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Berlin. „Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ist eine der besten Adressen für Innovationen.“ Dieses große Kompliment machte Bundeskanzlerin Angela Merkel der ILA Berlin Air Show 2012 am 11. September, dem Tag der Eröffnung. Zu den führenden international ausgerichteten ILA-Ausstellern auf dem Gelände des ExpoCenter Airport zählte auch MBDA Deutschland. Das Unternehmen präsentierte auf dieser Leitmesse der Luft- und Raumfahrtbranche neue Spitzentechnologien für die Luftverteidigung und den Bereich der Lenkflugkörpersysteme.

Erstmalig waren auf dem MBDA-Messestand im Außengelände zwischen Halle 4 und 5 der MEADS-Launcher auf dem deutschen sowie der MEADS-Gefechtsstand auf dem italienischen Trägerfahrzeug zu sehen (MEADS: Medium Extended Air Defense System). Das Ensemble mit dem mächtigen Raketenstartbehälter, der in den blauen Berliner Himmel ragte, wirkte wie ein Signal der Zuversicht: MEADS wankt, fällt aber noch lange nicht!

Im Luftverteidigungssystem MEADS – ein Gemeinschaftsvorhaben Deutschlands, Italiens und der USA – stecken bereits mehr als zehn Jahre Entwicklungsarbeit und Investitionen von über vier Milliarden Euro. Washington hatten am 12. Februar 2011 den Ausstieg aus dem Projekt verkündet und dafür Haushaltszwänge geltend gemacht. Am 16. Februar 2011 wurde auch die Entscheidung der Regierung Merkel publik, MEADS auf absehbare Zeit nicht für die Bundeswehr zu beschaffen (im Oktober 2011 wurde bekannt, dass das Verteidigungsministerium im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr völlig auf die Einführung von MEADS verzichten will).

Ergebnisse für nationale Lösungen

Die drei Vertragspartner haben inzwischen vereinbart, die teure Systementwicklung trotzdem noch im ursprünglich vereinbarten Kosten- und Zeitrahmen bis Anfang 2014 abzuschließen (als „Demonstration of Capabilities“ mit verschiedenen Testreihen). Deutschland will die Ergebnisse nutzen, um das Patriot-System mit Komponenten von MEADS zu modernisieren. Im Blick hat man hierbei vor allem die hochmoderne Software sowie das Rundum-Radar. Seitdem bekannt wurde, dass die US-Regierung unter dem Druck des Kongresses ab 2013 auch die Zuschüsse für die weitere Entwicklung des modularen Systems canceln will, steht das trinationale Rüstungsprojekt endgültig auf der Kippe.

Deutschland ist mit rund 1,2 Milliarden Euro an der Entwicklung von MEADS beteiligt. Die USA finanzieren mit 58 Prozent den überwiegenden Teil des Projektes, auf Deutschland entfallen 25 und auf Italien 17 Prozent. Den ursprünglichen Planungen zufolge sollte MEADS bei der Bundeswehr ab 2018 eingeführt werden und bis etwa 2040 im Dienst bleiben.

Repräsentanten des Konsortiums verbreiteten jetzt auf der ILA verhaltenen Optimismus: Man setze weiterhin auf die Unterstützung in den Partnerländern. Ein Ausstieg sei wirtschaftlich keine Alternative, alle Tests würden planmäßig verlaufen und man wolle die Entwicklung weiter vorantreiben. Dr. Walter Stammler, Leiter Forschung und Entwicklung des Partners MBDA, verwies auf anstehende Entscheidungen im Deutschen Bundestag und betonte, man hoffe auf eine Vertragsverlängerung über 2014 hinaus.

Kompakt                                                       

Die MBDA Deutschland GmbH ist als rechtlich eigenständige hundertprozentige Tochter der europäischen MBDA (mit einer Konzernzugehörigkeit zu EADS) das führende Lenkflugkörpersystemhaus in Deutschland und das Kompetenzzentrum für Luftverteidigungs- und Lenkflugkörpersysteme. Bis Mai 2012 hieß das Unternehmen, in dem etwa 1250 Mitarbeiter beschäftigt sind, LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH. Tochterunternehmen und Beteiligungen sind: Bayern-Chemie, TDW, Comlog, Ramsys, TAURUS Systems, euroMeads/Meads International, GLVS, PARSYS und Euromissile. Zum Produktportfolio der MBDA Deutschland GmbH gehören Flugabwehr- und Luftverteidigungssysteme wie MEADS, Patriot oder Lenkflugkörper „Neue Generation“ (LFK NG), Lenkflugkörpersysteme zur Flugzeug- und Hubschrauberbewaffnung wie Taurus KEPD 350 und PARS 3 LR, Lenkflugkörpersysteme zur Bewaffnung von Schiffen wie RAM und ESSM sowie Lenkflugkörpersysteme für das sogenannte Battlefield-Engagement wie Milan ADT/ER. Die Lenkflugkörpersysteme umfassen dabei Waffen- bzw. Abschussanlagen, Flugkörper und Peripheriegeräte. Die MBDA Deutschland GmbH hat Standorte in Schrobenhausen (Hauptsitz) und Ulm sowie Außenbüros in Berlin, Bonn und Koblenz. In Freinhausen besitzt das Unternehmen mit der Test- und Referenzanlage (TuRA) für Patriot ein einzigartiges Erprobungsgelände für Lenkflugkörpersysteme in Deutschland.

Von 2006 bis April 2012 wurde der Hauptsitz Schrobenhausen für mehr als 60 Millionen Euro ausgebaut und modernisiert. Dort befinden sich jetzt modernste Labor- und Bürogebäude, eine Integrationshalle sowie ein Simulationszentrum. 2010 und 2012 wurde MBDA Deutschland vom Great Place to Work® Institute in den Kreis „Deutschlands 100 beste Arbeitgeber“ gewählt. Geschäftsführer ist seit August 2012 Thomas Homberg, der von 2003 bis zu seinem Wechsel in die MBDA-Spitze verschiedene herausragende Positionen bei EADS innehatte. Vor Eintritt in die EADS war Homberg Fallschirmjägeroffizier und Offizier im Generalstabsdienst der Bundeswehr, in seiner letzten militärischen Verwendung diente er als Heeresattaché an der Deutschen Botschaft in Paris.



Zu unseren Bildern 
  1. Der MBDA-Pavi­­­­­­llon auf dem ILA-Messegelände, davor MEADS-Launcher und MEADS-Gefechtsstand auf ihren Trägerfahrzeugen.
  2. Leitmesse ILA 2012: auch MBDA Deutschland begrüßte in Berlin zahlreiche ausländische Fachbesucher zum Geschäftsgespräch. (Fotos: Dewitz) 

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