menu +

Nachrichten



Berlin/Vilnius (Litauen). Am 25. und 26. April treffen sich in Litauens Hauptstadt Vilnius führende europäische Fachleute aus dem Bereich der Militärtechnologie zum dritten internationalen Baltic Miltech Summit. Angesichts der Notwendigkeit von Geschlossenheit und besserer Verteidigungsinfrastruktur in der Region konzentriert sich dieser Gipfel auf die Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor, der NATO und der Europäischen Union sowie auf die Förderung modernster Militärtechnologien. Matthias Wachter, Geschäftsführer der deutschen NewSpace-Initiative und Redner auf der Konferenz, betont, dass es nun Zeit sei proaktiv zu handeln, statt nur zu reagieren. Starke Partnerschaften werden in der Region entscheidend sein, ist sich Wachter sicher.

Der Krieg in Europa richte sich nicht nur direkt gegen die Ukraine, sondern auch gegen unsere auf Regeln basierte Ordnung, so Wachter nun im Vorfeld der Veranstaltung in Vilnius. Deutschland trage aufgrund seiner Geschichte und seiner geografischen Lage eine besondere Verantwortung für die europäische Sicherheit. Er erklärt: „Deutschland trägt auch als militärische Rahmennation besondere Verantwortung. Dies heißt, aufzustehen und zu handeln, nicht nur zu reagieren. Diese Verantwortung muss sich in konkretem, politischem Vorgehen gemeinsam mit unseren Partnern widerspiegeln, insbesondere mit den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.“

Wachter führt aus, die baltischen Staaten seien aufgrund ihrer geografischen Lage an der Ostflanke der NATO sowie aufgrund ihrer militärischen Fähigkeiten ein wichtiger Partner, den es in der aktuellen Sicherheitslage zu stärken gelte.

Auslandseinsätze ohne Unterstützung durch Raumfahrtsysteme undenkbar

Auf dem Baltic Miltech Summit 2023 will sich Wachter schwerpunktmäßig mit dem Weltraum – neben Land, See, Luft und dem Cyberbereich die fünfte wichtige militärische Dimension – befassen. „Der Weltraum gewinnt an strategischer Bedeutung. Raumfahrt und souveräner Zugang zum Weltraum sind elementar für die außen- und sicherheitspolitische Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit von Regierungen. Auslandseinsätze der Streitkräfte sind ohne die Unterstützung durch Raumfahrtsysteme nicht mehr denkbar“, argumentiert Wachter. Satelliten und die von ihnen erzeugten Daten und Dienste seien für militärische Aufklärung, Kommunikation und Operationen unverzichtbar. Für die Verteidigung der Ukraine gegen Russland seien sie von entscheidender Bedeutung.

Wachter vertritt auch die Auffassung, dass wir uns stärker mit den Fähigkeiten innovativer Unternehmen und Start-ups befassen sollten, um ein modernes, nützliches und wettbewerbsfähiges europäisches Verteidigungssystem aufzubauen.

Litauens innovative Unternehmen in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie

Der Baltic Miltech Summit findet nicht zufällig in Litauen statt, dem baltischen Land, dessen geografische Lage ein gewisses Risiko birgt, gleichzeitig allerdings auch vielversprechend ist. Laut Wachter kann Litauen auf seine innovativen Unternehmen in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie stolz sein.

„Ich bin zum zweiten Mal auf dem Gipfel. Die Veranstaltung demonstriert eindrucksvoll die Fähigkeiten litauischer Unternehmen. Ich freue mich auch sehr, dass die deutsche NewSpace-Initiative eine starke Partnerschaft mit dem litauischen Cluster für Raumfahrttechnologie unterhält“, sagt er.

Enge Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor

Romualda Stragienė, Direktorin der „Innovation Agency Lithuania“ – der Veranstalterin des Baltic Miltech Summit – ist der Meinung, dass künftige militärische Innovationen ohne enge Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor nicht möglich sind. Auf diesem Aspekt liegt auch der Fokus der kommenden Veranstaltung in Vilnius. Ein Ziel des Gipfels ist es, Akteure des Militärs an einem Ort zu versammeln und Diskussionen zu führen, die konkrete Maßnahmen in die Gänge leiten können.

„Es besteht ein globaler Bedarf an engerer Zusammenarbeit in vielen Bereichen. Allianzen zwischen privatem und öffentlichem Sektor oder zwischen Militär und kleinen mittelständischen Unternehmen (KMU) sollten über lokale Grenzen hinausgehen und innerhalb der Region gebildet werden. Dies würde den europäischen Verteidigungsinteressen sowohl in geopolitischer als auch in technologischer Hinsicht helfen“, sagt dazu Stragienė und fügt hinzu: „Einige Länder stützen sich bereits auf KMU, die in Forschung und Entwicklung investieren, um Innovationen für militärische und zivile Zwecke zu entwickeln. Der Prozess ist jedoch langsam, und der Baltic Miltech Summit bietet eine gute Gelegenheit, diese Zusammenarbeit zu beschleunigen.“

Wachsendes Interesse in den baltischen Ländern an der Verteidigungstechnik

Laut Stragienė soll bei der Veranstaltung auch über das Thema „Finanzierung“ gesprochen werden. Die Risikokapitalgeber im Verteidigungsbereich sind rasch gewachsen und ergänzen nun die Finanzspritzen der Regierungen.

Die Direktorin der „Innovation Agency Lithuania“: „Obwohl Litauen traditionell in den Bereichen Elektronik, IT, Lasersysteme und anderen wissenschaftlichen Bereichen stark ist, zeigt eine Krise nach der anderen, dass diese Kompetenzen übertragen und perfekt an wichtigere Bedürfnisse angepasst werden können. Das wachsende Interesse an der Verteidigungstechnik hat bereits zu einer steigenden Zahl von Start-ups, Finanzierungen und Erfolgsgeschichten im Baltikum geführt.“

Eine Gründung des litauischen Ministeriums für Wirtschaft und Innovation

Die „Innovation Agency Lithuania“ wurde vom litauischen Ministerium für Wirtschaft und Innovation ins Leben gerufen und ist für litauische Innovationen und die Förderung von Innovationen in allen Phasen der Unternehmensentwicklung zuständig – von der Idee bis zum Endverbraucherprodukt.

Die Agentur verwaltet eine Reihe von Innovations-, Digitalisierungs- und anderen Unternehmensförderungsmaßnahmen mit einem Gesamtwert von mehr als 500 Millionen Euro für die nächsten Jahre. Die „Innovation Agency Lithuania“ hat ihren Hauptsitz in Vilnius und weitere Regionalbüros in 13 litauischen Städten und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter.


Hintergrund                           

Die NewSpace-Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), deren Geschäftsführer Matthias Wachter ist, wurde am 1. Dezember 2021 im „Haus der Deutschen Wirtschaft“ in Berlin ins Leben gerufen. Unter dem Titel „NewSpace made in Germany“ wurden dazu später konkrete politische Handlungsempfehlungen veröffentlicht, die dabei helfen sollen, das Potenzial deutscher NewSpace-Akteure in Deutschland stärker nutzen zu können.

Hintergrund der Gründung der branchen- und industrieübergreifenden Initiative war und ist der Gedanke, dass die Zukunft der Raumfahrt immer mehr in der Hand von privaten Unternehmen liegt. Diese revolutionieren einen Markt, der lange Zeit von Staaten und Weltraumagenturen dominiert war. Die NewSpace-Initiative des BDI bildet einen Zusammenschluss von NewSpace-Start-ups, Raumfahrtunternehmen, Verbänden, klassischen Industrieunternehmen und der Digitalwirtschaft. Mehr als 40 Unternehmen und Verbände sind bereits Mitglied der Initiative. Ziel ist es, die unterschiedlichen Akteure erstmals unter einem Dach zu vereinen und so die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft durch Raumfahrtanwendungen aktiv zu fördern.

Die Frage „Was ist NewSpace?“ beantwortet der BDI wie folgt: „Der Begriff ,NewSpace‘ beschreibt die Kommerzialisierung der Raumfahrt und ihre zunehmende Verzahnung mit der klassischen Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen aus zahlreichen Branchen nutzen von Satelliten generierte Daten für ganz unterschiedliche Anwendungsbereiche wie Smart Farming, Logistik, Industrie 4.0, Infrastruktur-Monitoring oder autonomes Fahren.“

Schon länger ist NewSpace keine Nische mehr: Laut BDI haben bereits 76 Prozent der NewSpace-Unternehmen Kunden aus dem Non-Space-Sektor – Tendenz steigend. In der Branche tummeln sich Start-ups, kleine und mittelständische Unternehmen sowie große Systemintegratoren. Der Bundesverband: „Der Wettbewerb zwischen privaten Akteuren sorgt für Innovationen, die die Eintrittsbarrieren ins All senken. NewSpace schafft damit die Voraussetzungen für neue Anwendungen und datenbasierte Geschäftsmodelle. Damit ist die private Raumfahrt Teil der Lösung für den Klimawandel und mehr Nachhaltigkeit auf der Erde.“


Zu unserem Fotomaterial:
1. Großes Interesse bereits vor zwei Jahren – Baltic Miltech Summit 2021.
(Bild: Innovation Agency Lithuania)

2. Matthias Wachter, Leiter der Abteilung „Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt“ beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Geschäftsführer der NewSpace-Initiative des BDI.
(Foto: BDI)

Kleines Beitragsbild: Das Hintergrundfoto – entnommen dem Bildangebot von Pixabay – zeigt die litauische Hauptstadt Vilnius, einmontiert ist das Logo der diesjährigen Veranstaltung Baltic Miltech Summit.
(Foto: Sebastian Flegel/unter Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich; Logo: Innovation Agency Lithuania; grafische Bearbeitung: mediakompakt)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN