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Hamburg. Spitzentreffen vor einem Flaggenmeer: In Hamburg ist am Abend des 19. Mai die 51. Conference of Commandants der NATO zu Ende gegangen. An der Tagung, die am 17. Mai begonnen hatte, nahmen rund 100 hochrangige Gäste aus Mitgliedsstaaten und Partnerländern des Bündnisses teil. Ausrichter der Veranstaltung war die Führungsakademie der Bundeswehr. Ein Schwerpunkt der Konferenz war unter anderem das Thema „Resilienz“ (Widerstandsfähigkeit) – vor allem mit Blick auf die Lehre an höchsten militärischen Ausbildungseinrichtungen. Den Vorsitz des Forums hatte auch diesmal wieder das in Rom ansässige NATO Defense College (NDC). Deutschland war erstmals Gastgeber dieser bedeutsamen interinstitutionellen NDC-Veranstaltung.

Vor den versammelten Generalen, Admiralen und zivilen Führungskräften aus 44 Ländern sagte Generalleutnant Olivier Rittimann (Frankreich), seit dem 16. Juli 2020 Kommandeur des NDC: „Die Conference of Commandants ist ein einzigartiges Forum. Verbündete und Partner unterschiedlichster Ausbildungseinrichtungen können hier über aktuelle Themen diskutieren, die uns alle beschäftigen.“

Ausführlich befassten sich die Spitzen von militärischen und zivilen Bildungseinrichtungen zunächst mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Informationen aus erster Hand erhielten sie dabei durch den Stellvertretenden Kommandeur der in Kiew beheimateten nationalen Universität für Verteidigung der Ukraine („National Defence University of Ukraine Ivan Cherniakhovskyi“).

Generalmajor Oliver Kohl, Kommandeur der Führungsakademie, wies in seiner Begrüßung darauf hin: „Wenn wir unsere Werte und unsere Freiheit verteidigen wollen, müssen wir nicht nur in der Lage sein zu kämpfen, sondern auch zu gewinnen. Dazu bedarf es einer Ausbildung, die unsere militärischen Führer für jede denkbare Herausforderung wappnet.“ In diesem Zusammenhang sei der Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie die Abstimmung mit Freunden und Partnern von allergrößtem Wert. Die alljährliche Conference of Commandants sei dafür „eine bedeutende, solidarische Plattform“. Dass die Ukraine in der aktuellen Situation bei dieser Veranstaltung in Hamburg vertreten sei, unterstreiche dies eindrucksvoll, so Kohl.

„Auf Unvorhergesehenes flexibel reagieren, bei Rückschläge nicht aufgeben“

Auf dem Programm der dreitägigen Konferenz standen – neben der aktuellen Entwicklung im Ukraine-Krieg – etliche Vorträge mit anschließenden Diskussionsrunden. So erläuterten beispielsweise Vertreter des European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats, ein netzwerkbasiertes internationales und unabhängiges Zentrum für Praktiker und Experten mit Sitz in Finnlands Hauptstadt Helsinki, wie Resilienz gestärkt und ausgebaut werden könne. (Anm.: Im Sprachgebrauch der NATO bezeichnet Resilienz die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft gegenüber schwerwiegenden Schadensereignissen wie Naturkatastrophen oder bewaffneten Angriffen sowie ihre Fähigkeit zum schnellen Wiedererstarken in deren Folge.“)

Beiträge zum Thema „Resilienz“ lieferte bei der Konferenz an der Führungsakademie auch das Baltic Defence College (die 1999 in Tartu in Estland gegründete Verteidigungsakademie hat den Auftrag, Stabsoffiziere der baltischen Republiken auszubilden) und Vertreter der NATO. Der Rat der Experten: „Auf Unvorhergesehenes flexibel reagieren und trotz möglicher Rückschläge nicht aufgeben.“ Dies, so erklärte einer der Referenten, spiele schließlich auch in der militärischen Ausbildung eine entscheidende Rolle. Als Beispiel führte er unter anderem die Coronavirus-Pandemie an: Als Präsenzunterricht kaum mehr möglich war, gingen die Militärakademien unmittelbar zur digitalen Lehre über.

Ein weiterer Resilienz-Schwerpunkt in der Ausbildung militärischen Spitzenpersonals ist die Beschäftigung mit und die Bewältigung von Zukunftsszenarien – etwa im Bereich Cyber-Security. Oberstleutnant i.G. Thorsten Kodalle von der Führungsakademie stellte den Konferenzteilnehmern dazu ein selbstentwickeltes Kartenspiel vor, das „Cyber Resilience Card Game“. Sein spielebasierter Ansatz will über Risiken im Informationsraum aufklären und Spieler dazu anhalten, hier achtsamer zu sein und Gelerntes tatsächlich auch anzuwenden.

Zum Abschluss ein Abendessen auf dem Museumsschiff „Rickmer Rickmers“

Ein stimmungsvolles Bild Hamburgs vermittelten zwei offizielle Termine in der Innenstadt. So begrüßte der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Peter Tschentscher die internationalen Gäste der Führungsakademie in seinem Rathaus. Der SPD-Politiker, der seit dem 28. März 2018 im Amt ist, sagte: „Mit Ihrem Engagement für gemeinsame Standards, moderne Lehrmethoden und Zusammenarbeit bieten Sie Ihren militärischen Führungskräften eine hervorragende Grundlage für zukünftige Verantwortlichkeiten.“

Ein Abendessen auf dem schwimmenden Wahrzeichen Hamburgs, dem Museumsschiff „Rickmer Rickmers“, bildete den würdigen Abschluss der 51. Conference of Commandants der NATO.


Hintergrund                           

Die erste Conference of Commandants fand vor 50 Jahren in der NATO-Militärakademie (NATO Defense College, NDC) in Rom statt. Vom 24. bis 25. Mai 1972 nahmen dort Delegationen aus zwölf Ländern und von 13 Hochschulen daran teil. Vorsitzender der ersten Konferenz war der kanadische Vizeadmiral J.C. O’Brien, damaliger Kommandeur des NDC.

(Anm.: Das NATO Defense College ist die wichtigste akademische Einrichtung der NATO. Die Hauptaufgabe besteht darin, zur Effektivität und zum Zusammenhalt des Bündnisses beizutragen. In erster Linie ermöglicht das NDC eine hochrangige Ausbildung zu transatlantischen Sicherheitsfragen, die durch Forschung zu bündnisrelevanten Themen unterstützt wird. Dies gelingt in Zusammenarbeit mit Bündnispartnern und Nicht-NATO-Stellen. Die Akademie wurde 1951 gegründet und hat ihren Sitz seit 1966 in Rom. Das NDC ist direkt dem NATO-Militärausschuss unterstellt.)

Ziel der ersten Conference of Commandants war es, den bisherigen Stand bei der Ausbildung von zivilem und militärischem Personal der Streitkräfte zu erörtern. Dabei untersuchten die Teilnehmer, welche Änderungen erforderlich sein könnten, um den Entwicklungen im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich Rechnung tragen zu können. Thematisch im Vordergrund stand damals „die Zukunft der Hochschulbildung in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit in einem sich wandelnden Umfeld“.

Heute organisiert das Forum unter Vorsitz des NDC-Kommandeurs die jährliche Conference of Commandants für einen Informations- und Gedankenaustausch im Bereich der höheren Verteidigungsausbildung. An dieser internationalen Veranstaltung nehmen heute nicht nur Kommandeure der hochrangigen Militärakademien der verbündeten Nationen teil. Der Kreis der Teilnehmer wurde auf Delegationen aus Partnerstaaten, nationalen Verteidigungsinstituten, Privatunternehmen, Universitäten, Denkfabriken und anderen akademischen Einrichtungen erweitert.

Die Konferenz hat das Ziel:
das akademische Programm und die Lehrmethoden zu verbessern;
das gegenseitige Verständnis und Bewusstsein zu fördern;
und Bereiche zu ermitteln, in denen sich die Hochschulen für Verteidigung gegenseitig helfen oder unterstützen können.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Willkommen in Hamburg: Generalmajor Oliver Kohl (rechts), Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, begrüßte zum Auftakt der 51. Conference of Commandants den französischen Generalleutnant Olivier Rittimann, Kommandeur des NATO Defense College.
(Foto: Katharina Roggmann/Bundeswehr)

2. Die Teilnehmer der diesjährigen Conference of Commandants kamen aus 44 verschiedenen Ländern.
(Foto: Katharina Roggmann/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Flaggenmeer auf dem Gelände der Führungsakademie: Hier fand im Mai 2022 die dreitägige 51. Conference of Commandants statt. Das Forum der NATO tagte damit erstmals in Deutschland.
(Foto: Katharina Roggmann/Bundeswehr)

 


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