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New York (USA). Es ist ein Kriminalfall, der im Augenblick in den USA für landesweite Schlagzeilen sorgt: Spezialkräfte der US-Drogenvollzugsbehörde (Drug Enforcement Administration, DEA) zerschlugen vor wenigen Tagen in einer Undercover-Operation einen internationalen Ring Schwerstkrimineller, die sich auch als Auftragskiller angeboten hatten. Zu der fünf Mann starken Gang gehörten nach Angaben der New Yorker Staatsanwaltschaft zwei US-Amerikaner, ein Pole und zwei Deutsche. Beide Deutschen hatten bei der Bundeswehr gedient und waren dort zu Präzisionsschützen ausgebildet worden.

Einzelheiten zu dem Fall gab am 27. September der US-Staatsanwalt für den Verwaltungsbezirk New York Süd, Preet Bharara, bekannt. Er nannte die Details der Anklageschrift „schauderhafte Anschuldigungen“ – wie „aus einem Thriller von Tom Clancy“. Der Jurist in einem Pressestatement: „Die Anklagepunkte berichten uns von einer internationalen Söldnertruppe Scharfschützen, die ihre militärische Spezialausbildung als gekaufte Mörder für teuflische Zwecke missbrauchen wollten. Drei der Angeklagten waren bereit, willens und sogar gespannt darauf, für harte Währung kaltblütige Morde an einem DEA-Agenten und an einem Informanten auszuführen.“

Tätig als Personenschützer und im Drogenhandel

Kopf der Auftragskiller, die als Leibwächter für Drogenbosse gearbeitet und im Drogenschmuggel mitgewirkt haben sollen, war der New Yorker Anklageschrift zufolge der 48 Jahre alte Joseph H. alias „Rambo“. H. soll von 1983 bis 2004 in der U.S. Army gedient haben, zuletzt im Feldwebelrang als Ausbilder von Präzisionsschützen. Er wird beschuldigt, bereits an mehreren Auftragsmorden gegen Bezahlung beteiligt gewesen zu sein.

Für einen neuen Job im Drogenmilieu habe H. vier Ex-Soldaten mit einschlägiger Scharfschützenausbildung angeheuert, so die Anklage: den 42jährigen US-Amerikaner Timothy V., den 40jährigen Polen Slawomir S. sowie Dennis G. (27) und Michael F. (29) aus Deutschland.

Laut Anklageschrift soll G. – Spitzname „Nico“ – von 2007 bis 2010 bei der Bundeswehr gewesen sein. Der Unteroffizier (andere Quellen nennen den Dienstgrad „Stabsgefreiter“) sei dort für seine Leistungen als Scharfschütze ausgezeichnet worden. Auch habe er an einem Auslandseinsatz im Kosovo teilgenommen.

Michael F. – Spitzname „Paul“ – soll von 2006 bis 2009 in der Bundeswehr gedient haben. Auch er sei militärisch ausgebildeter Scharfschütze. Ein Auslandseinsatz habe ihn 2009 nach Afghanistan geführt. Nach seiner Entlassung aus der Bundeswehr habe F. bei Firmen der Sicherheitsbranche gearbeitet, so die Staatsanwaltschaft Southern District New York .

Von der DEA unterwandert und überwacht

Unter Führung von Joseph H. sollte das Team „im Auftrag eines kolumbianischen Drogenkartells Kokain in die USA schmuggeln sowie einen Fahnder der DEA und dessen Informanten im westafrikanischen Liberia liquidieren“. Für diesen Deal waren der Gang rund 700.000 US-Dollar zugesagt worden, H. sollte zudem extra 100.000 US-Dollar erhalten. Auftraggeber jedoch war ein verdeckter Ermittler. Die fünf Männer wussten nicht, dass sie von den US-Behörden permanent überwacht und abgehört wurden.

Die fast 40 Seiten starke Anklageschrift enthält einige Details der Lauschaktionen. So soll G. über die Arbeit als Auftragskiller bei einem der Treffen geäußert haben: „Das macht Spaß. Also, mir macht das Spaß. Ich liebe diese Arbeit.“ Aus den Informationen der New Yorker Staatsanwaltschaft geht auch hervor, dass alle vier angeworbenen Gangmitglieder Hs. Vorschlag, auch „bonus jobs“ („contract killings“/Auftragsmorde) anzunehmen und auszuführen, zugestimmt hätten.

Die Gruppe war am 25. September festgenommen worden: H. in Thailand, V. und G. in Liberia, F. und S. in Estland. Bei ihrer Vorführung vor dem Haftrichter plädierten die Männer auf „nicht schuldig“. (Die vollständigen Namen sind der Redaktion bekannt.)


Die Aufnahmen zeigen
1. Die Drogenvollzugsbehörde des US-Justizministeriums (Drug Enforcement Administration, DEA) wurde 1973 gegründet. Sie hat ihren Hauptsitz in Washington D.C., rund 5500 Frauen und Männer arbeiten für die Organisation. Ziel der Behörde ist es, die illegale Herstellung von Drogen und den Drogenhandel in den USA zu unterbinden. Darüber hinaus unterliegt der Drogenhandel auch dem RICO-Act, einem Bundesgesetz zur Bekämpfung organisierter Kriminalität, krimineller Vereinigungen und Banden. Das Gesetz ermöglicht es Bundesanwälten, zu verfolgen und gegebenenfalls Klage zu erheben, wenn eine Person in Verdacht steht, einer kriminellen Organisation anzugehören.
(Foto: amk)

2. Das Gerichtsgebäude in New York, Manhattan. Hier wurden die Gangmitglieder erstmals dem Haftrichter vorgeführt.
(Foto: Rich Mitchell)

3. Staatsanwalt Preet Bharara äußerte sich zu dem Fall in einer ausführlichen Presseerklärung und verglich die Details der Anklageschrift mit einem „Thriller von Tom Clancy“.
(Foto: Azi Paybarah)


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