menu +

Nachrichten



Koblenz/Berlin. Die Bundeswehr erhält für ihr Beschaffungsprogramm „GFF-Klasse 2“ 100 geschützte Führungsfahrzeuge vom Typ Eagle V. Der Eagle V ist eine Weiterentwicklung des Eagle IV, von dem die Bundeswehr knapp 500 Exemplare hat. Den Auftrag an den Hersteller General Dynamics European Land Systems erteilte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am 17. Juni.

An diesem Montag unterzeichneten in Koblenz der Vizepräsident des BAAINBw, Thomas Wardecki, und der Geschäftsführer der Firma General Dynamics European Land Systems-Germany (GDELS-G), Robert Kauth, den Beschaffungsvertrag, der eine Option über weitere 76 Fahrzeuge Eagle V enthält. Der Eagle V, der über eine hohe logistische Gleichheit zum Vorgängermodell Eagle IV verfügt, setzte sich in einer EU-weiten Ausschreibung durch. Bis Ende 2014 sollen die ersten 100 neuen Fahrzeuge komplett an die Truppe ausgeliefert sein.

Schutz, Mobilität und Nutzlast

In einer Pressemitteilung beschreibt das BAAINBw die aus seiner Sicht entscheidenden Kriterien dieses neuen Geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeugs (GFF) der Klasse 2: „Die Beschaffung des Eagle V als Folgegeneration zum bereits erfolgreich eingeführten Eagle IV stellt einen bedeutenden Fortschritt hinsichtlich der entscheidenden Parameter Schutz, Mobilität und Nutzlast in dieser Fahrzeugklasse dar. Neben dem für diese Klasse besonders hohen Schutz, einem drehmomentstärkeren Motor sowie einer deutlich erhöhten Nutzlast, besitzt der Eagle V bereits standardmäßig Infrarotscheinwerfer, optimierte Verstaumöglichkeiten in der Fahrzeugzelle und auf dem Dach, flexible Ladungssicherungsmöglichkeiten im Heckaufbau, universelle Waffenhalterungen und eine Schnittstelle für die fernbedienbaren leichten Waffenstationen (FLW) 100 und 200.“

Die Fahrzeuge werden von den GDELS-Werken Kaiserslautern und Kreuzlingen in der Schweiz gemeinsam hergestellt. Die Auslieferung beginnt noch in diesem Jahr und wird im Falle einer Optionsausübung (weitere 76 Eagle V) nach Auskunft des Herstellers dann bis 2015 dauern.

Geeignet für ein breites Einsatzspektrum

Der Eagle V war auf bundeswehreigenem Testgelände umfangreichen Prüfungen unterzogen worden. Dabei habe das Fahrzeug, so GDELS, alle gestellten Anforderungen erfüllt und seine Wendigkeit, Mobilität und seinen hohen Schutz bewiesen. Er eigne sich damit für ein sehr breites Einsatzspektrum. In einer Presseerklärung des Unternehmens zum Vertragsabschluss mit dem BAAINBw ist über den Eagle V außerdem zu lesen: „Mit modularen Rüstsätzen können die hochgeschützten Führungsfahrzeuge für unterschiedlichste Missionen konfiguriert werden. Das Fahrzeug bietet nicht nur höchsten Schutz für die Mannschaft, sondern auch eine beachtliche Nutzlastkapazität für zukünftige Anforderungen. Das ergonomische Design und die einfache Bedienung des Fahrzeugs ermöglichen kurze Ausbildungszeiten, die sich in geringen Ausbildungskosten niederschlagen. Die hohe logistische Gleichheit von etwa 80 Prozent beim Eagle V (4×4 und 6×6), Eagle IV und dem taktischen Fahrzeug DURO IIIP erlaubt es, die Kosten über die gesamte Lebensdauer weiter zu optimieren.“

Deutsche Rüstungsunternehmen „verärgert“?

Um die Beschaffung des Eagle V des Konsortiums um General Dynamics gab es in den vergangenen Wochen so einige Irritationen. Am 21. April hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seinem Beitrag „Sparpolitik der Bundeswehr“ bereits über eine Bestellung von 176 Eagle V berichtet und geschrieben, die heimische Rüstungsindustrie sei über diesen Deal „verärgert“. Der Auftrag über die „176 Panzerwagen im Wert von mehr als 100 Millionen Euro“, ergangen in die USA statt an einen deutschen Hersteller, sei für die nationale Rüstungsindustrie „ein Affront“, so das Magazin weiter. Eine weitere Spiegel-Einschätzung: „Für die heimischen Rüstungshersteller ist die Entscheidung für das amerikanisch-schweizerische Konsortium ein schwerer Schlag. Anders als bei der letzten Beschaffung von Panzerwagen vor vier Jahren haben Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall MAN Military Vehicles mit dem ,Armoured Multi-Purpose Vehicle‘ (AMPV) dieses Mal ein vergleichbares Fahrzeug im Angebot.“ Der Spiegel-Beitrag zu den Kosten: „Im Verteidigungsministerium heißt es, der Eagle habe beim ,Verhältnis Leistung/Kosten‘ besser abgeschnitten – kurz: Er ist einfach billiger.“ Und: „Insider schätzen, dass die Beschaffung des deutschen Konkurrenzmodells insgesamt 50 Millionen Euro teurer ausgefallen wäre.“

Streit im Haushaltsausschuss des Bundestages

Hatte der Spiegel-Artikel etwa „schlafende Hunde“ geweckt? Tatsache ist, dass am 24. April in der 121. Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages plötzlich der Tagesordnungspunkt 36 gestrichen wurde. Hier war eine Vorlage des Bundesministeriums der Finanzen zur Beratung und Entscheidung vorgesehen: „Abschluss eines Vertrages mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro im Einzelplan 14; Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge der Klasse 2 (GFF 2) Herstellung und Lieferung von 176 Fahrzeugen des Typs Eagle V“.

In einer Vorabmeldung kündigte das Wall Street Journal Deutschland (WSJ) einen entsprechenden Beitrag – „Bundestag lässt Soldaten in Afghanistan auf Panzerfahrzeuge warten“ – in seiner Ausgabe vom 26. April an. Bereits die WSJ-Ankündigung kommentiert die Streichung des Tagesordnungspunktes 36 im Haushaltsausschuss: „Ein Streit im Haushaltsausschuss des Bundestages über die Beschaffung von Panzerwagen des Typs Eagle V gefährdet die Sicherheit deutscher Soldaten in Afghanistan. Der Millionenauftrag über 176 Fahrzeuge wurde überraschend von der Tagesordnung des Ausschusses abgesetzt und auf unbestimmte Zeit verschoben … Die schuss- und minensicheren Wagen werden von der Truppe in Afghanistan dringend benötigt. Pikanter Hintergrund des Streits: Der eigentlich vorgesehene Eagle V wird von General Dynamics European Land Systems produziert, einem Unternehmen des US-Konzerns General Dynamics, das mit Standorten in Deutschland, Österreich, Spanien und der Schweiz vertreten ist. Die deutschen Rüstungsschmieden Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann kamen mit ihrer Co-Produktion ,AMPV‘ nicht zum Zuge. Ihr Fahrzeug ist nach WSJ-Informationen rund 300.000 Euro teurer.“

Der zuständige Berichterstatter Jürgen Koppelin von der FDP hatte auf WSJ-Anfrage erklärt, die Absetzung des Tagesordnungspunktes habe „nichts mit Rheinmetall zu tun“. Vielmehr sei das Verteidigungsministerium noch einen Bericht über den tatsächlichen Fahrzeugbedarf der Kategorie „GFF 2“ schuldig. Die Opposition hatte gekontert, der Bedarf sei sehr wohl vorhanden. In einem Schreiben des Ministeriums, aus dem WSJ zitierte, soll unter anderem stehen, „selbst mit der Beschaffung von 176 gepanzerten Fahrzeugen des Typs Eagle V werde der notwendige Bedarf an GFF 2 nicht erreicht“.

Parlamentarier wollen eine weitere „Nachdenkphase“

Die Entscheidung der Haushälter, nun doch dem Eagle V zuzustimmen, fiel schließlich am 15. Mai. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa bestätigte der Haushaltsexperte der CDU Norbert Barthle, dass in dieser Sitzung beschlossen wurde, zunächst nur 100 Fahrzeuge zu kaufen – mit der Option, die restlichen 76 zu einem späteren Zeitpunkt nachzuordern. Im Vorfeld seien sehr viele Fragen aufgetaucht, daher habe man sich für eine weitere „Nachdenkphase“ entschieden, sagte Barthle der Agentur. Diese schrieb später in ihrer Meldung: „Spekulationen, wonach Schwarz-Gelb dem deutschen Hersteller (Anm.: dem Konsortium aus Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann) noch einmal eine zweite Chance habe eröffnen wollen, bezeichnete Barthle als ,Fehlinterpretation‘.“

Ausgerüstet mit ABC-Überdrucksystem

General Dynamics European Land Systems liefert in seiner Pressemitteilung zur Auftragserteilung durch das BAAINBw noch einige interessante Details zum neuen Führungsfahrzeug. Der Eagle V ist demnach 5,40 Meter lang, 2,38 Meter hoch und 2,2 Meter breit. Er bietet Raum für fünf Personen. Auf der Straße erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern und bewältigt Steigungen bis zu 60 Prozent.

Weitere Leistungsmerkmale: „Der 245 PS Cummins-Turbodieselmotor in Verbindung mit einem Allison-5-Stufen-Automatikgetriebe, das De-Dion-Achssystem mit patentiertem Wankstabilisator, die Reifendruckregelanlage sowie der permanente Allradantrieb verleihen dem Eagle V höchste Mobilität sowohl On- als auch Offroad. Dank der modularen Schutzauslegung bietet das Fahrzeug einen sehr hohen Schutz gegen ballistische Bedrohungen, Minen aber auch gegen Sprengfallen (IEDs). Im Weiteren ist der Eagle V mit einem ABC-Überdrucksystem ausgestattet.“


Kompakt                                             

General Dynamics European Land Systems (GDELS), mit seinem Hauptsitz in Spaniens Metropole Madrid, ist eine Geschäftseinheit des 1952 gegründeten US-Rüstungskonzerns General Dynamics (Firmensitz: West Falls Church nahe Washington, D.C./USA) und verfügt über vier Produktionsstätten in Europa: in Deutschland (GDELS-G), Österreich (Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug), der Schweiz (Mowag) und in Spanien (Santa Bárbara Sistemas).
Die GDELS-Unternehmen entwickeln und produzieren mit mehr als 3000 Facharbeitern Wehrtechnik (Rad- und Kettenfahrzeuge, amphibische Fahrzeuge und Brückensysteme) sowie Artillerie und Munition für Kunden weltweit.
Die General Dynamics European Land Systems-Germany GmbH (GDELS-G) in Kaiserslautern entwickelt, produziert und vermarktet weltweit seit fast 60 Jahren mobile Schwimm- und Festbrückensysteme für den militärischen und zivilen Gebrauch.


Unsere beiden Bilder zeigen:
1. den neuen Eagle V – links in der Version 4×4, dahinter die Version 6×6…
(Foto: GDELS)

2. …und den Vorgänger Eagle IV im Einsatz in Nordafghanistan.
(Foto: Dana Kazda/PrInfoZ Heer)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN