließlich hatte Generalmajor Volker Halbauer seinen Dienst in Pristina angetreten.

Der neue KFOR-Commander, Salvatore Farina, war zuletzt Leiter der Abteilung „Planungen und Politik“ im italienischen Verteidigungsministerium. Der 1957 in der süditalienischen Hafenstadt Gallipoli geborene Heeressoldat gilt als einer der Schlüsselfiguren im Transformationsprozess der Streitkräfte seines Landes. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre zeichnete er auch an entscheidender Stelle mitverantwortlich für die Planungen verschiedener Auslandseinsätze der italienischen Streitkräfte: so für SFOR, KFOR und ALBA auf dem Balkan, oder für die Stabilisierungsoperationen in Osttimor und im Kongo. In den Jahren 2004 bis 2007 diente der Offizier als Militärattaché in London. Etliche Jahre zuvor hatte ihn eine Kommandierung schon einmal in die Balkanregion geführt: Von Dezember 1995 bis Juli 1996 war Farina Bataillonskommandeur einer im Rahmen der IFOR-Mission der NATO in Sarajevo stationierten Einheit gewesen.

Generalmajor Volker Halbauer soll am 25. September 2013 in Münster das Kommando über das I. Deutsch-Niederländische Korps übernehmen. Der bisherige Korpschef, der niederländische Generalleutnant Ton van Loon, geht in den Ruhestand.


Zu unserer Bildergalerie:
1. Im Norden Kosovos ist bei angespannter Lage seit den gewalttätigen Zusammenstößen Ende Juli 2011 eine Beruhigung der Situation zu verzeichnen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass es erneut zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen den Ethnien kommt. Die Aufnahme entstand im Oktober vergangenen Jahres und zeigt Soldaten des ORF-Teams bei einer Patrouille im Raum Zubin Potok (ORF: Operational Reserve Force).
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

2. Anfang Juli dieses Jahres besuchte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die Führung der KFOR-Truppen in der kosovarischen Hauptstadt Pristina. Das Bild zeigt Rasmussen neben dem damaligen KFOR-Kommandeur Volker Halbauer.
(Foto: NATO)

3. Blick auf die Tribüne der Ehrengäste am Tag der Kommandoübergabe im Camp „Film City“. In der ersten Reihe die Staatspräsidentin des Kosovo, Atifete Jahjaga.
(Foto: PAO HQ KFOR/Office of the President of Republic of Kosovo)

4. Generalmajor Salvatore Farina (Italien), seit 6. September 2013 neuer Oberbefehlshaber der KFOR-Truppe im Kosovo.
(Foto: NATO)


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