menu +

Nachrichten


Berlin/München. Es war ein Sommer zumeist ohne Maske, Corona schien endgültig vorbei. Nun aber hat uns das Thema wieder eingeholt. Es gibt eine neue Variante, die Omikron-Variante BA.2.75.2 – sie könnte im Winter zum Problem werden. Beunruhigende Nachrichten kommen auch aus München: hier schnellen momentan die Corona-Zahlen in die Höhe; ein Zusammenhang mit dem Oktoberfest in der bayerischen Landeshauptstadt drängt sich förmlich auf. In Berlin teilte am 5. September die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mit, dass zum Stichtag 6. Januar 94 Prozent aller Soldaten der Bundeswehr über einen vollständigen COVID-Impfschutz verfügten.

Die Regierung wies in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD-Abgeordneten Rüdiger Lucassen, Jan Ralf Nolte und Gerold Otten darauf hin, dass weiter Daten „aus Gründen des Datenschutzes nicht existent“ seien. Durch die Änderung des Paragrafen 28b des Infektionsschutzgesetzes dürften Daten über den Impfstatus nicht mehr erhoben und gespeichert werden. Die zuvor erhobenen Daten über den Impfstatus der Soldaten seien datenschutzkonform zu vernichten gewesen und stünden daher nicht mehr für Auswertungszwecke zur Verfügung.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen verfüge die Regierung ebenso über keine Angaben, wie viele Soldaten in den Jahren 2019 bis 2022 wegen einer COVID-19-Infektion stationär behandelt werden mussten.

Auf die Frage, wie viele Corona-Schnelltests und PCR-Tests in den Jahren 2020 und 2021 in der Bundeswehr durchgeführt worden und in wie vielen Fällen die Tests positiv ausgefallen sind, nannte die Regierung konkrete Zahlen. In ihrer Antwort heißt es: „In den zentralen Laboren der Bundeswehrkrankenhäuser und Zentralinstituten der Bundeswehr wurden folgende Anzahlen von PCR-Laborleistungen zum Nachweis von SARS-CoV-2 registriert: im Jahr 2020 insgesamt 71.550 PCR-Teste, im Jahr 2021 dann 181.833 PCR-Teste.“

Münchner Oktoberfest offenbar mit fatalen Langzeitfolgen

Jetzt in die bayerische Metropole. Dort steigen die Zahlen der Corona-Infizierten immer schneller. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Oktoberfest kann zwar nicht bewiesen werden – er liegt jedoch nahe. Und die Dunkelziffer der Infizierten dürfte noch größer sein.

Wie jetzt das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) meldete, ist die Sieben-Tage-Inzidenz in München innerhalb einer Woche um knapp 77 Prozent auf 424,9 gestiegen. Das ist deutlich mehr als der bayernweite Anstieg von 43,1 Prozent oder der bundesweite Anstieg von 29,4 Prozent. (Anm.: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche.)

BA.2.75.2 – die nächste dominierende Coronavirus-Variante?

Angesichts der zahlreichen Coronavirus-Mutationen fällt es schwer, einen Überblick über die Subtypen zu behalten. Zuletzt beobachteten Forscher unter den vielen Untervarianten der Omikron-Mutation besorgniserregende Veränderungen: So zeigt der Subtyp BA.2.75.2, der schon im Juni in Indien als Subvariante 2.75 auftauchte, eine nie zuvor gesehene Immunflucht (Anm: Immunflucht bedeutet, dass eine überstandene Infektion oder eine Impfung weniger gut vor dem Erreger schützen).

Bei BA.2.75.2 treten bereits die nächsten Mutationen auf. Der Londoner Virologe Tom Peacock befürchtet: „BA.2.75.2 enthält mehrere starke antigene Mutationen zusätzlich zu normalem BA.2.75.“ Weil BA.2.75 bereits eine Mutation der zweiten Generation sei, hätten ihre Sub-Subtypen entsprechend „eine doppelte Entwicklung“ durchgemacht, so Peacock. Durch diese doppelte Evolution bringen diese Subvarianten genetisch neues und bisher nur wenig erforschtes Material mit sich. Die möglichen Folgen: eine erhöhte Resistenz der Mutationen gegenüber bisherigen Antikörpern. Theoretisch könnte derzeit jede Sub-Subvariante einen Richtungswechsel im Infektionsgeschehen mit sich bringen. In der Tat, so spekulieren Peacock und andere Fachleute, bringe BA.2.75.2 tatsächlich alles mit, um die nächste dominierende Variante zu werden.

Wie zwei Forschungsteams aus Schweden und China in ihren jeweiligen Studien herausfanden, soll die Sub-Subvariante BA.2.75.2 der bisher antikörper-evasivste Typ sein, der bis jetzt entdeckt wurde. Dies bedeutet, dass er Antikörpern besser ausweichen kann als seine Vorgänger.

Weicht BA.2.75.2 tatsächlich vermehrt den Antikörpern aus, die die Bevölkerung durch überstandene Corona-Infektionen und Impfungen gebildet hat, riskieren betroffene Länder über den Winter eine Krankheitswelle mit hohem Krankheitsstand in den Unternehmen, den Krankenhäusern, den Schulen und Ausfälle in anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Hoffnung macht der Biologe Ulrich Elling, der am Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien forscht. Die Weiterentwicklung des Virus führe auch zu einer Weiterentwicklung unseres Immunsystems, erklärt Elling. „Und so wird es auf lange Sicht hoffentlich immer schwieriger, dass SARS-CoV-2 mit neuen One-for-All-Lösungen aufwartet.“ Helfen könnten dabei auch neue oder individuell zugeschnittene Impfstrategien.


Zu unserem Bildmaterial: Die Bundeswehr unterstützte im Januar 2021 während der Coronavirus-Pandemie im Rahmen der Amtshilfe auch im Impfzentrum am Flughafen Berlin Brandenburg. Die Aufnahme zeigt einen Angehörigen des Sanitätsdienstes, der eine Impfung mit dem Pfizer-BioNTech-Impfstoff „Comirnaty“ vorbereitet.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN