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Bonn. Kidnapping, Überfälle, Anschläge: Afghanistan und Südsudan sind für die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen derzeit die gefährlichsten, ja tödlichsten Länder. Dies berichtet CARE Deutschland zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August. In diesem Jahr kamen bereits weltweit 78 Kräfte von humanitären Institutionen ums Leben. Der Welttag der humanitären Hilfe ist ein internationaler Aktionstag, an dem Helfern gedacht wird, die während eines Hilfseinsatzes starben. Das Datum wurde im Gedenken an den Anschlag vom 19. August 2003 in der irakischen Hauptstadt Bagdad gewählt, bei dem im Hauptquartier der Vereinten Nationen 22 Menschen getötet worden waren.

Jahrelang galt Syrien als das gefährlichste Land für Nothelfer. Eine Analyse der Hilfsorganisation CARE zeigt, dass im aktuellen Jahr 2021 nun Afghanistan und der Südsudan die Liste der Länder anführen, in denen die meisten Todesopfer von Hilfsorganisationen zu verzeichnen sind.

Die Analyse beruht auf Daten der Aid Worker Security Database (AWSD), eine globale Informationsquelle über Angriffe auf zivile Hilfsprojekte. Geführt wird die Datenbank von Humanitarian Outcomes, einem Team von Experten, das Forschung und politische Beratung für humanitäre Hilfsorganisationen und Geber-Regierungen anbietet. Humanitarian Outcomes führt sowohl unabhängige Forschungsarbeiten als auch in Auftrag gegebene Studien und Bewertungen durch.

Alleine im Juni starben in Afghanistan bei humanitären Einsätzen zehn Nothelfer

Dem Datenmaterial zufolge wurden seit Jahresbeginn 2021 insgesamt 78 Männer und Frauen weltweit während eines Hilfseinsatzes getötet. In Afghanistan und im Südsudan sind bisher je 17 Todesopfer zu beklagen. Auch Syrien gehört weiterhin mit 15 getöteten Helfern zu den gefährlichsten Ländern für Hilfsorganisationen weltweit, ebenso wie Äthiopien mit sieben Todesopfern.

In Afghanistan kamen allein im Juni zehn Nothelfer bei Hilfseinsätzen ums Leben. Insgesamt 550 Nothelfer wurden in dem Land am Hindukusch in den vergangenen 25 Jahren getötet – das ist nach CARE weltweit die höchste Rate.

Afghanistan ist nicht nur für humanitäre Helfer gefährlich, sondern auch eines der tödlichsten Länder für die Zivilbevölkerung. Allein im Jahr 2020 kamen hier mehr als 3000 Menschen um. Seit 2009 sind mehr als 38.000 Todesopfer registriert worden.

Vor allem lokale Helfer geraten immer öfter ins Visier der Angreifer

Insgesamt wurden im aktuellen Jahr bereits 231 Männer und Frauen von Hilfsorganisationen Zielscheibe von Entführungen, Überfällen mit Schusswaffen, Körperverletzungen oder Sprengstoffanschlägen.

Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland, sagte jetzt am diesjährigen Welttag der humanitären Hilfe: „Humanitäre Helferinnen und Helfer sind immer häufiger das Ziel von Überfällen und Entführungen, die im schlimmsten Fall tödlich enden. Sie riskieren ihr Leben, während sie anderen Menschen helfen. Es ist ein tödliches Dilemma: Hilfsorganisationen sollten nicht dazu gezwungen werden, zwischen der Fortführung von Hilfsprojekten und der Sicherheit ihrer Kräfte entscheiden zu müssen. Und dennoch sind das Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen müssen.“

Am häufigsten, so CARE, richteten sich die Angriffe gegen lokale Mitarbeitende von Hilfsorganisationen. Auch CARE arbeitet überwiegend mit lokalen Fachkräften und Partnerorganisationen zusammen, um Nothilfe und Entwicklungsprojekte umzusetzen.

Dazu Zentel: „International findet es kaum Beachtung, wenn ein afghanischer Helfer oder eine südsudanesische Helferin bei einem Angriff getötet werden. Einheimische humanitäre Helferinnen und Helfer können nicht einfach ausreisen, wenn Gefahr droht. Sie verdienen nicht nur unseren großen Dank und Respekt, sondern vor allem alle nur erdenklichen Schutzmaßnahmen, damit sie in Sicherheit Hilfe leisten können.“

Die gefährlichsten Länder für Nothelfer sind laut AWSD-Statistik momentan (Stand 13. August 2021):
Afghanistan und Südsudan: je 17 Todesopfer
Syrien: 15 Todesopfer
Äthiopien: 7 Todesopfer
Myanmar: 6 Todesopfer
Pakistan: 4 Todesopfer
Sudan und Demokratische Republik Kongo: je 3 Todesopfer
Zentralafrikanische Republik und Somalia: je 2 Todesopfer
Jemen und Nigeria: je 1 Todesopfer


Unser Symbolfoto zeigt die Flagge der Hilfsorganisation CARE. CARE International zählt heute mit zahlreichen Länder- und Regionalbüros vor Ort zu den großen privaten Hilfsorganisationen. In Deutschland und Österreich ist die Nichtregierungsorganisation durch die in der Nachkriegszeit versandten CARE-Pakete bekannt.
(Foto: CARE Deutschland e.V.)


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