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Berlin. Es war eine ambitionierte Aufgabe, der sich drei kritische Köpfe vor gut vier Jahren verschrieben. Der Offizier Uwe Hartmann, der Erziehungswissenschaftler Claus Freiherr von Rosen und der emeritierte evangelische Sozialethiker Christian Walther machten sich auf die Suche nach der „verlorenen (?) Inneren Führung“, dem Markenzeichen der Bundeswehr, der Unternehmensphilosophie unserer Streitkräfte. Hatte das Leitbild der Inneren Führung an Glanz verloren, vielleicht durch den Schatten der Auslandseinsätze? Mit einem neuen Diskussionsforum – ihrem „Jahrbuch Innere Führung“ – wollte das Herausgebertrio Antworten finden und Antworten geben.

2009 veröffentlichten Hartmann, von Rosen und Walther den ersten Band ihrer neuen Reihe über die Innere Führung der Bundeswehr. Der Anspruch der Herausgeber war (und ist) fast schon ein wenig visionär: Das Jahrbuch soll die gesellschaftliche Diskussion über das Leistungsvermögen und auch über mögliche Weiterentwicklungen der Führungsphilosophie der deutschen Streitkräfte fördern und den „Dialog zwischen Soldaten und Wissenschaftlern über die Bundeswehr in Staat und Gesellschaft“ unterstützen. Dies ist mit den bisherigen vier Ausgaben – 2009, 2010, 2011 und 2012 – und einer Fülle an Themen, Beiträgen, Gedanken und Empfehlungen bis jetzt doch eindrucksvoll und nachhaltig gelungen.

Mittlerweile an einem Scheideweg angekommen?

Die letzte Veröffentlichung, das „Jahrbuch Innere Führung 2012“, widmet sich der nach gut einem halben Jahrhundert fast schon historischen (aber weiterhin auch aktuellen) Debatte um ein Gegensatzpaar: Integration des Militärs? Oder militärischer Eigenweg? Der Untertitel des „Jahrbuchs 2012“ lautet demzufolge: „Soldatenberuf im Spagat zwischen gesellschaftlicher Integration und suis generis Ansprüchen“.

Die Herausgeber der Dialog-Reihe fürchten, dass die Innere Führung offensichtlich an einem Scheideweg angekommen ist. Sie erklären es so: „Politik und militärische Führung müssen wählen, wie sie das Verhältnis der Soldaten und Soldatinnen zum demokratischen Staat und zur freiheitlichen Gesellschaft künftig ausgestalten wollen. Sollen die Bemühungen um die Integration der Bundeswehr verstärkt werden? Oder führen die Akzentuierungen des Soldatischen zu einem Selbstverständnis, das den verständlichen Bedarf der Soldaten und Soldatinnen nach Legitimation ihres Einsatzes und Anerkennung ihres Tuns besser befriedigt als das, was Politik und Gesellschaft in den Augen vieler Staatsbürger in Uniform nur suboptimal leisten?“

Diese Debatte treffe die Innere Führung ins Mark, meinen die Herausgeber. Integration des Militärs und militärischer Eigenweg sei ein historisch gewachsenes Gegensatzpaar. Auch heute stellten sich die Konfrontationslinien nicht viel anders dar: Die einen definierten die Zukunft der Bundeswehr in einer noch stärker fokussierten Orientierung des Bildes vom Soldaten an gesellschaftlichen Standards und Trends. Die anderen bemühten sich um Rationalität kriegerischen Handelns und betonten daher einen Sonderstatus für Soldaten, der eigene Wertvorstellungen und soldatische Handlungsweisen verlange.

Ein Großer der akademischen Lehre

Abschied nehmen Oberst Dr. Uwe Hartmann (Leiter des Studentenbereichs der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg) und Professor Dr. Claus von Rosen (Leiter des Baudissin-Dokumentationszentrums an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg) in dieser Ausgabe von Professor Dr. Christian Walther. Der erste Inhaber des Lehrstuhls für Evangelische Theologie an der Helmut-Schmidt-Universität starb am 24. Januar 2012. „Wir vermissen seine klugen Einlassungen und Denkanstöße“, schreibt Oberst Hartmann. Das „Jahrbuch Innere Führung 2012“ enthält Beiträge von 19 Autorinnen und Autoren.



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