Berlin. Der Hubschrauber CH-53G ist seit mehr als zwei Jahrzehnten das Rückgrat vieler Bundeswehr-Missionen im Ausland und somit extremer Beanspruchung ausgesetzt. Bei der ILA 2012 in Berlin wurde nun am 12. September feierlich die erste Serienmaschine des modernisierten Transporthubschraubers CH-53GA von Eurocopter an die Bundeswehr übergeben. Sie erhält mit der Version CH-53GA einen Hubschrauber, der für die Nutzungsdauer bis über das Jahr 2030 hinaus gerüstet ist.
Der mittlere Transporthubschrauber CH-53G stellt seit seiner Einführung bei der Bundeswehr im Sommer 1972 nicht nur den Truppen- und Materialtransport im Rahmen des deutschen NATO-Verteidigungsbeitrages sicher. Er ist auch seit Beginn der 1990er-Jahre ein zentrales Unterstützungselement bei den deutschen Out-of-area-Missionen sowie bei vielen anderen NATO-Einsatzkräften. Auch bei nationalen oder internationalen Hilfseinsätzen – wie beispielsweise beim Elbe-Hochwasser 2002, der Erdbeben-Hilfe in Pakistan 2005 oder der Bekämpfung der Waldbrände in Griechenland 2007 – hat sich der CH-53 ausnahmslos bewährt.
Mit dem CH-53GA (GA: German Advanced) wird jetzt zeitnah der Bedarf des Militärs an einer operativen Erweiterung der Einsatzfähigkeit dieses Transporthubschraubers für nationale und internationale Missionen sichergestellt. Das Eurocopter-Betreuungszentrum für Bundeswehr-Hubschrauber ist damit beauftragt, 40 Maschinen CH-53G umfassend umzurüsten und sie in der Version CH-53GA für deutsche Einsatzaufgaben auszustatten.
Beim feierlichen Handover der ersten Serienmaschine an den Nutzer auf dem Static Display von EADS erklärte Ralf Barnscheidt, Mitglied der Geschäftsführung von Eurocopter Deutschland und Leiter des Betreuungszentrums „Bundeswehr-Hubschrauber“: „Die Produktverbesserung der CH-53GA ist ein beeindruckendes Beispiel für die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Die Anforderungen an die Hubschrauber in zukünftigen Missionen haben wir gemeinsam – angefangen vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, über die Verantwortlichen für die Zulassung bei der Wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching, das Waffensystemkommando der Luftwaffe bis hin zu der Heeresfliegerwaffenschule – in erforderliche Verbesserungen umgesetzt.“
An der Übergabe am 12. September nahmen unter anderem der General Luftwaffenrüstung, Brigadegeneral Hermann Muntz, sowie der General der Heeresflieger, Brigadegeneral Reinhard Wolski, teil. Seit Juli 2012 werden bereits drei „produktverbesserte GA-Hubschrauber“ mit vorläufiger Ausrüstung für Schulungseinsätze genutzt.
Die 40 CH-53GA werden mit modernsten Avionik- und Kommunikationssystemen ausgestattet, die auch auf Einsätze im Systemverbund mit dem Unterstützungshubschrauber Tiger und dem Transporthubschrauber NH90 abgestimmt sind. Weiterhin können Piloten in Zukunft einen Vier-Achsen-Autopiloten einschließlich Schwebeflugautomatik (Automatic Flight Control System, AFCS) nutzen. Ihnen wird auch ein modernes Electronic Warfare System (EWS) zum elektronischen Selbstschutz und zur Erkennung von Bedrohungen zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden die Navigationsgenauigkeit bei der Tranche nach internationalen Instrumentenflugbedingungen sowie die Anzeige- und Bedienelemente (Glas-Cockpit mit 5 MFD) auf den neusten Stand gebracht.
Das Unternehmen Eurocopter liefert zudem eine modulare Ausstattung, die je nach Mission eingerüstet werden kann. Dazu zählen ein Infrarot-Beobachtungssystem (Forward Looking Infrared System, FLIR), die Satellitenkommunikation (SatCom) sowie zusätzliche Innentanks, die die Reichweite der Helikopter auf bis zu 1200 Kilometer erhöhen. Im Zuge der Modifikation werden gleichzeitig die durch Nutzung und Alterung aufgetretenen Schwachstellen der Hubschrauberzelle beseitigt sowie die elektrische Verkabelung erneuert. Durch die moderne Avionikstruktur ist der Hubschrauber CH-53GA dann auch auf zukünftige Missionserweiterungen bestens vorbereitet.
Das Eurocopter-Betreuungszentrum „Bundeswehr-Hubschrauber“ gewährleistet Unterstützungs- und Serviceleistungen für fast alle Hubschraubermuster der deutschen Streitkräfte. Neben technisch-logistischer Unterstützung gehören auch Wartung, Instandsetzung und Überholung, Logistik- und Ersatzteilservice, Ausbildung und Einweisung sowie die Integration von neuen Systemen und Upgrades zum Portfolio.
Hauptsitz des Betreuungszentrums ist der Eurocopter-Standort Donauwörth. Die Spezialisten des Unternehmens sind aber auch an zahlreichen Bundeswehrstandorten eingesetzt, um den Hubschrauberbetrieb direkt vor Ort zu unterstützen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter des Betreuungszentrums von 26 auf rund 800 erhöht. Die Teams arbeiten eng mit der Truppe zusammen und garantieren Service rund um die Uhr.
In seinem Blog über das „Arbeitspferd der Heeresflieger“ schreibt Reinhard Schlepphorst: „ Obwohl schon in die Jahre gekommen, erfüllt die CH-53 dennoch auch unter härtesten Bedingungen alle Anforderungen im Einsatz und ist für die deutschen Streitkräfte seit Jahren alternativlos. Mit dem neuen Rüstsatz Recovery, dem Facelift SDE und der Produktverbesserung CH-53 GA muss sie auch in Zukunft keinen Vergleich mit modernen Hubschraubern der Bundeswehr scheuen. Mit SeLa, Fast Rope und Winde hat sie noch einige Trümpfe im Ärmel.“ Oberstleutnant a.D. Schlepphorst ist Vorsitzender der IGTH im Deutschen Bundeswehr-Verband (IGTH: Interessengemeinschaft des fliegenden und luftfahrzeugtechnischen Personals der Transport- und Hubschrauberverbände der Bundeswehr). Wer die Insiderperspektive eines erfahrenen Hubschrauberpiloten kennenlernen will, der sollte den Internetauftritt www.ch53blog.com besuchen.
Zu Unseren Bildern
1. CH-53 im Tiefflug von Termez (Usbekistan) nach Kunduz im Norden Afghanistans.
(Foto: Herholt/Bundeswehr)
2. Handover-Zeremonie bei der ILA Berlin Air Show 2012.
(Foto: Markus Schlaf)
3. Pressetermin nach der CH-53GA-Übergabe an die Bundeswehr – ein Ingenieur von Eurocopter und ein Major der Heeresfliegertruppe stellten sich am 12. September den zahlreichen Fragen der Fachpresse
(Foto: Dewitz)
4. Flugzelle, Funkgeräte, Navigation, Allwetter-Sichtradar, Satellitenkommunikation, Hinderniswarnsystem und Selbstschutz – der Fragenkatalog der Fachjournalisten zum „Produktverbesserungsprogramm“ für den CH-53GA war groß.
(Foto: Dewitz)