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Bedford (USA)/Wuppertal. Das US-amerikanische Unternehmen iRobot zählt zu den globalen Branchenführern im Segment der unbemannten Bodenfahrzeuge (Unmanned Ground Vehicles, UGV). Mittlerweile sind mehr als 5000 Systeme von iRobot auf allen Kontinenten im zivilen und militärischen Einsatz. UGVs aus Bedford, dem Firmensitz, unterstützten nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima die Helfer vor Ort. iRobot-Fahrzeuge wurden auch eingesetzt nach dem Sprengstoffanschlag auf den Boston-Marathon im April dieses Jahres. Bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 und Sommerolympiade 2016 in Brasilien sollen rund 30 dieser Bodenroboter Teil der nationalen Sicherheitskonzepte sein.

Die iRobot-Systeme übernehmen hochriskante Aufgaben und leisten wertvolle Dienste bei Suchaktionen, Aufklärung und Bombenentschärfung. In Gefahrensituationen schützen sie die Einsatzkräfte. Zu den mobilen taktischen Robotern von iRobot zählen der leichte und werfbare iRobot 110 FirstLook für Sondereinsätze, der iRobot 310 SUGV (Small Unmanned Ground Vehicle) für den abgesessenen mobilen Einsatz, der wohl erfolgreichste gefechtserprobte Roboter der Welt, der iRobot 510 PackBot, sowie der große iRobot 710 Warrior für schwere Nutzlasten.

Seit gut einem Jahr ist das Wuppertaler Unternehmen European Logistic Partners (ELP) zuständig für alle militärischen iRobot-Produkte im deutschsprachigen Europa. Eine entsprechende vertragliche Vereinbarung war am 20. August 2012 in der iRobot-Zentrale in Bedford, Massachusetts, geschlossen worden

Kooperationen, exklusiver Handel und eigene Patente

Die ELP GmbH befasst sich seit nunmehr 24 Jahren mit der technischen Ausstattung für den polizeilichen und militärischen Entschärfungsdienst. Das Firmenmotto: „Mit der Bedrohung umgehen“. In den Anfangsjahren stand der Bereich „Fernhandhabung“ mit Haken- und Leinensätzen sowie Fernlenkmanipulatoren im Mittepunkt des Geschäftes. Heute wird das Verkaufs- und Serviceprogramm ergänzt durch die portable Röntgentechnik, ballistische Schutzvorrichtungen und die Drogen- und Sprengstoffdetektion. Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, das seinen Sitz in der Nützenberger Straße in Wuppertal hat, ist Peter Weiss.

Er und sein Team nehmen direkten Einfluss auf die Konzeption und Gestaltung von Produkten. Etliche auf die Praxis zugeschnittene moderne, teilweise patentierte Systeme stammen auch direkt von ELP. Sie haben sich im Alltag der Nutzer als handhabungssicher und zuverlässig erwiesen.

Weiterbildung für Experten in Theorie und Praxis

Im neuen ELP-Schulungszentrum finden seit einiger Zeit bereits Vorführungen, Erstschulungen und Fortbildungsveranstaltungen statt. Die Teilnehmer der jeweiligen Seminare kommen aus dem Inland und Ausland. Erst vor wenigen Wochen waren wieder Militär- und Polizeikräfte nach Wuppertal zu einer Anwenderschulung, bei der die erweiterten Fähigkeiten des Fernlenkmanipulators iRobot 510 PackBot sowie die Softwarearchitektur AWARE2 für die Steuerung des Systems im Mittelpunkt standen, angereist.

AWARE2, die auf einem AMREL-Laptop als Bedienplattform geliefert wird, erlaubt neben der GPS-Markierung und GPS-Überwachung auch semiautonome Funktionen wie beispielsweise das Selbstaufrichten eines umgefallenen iRobot-Fahrzeuges oder das Kurshalten (dabei fixiert das Fahrzeug das vom Bediener bestimmte Ziel und gleicht erzwungene Richtungsänderungen – beispielsweise durch Schlaglöcher – selbstständig wieder aus). Eine andere Funktion ist die Retro-Traverse-Funktion, bei der das Fahrzeug im Falle eines Kommunikationsverlustes entsprechend der letzten Befehle autonom bis zu 20 Meter oder bis zum Punkt des Kommunikationsabrisses zurückfährt.

Sensoren unterschiedlicher Hersteller können eingebunden werden

Unter AWARE2 laufen alle UGVs von iRobot in ihrer aktuellen Version. Dadurch ist die nahezu für alle Fahrzeuge abgeschlossene Entwicklung der „MESH“-Fähigkeit untereinander möglich (die Roboter können miteinander kommunizieren und sich gegenseitig als Repeater oder Relaisstation nutzen). Besonders der Wurf-Roboter iRobot 110 FirstLook kann so größeren Systemen als Relaisstation dienen und die Funk- beziehungsweise Videoübertragungsweite um einige Hundert Meter erhöhen. Die eigentliche Fahrzeugbedienung erfolgt über einen „game-Controller“ (eine modifizierte Ausführung eines controllers von Logitech).

AWARE2 erlaubt zudem die Einbindung von Sensoren unterschiedlicher Hersteller in die Steuerungssoftware des Fahrzeugs. Einmal vom Programm erkannt, ist die Einbindung des jeweiligen Sensors problemlos und schnell auch im Feld möglich. Die Software erkennt nicht nur den Sensor, sie richtet auch entsprechende Parameter für eine Kollisionsvermeidung ein.

Wurf-Roboter „FirstLook“ mit Führungsqualitäten

Die ganze Bandbreite der PackBot-Fähigkeiten konnten die Seminarteilnehmer bei dieser ELP-Veranstaltung auch wieder auf dem Trainingsgelände der Firma austesten. Der Parcours war zuvor durch Festinstallationen wie Düker oder Türkonstruktionen erweitert und erschwert worden. Vorgestellt wurde im Außengelände auch das kleine MESH-fähige Wurf-Überwachungsfahrzeug iRobot 110 FirstLook, das beispielsweise als Führungsgerät weiterer Roboter oder bei der Kontaktaufnahme in Geiselsituationen eingesetzt werden kann.

Der Hersteller iRobot hatte im März vergangenen Jahres 105 Exemplare des „FirstLook“ im Auftrag der Joint Improvised Explosive Device Defeat Organization (JIEDDO) an das US-Verteidigungsministerium geliefert. Der Auftragswert betrug rund 1,5 Millionen US-Dollar.


Zum Bildangebot:

1. Der iRobot 510 PackBot – derzeit sind nach Unternehmensangaben mehr als 3500 Exemplare dieses unbemannten Bodenfahrzeugs im Einsatz.
(Foto: iRobot)

2. und 3. Trainingsparcours auf dem ELP-Gelände in Wuppertal.
(Fotos: ELP)

4. Der iRobot 110 FirstLook im militärischen Einsatz.
(Foto: iRobot)

5. und 6. Teilnehmer der Anwenderseminare in Wuppertal im April 2013.
(Fotos: ELP)


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