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Gardelegen-Letzlingen. Der Truppenübungsplatz Altmark in der Colbitz-Letzlinger Heide im Norden von Sachsen-Anhalt ist mit seinem Gefechtsübungszentrum und der Übungsstadt „Schnöggersburg“ ein bei Streitkräften häufig genutztes Ausbildungs- und Trainingsareal. In der Kampfstadt „Schnöggersburg“ beispielsweise sind alle Intensitäts- und Eskalationsstufen von Stabilisierungsoperationen bis hin zum hochintensiven Gefecht möglich. Gefechte in bebautem Umfeld werden im Schwerpunkt als landgestützte Operationen geführt. Ein offizielle „Indienststellung“ für das urbane Trainingsareal oder eine feierliche Übergabe an die Bundeswehr hat es bisher nicht gegeben. Nach Fertigstellung aller Baumaßnahmen und technischen Erprobungen ist „Schnöggersburg“ direkt in den Übungsbetrieb integriert worden.

Das „Gefechtsübungszentrum Heer für landbasierte Operationen“ (GÜZ) hat nach Angaben des Ausbildungskommandos in Leipzig, das verantwortlich ist für die gesamte Planung und Steuerung der Führungsausbildung und Fortbildung im Deutschen Heer, eine Auslastung von 21 Übungsdurchgängen an bis zu 240 Ausbildungstagen pro Kalenderjahr.

Diese Auslastung trifft jedoch (noch) nicht auf die die Übungsstadt zu. 2021 fanden in der Übungsstadt fast ausschließlich Experimental-Übungen statt – hier wurde weitere Auswertetechnik (beispielsweise das „Mobile Auswertesystem infanteristischer Einsatz“/MASIE) getestet und implementiert. Ebenso fanden verschiedene Ausbildungsseminare statt, um gemeinsame Abholpunkte bei den Truppenführern zu schaffen.

2022 wurde die Übungsstadt „Schnöggersburg“ dann nach und nach durch die Übungstruppe genutzt. Auf Ebene „Trupp“ und „Zug“ wurden hier Themen wie „Vorgehen im Straßenzug“ oder „Vorgehen in Treppenhäusern“ geübt und Grundlagen für das Üben in einer urbanen Umgebung gelegt.

Schwarzenborner Jäger und Jäger aus dem Burgenland

Blicken wir einmal beispielhaft auf Verbände zurück, die in den vergangenen Monaten das GÜZ mit seiner Übungsstadt genutzt haben. Anfang Dezember 2022 trainierte hier das zur Panzerbrigade 21 „Lipperland“ (1. Panzerdivision) gehörende Jägerbataillon 1 gemeinsam mit einem Jägerverband des österreichischen Bundesheeres den „Einbruch in eine besetzte Ortschaft“ sowie den „Angriff im städtischen Gelände“.

Das Jägerbataillon 1, das im hessischen Schwarzenborn stationiert ist, stellt Kräfte zur Bündnis- und Landesverteidigung sowie für Eingreifoperationen und hat eine besondere Befähigung zum Einsatz in urbanem und sonstigem schwierigem Gelände. Die Schwarzenborner Jäger sind vor allem für den Kampf in bebautem, stark bewaldetem Gelände oder auch für den Jagdkampf ausgebildet. Gemeinsam mit den Gebirgs- und Fallschirmjägern gehören sie der Truppengattung der Infanterie an. Die Jägertruppe kann alle allgemeinen Aufgaben der Infanterie wahrnehmen und andere Infanterieeinheiten in ihrer Spezialisierung unterstützen.

Die Kräfte des Jägerbataillons 1 und deren österreichische Partner, die Soldaten des Jägerbataillons 19 aus dem burgenländischen Güssing, wurden bei ihren Aktionen in „Schnöggersburg“ vom Kampfpanzer Leopard 2 und vom Schützenpanzer Puma unterstützt.

Die höchste Ausbildungsstufe für ein Bataillon erreichen

Mitte Dezember 2022 trainierten im GÜZ die Soldaten des Panzergrenadierbataillons 391 aus Bad Salzungen in Thüringen. Die Salzunger Grenadiere übten nicht allein: Neben den Schützenpanzerzügen mit ihren Mardern „kämpften“ gemeinsam eine niederländische Infanteriekompanie sowie deutsche Marinesoldaten des Seebataillons als binationaler Gefechtsverband.

Das Heer schrieb damals in einem Onlinebeitrag über die Übung mit rund 1000 Soldaten: „Die Bedingungen für das Gefecht sind ideal. Das in der Letzlinger Heide gelegene GÜZ ist die zentrale Ausbildungseinrichtung für Übungen verstärkter Kampftruppenverbände aller Truppengattungen. Es ist die größte und modernste Übungseinrichtung Europas. Dort üben Verbänden bis zur Größe eines Bataillons.“ Oberstleutnant Dominik Schellenberger, Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 391, wurde in dem Beitrag mit den Worten zitiert: „Mit der Übung wollen wir die höchste Ausbildungsstufe für ein Bataillon, die sogenannte Ausbildungsstufe ,Echo‘ erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem multinationalen Gefechtsverband dieses Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung meistern.“

In der ersten Woche im GÜZ wurden zunächst die Kompanien einzeln ausgebildet und trainiert. Auch der Bataillonsstab des Panzergrenadierbataillons 391 übte im Gefechtsstand unter Anleitung der GÜZ-Ausbilder. In der Folgewoche stiegen dann die Anforderungen. Der gesamte binationale Gefechtsverband wurde während einer 72-Stunden-Übung gegen „angreifende Kräfte“ eingesetzt. Der Auftrag: den „Gegner“ verzögern (der „Gegner“ wurde durch den Ausbildungsverband aus dem GÜZ dargestellt und agierte mit realen Gefechtsfahrzeugen.

Verstärkte Vornepräsenz unter deutscher Führung in Litauen

Ein drittes Beispiel: Im Mai 2022 übten Soldaten aus Belgien, den Niederlanden und Norwegen gemeinsam mit ihren deutschen Kameraden vom Panzerbataillon 203 aus dem nordrhein-westfälischen Augustdorf. Zusätzlich verstärkte eine norwegische Panzergrenadierkompanie den Gefechtsverband.

Das Panzerbataillon 203 (das Teil der Panzerlehrbrigade 9/1. Panzerdivision ist) stellt den Großteil der deutschen Einsatzkräfte für die 12. Rotation des multinationalen Gefechtsverbandes in Litauen. Die Übung war zugleich der Abschluss des Trainings im GÜZ in Letzlingen und zugleich der Höhepunkt vor der Mission enhanced Forward Presence (eFP) im Baltikum. Insgesamt rund 1600 Soldaten werden ab Sommer als multinationaler Gefechtsverband im litauischen Rukla zur Absicherung der NATO-Ostflanke beitragen.

Bis Juni 2023 zunächst nur sechs kleinere Übungsabschnitte

Wie das Leipziger Ausbildungskommando weiter mitteilte, gibt es für das Jahr 2023 noch keinen Übungskalender nur für „Schnöggersburg“.

In der Regel können interessierte Verbände die Übungs- und Kampfstadt wie folgt nutzen: Nach der ersten Absprache mit dem jeweiligen Brigadekommandeur werden die Übungen entsprechend der Ziele und Vorgaben der Truppe, die das Areal im GÜZ nutzen will, angelegt. Diese Absprachen finden vier bis sechs Monate vor einem Übungsdurchgang statt.

Derzeit sieht die Planung bis Juni 2023 vor, sechs kleine Übungsabschnitte (sogenannte „Stationsausbildungen“) im GÜZ beziehungsweise im urbanen Gelände durchzuführen. Hinzu kommen eigene Ausbildungen für den GÜZ-internen Ausbildungsverband, um diesen zu befähigen, als qualitativ hochwertig ausgebildeten „Gegner“ für die übende Truppe zu fungieren.


Unsere Aufnahme zeigt Soldaten des Jägerbataillons 2 im Dezember 2021 in der Übungsstadt „Schnöggersburg“. Die Kräfte aus dem hessischen Schwarzenborn trainierten im GÜZ zusammen mit den Soldaten des österreichischen Jägerbataillons 19 aus Güssing im Burgenland.
(Bildschirmfoto: Quelle Bundeswehr-Video; Bildbearbeitung: mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: Die Schwarzenborner Jäger auf dem Weg in die Kampfstadt „Schnöggersburg“.
(Bildschirmfoto: Quelle Bundeswehr-Video; Bildbearbeitung: mediakompakt)


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