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Berlin. Am 6. Februar erschütterte ein verheerendes Erdbeben weite Gebiete in Syrien und in der Türkei. Viele Häuser stürzten ein und begruben mehr als 52.000 Menschen unter sich. Auf Bitten der Regierung in Ankara hilft die Bundesregierung der Türkei nun bei der Bewältigung der humanitären Krise. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat zur Unterstützung des türkischen Gesundheitssystems ein Rettungszentrum in der Stadt Altinözü (Provinzregion Hatay) errichtet. Das mobile Krankenhaus in der Erdbebenregion ist seit dem 22. März voll einsatzbereit.

Die Planungen für die Mission „Humanitäre Hilfeleistung Türkei“ begannen im Lagezentrum des Sanitätsdienstes am 22. Februar. Bereits vorher waren auf Anweisung des Verteidigungsministeriums verschiedene Optionen geprüft worden. So hatte das Ministerium schließlich ein Luftlanderettungszentrum des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (Leer) für die Hilfeleistung identifiziert.

Bereits am 27. Februar flog ein Erkundungsteam in die Erdbebenregion und erstellte ein Bild der aktuellen Lage vor Ort. In Abstimmung mit den regionalen türkischen Einrichtungen wurde anschließend der Bedarf an Hilfeleistung und Unterstützung definiert.

Am 8. März folgte dann ein deutsches Vorkommando. Im Gepäck den Plan, in der Stadt Altinözü ein Rettungszentrum zu errichten und zu betreiben.

Ausgezeichnete Vorbereitung durch die Fachkräfte des Erkundungsteams

Das Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes schreibt jetzt in einem Pressebeitrag: „Dank der engen Abstimmung mit den türkischen Partnern konnte ein Hilfspaket geschnürt und an die örtlichen Erfordernisse angepasst werden. So werden neben notfallmedizinischen und chirurgischen Versorgungsmöglichkeiten auch umfangreiche allgemeinmedizinische, infektiologische sowie internistische Fähigkeiten bereitgestellt.“

Weiter heißt es in den Bericht: „Der Aufbauort eines Rettungszentrums muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hierunter fallen neben der Platzgröße, der Beschaffenheit und der Traglast des Untergrundes auch das zusätzliche Equipment – beispielsweise Unterkünfte, Sanitäranlagen, Wasser- und die Stromversorgung.“ Die allermeisten Fragen und Probleme konnten bereits im Vorfeld durch die Spezialisten des Erkundungsteams gelöst werden.

Ambulante Behandlung, notfallchirurgische Versorgung und Überwachung

Der Personalstamm des deutschen Rettungszentrums kommt vom Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst. Notwendige materielle und personelle Ergänzungen stammen aus dem gesamten Sanitätsdienst-Bereich. Unterkünfte, Verpflegung und weitere Komponenten wurde auch aus anderen militärischen Organisationsbereichen der Bundeswehr beigesteuert.

Seit dem 22. März ist die Einrichtung in Altinözü voll einsatzbereit. Täglich können rund 100 bis 200 Patienten ambulant behandelt werden. Hinzu kommen die notfallchirurgische Versorgung sowie die stationäre und intensivmedizinische Überwachung. Komplexe Brüche oder lebensbedrohliche Blutungen können zwar stabilisiert werden, für die abschließende Versorgung müssen die Verletzten allerdings an die nächsthöhere zivile türkische Behandlungsebene überführt werden.

Insgesamt stehen im Rettungszentrum 25 Betten bereit, in denen die Patienten in der Regel für ein bis zwei Tage überwacht und gepflegt werden. Das Rettungszentrum steht jedem, der medizinische Hilfe benötigt, offen.

Umfassende Hygiene- und Präventionsmaßnahmen sowie Impfungen

Dem deutschen Kontingent gehören rund 140 Soldaten an. Damit sich die rund 90 medizinischen Fachkräfte um die Versorgung und Pflege der Patienten kümmern können, sind weitere Unterstützungskräfte – unter anderem in die Bereitstellung von Unterbringung, Verpflegung und Informationstechnik – eingebunden.

Das Rettungszentrum ist ab 9 Uhr morgens geöffnet. Für die Dauer von zwei Monaten wird dort nun täglich behandelt, im Notfall auch in der Nacht. Ein reguläres Schichtsystem, wie in Krankenhäusern üblich, gibt es nicht.

Für den Sanitätsdienst hat – neben der Hilfe für die Menschen in den Erdbebengebieten – auch der Schutz der eigenen Kräfte einen hohen Stellenwert. Dazu noch einmal das Presse- und Informationszentrum: „Vor Ort setzt die Bundeswehr auf umfassende Hygiene- und Präventionsmaßnahmen sowie auf die Schutzwirkung von Impfungen. Zusätzlich verfügt das Team in Altinözü über Fachpersonal, um die angeordneten Hygienemaßnahmen kontinuierlich zu evaluieren und auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können.“

Redaktioneller NACHBRENNER

Rund zwei Monate lang haben 140 Angehörige des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sowie weitere, für die Hilfsmission wichtige Truppenteile, die Türkei bei der medizinischen Versorgung von Erdbebenopfern unterstützt.

Am Abend des 22. Mai nun wurde der Regelbetrieb der Bundeswehr in der Sanitätseinrichtung in Altinözü planmäßig beendet. Seit Ende März sind hier rund 5200 Patienten durch das deutsche Sanitätspersonal behandelt worden.

Am 24. Mai werden die Kräfte der Bundeswehr, die in der türkischen Erdbebenregion humanitäre Hilfe geleistet haben, nach Deutschland zurückkehren. Empfangen werden sie an diesem Tag feierlich am militärischen Flughafen in Wunstorf.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Die türkische Stadt Antakya wurde im Februar fast vollständig zerstört. Vor allem die Schäden an bedeutenden Kulturstätten sind verheerend.
(Foto: Patrick Enßle/Bundeswehr)

2. Aufbau des deutschen Rettungszentrums in Altinözü.
(Foto: Patrick Enßle/Bundeswehr)

3. Versorgung im Rettungszentrum des Sanitätsdienstes: Ein Chirurg entfernt bei einer Patientin einen Glasplitter aus dem Fuß.
(Foto: Patrick Enßle/Bundeswehr)


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