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New York/Köln. Angriffe auf Wasser- und Sanitäreinrichtungen und die dort arbeitenden Menschen gefährden vor allem das Leben von Millionen Kindern in Konfliktgebieten. Vor diesem Schreckensszenario warnt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF in seinem aktuellen Report „Wasser unter Beschuss“ („Water Under Fire“). In neun Ländern im Nahen Osten, in Afrika, Asien und Europa – Staat Palästina, Syrien, Irak, Jemen, Libyen, Sudan, Zentralafrikanische Republik, Pakistan und Ukraine – sind schätzungsweise rund 48 Millionen Menschen auf eine sichere Wasser- und Sanitärversorgung angewiesen. Der Schutz dieser Anlagen ist entscheidend für das Überleben der Zivilbevölkerung, die in diesen kritischen Regionen lebt.

In seinem am Dienstag (25. Mai) veröffentlichten Bericht „Wasser unter Beschuss“ („Water Under Fire“ – Band 3: „Attacks on water and sanitation services in armed conflict and the impacts on children“) legt das Kinderhilfswerk dar, dass es in fragilen Staaten für Kinder unter fünf Jahren etwa 20-mal wahrscheinlicher ist, an Durchfallerkrankungen zu sterben als an Gewaltakten. Kinder in extrem fragilen Staaten und Regionen seien mit Blick auf die Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Situation oft mehr als achtmal schlechter gestellt als Kinder, die in einem stabilen und geschützten Umfeld aufwachsen, so UNICEF weiter.

„Der Zugang zu Wasser ist überlebenswichtig und darf niemals als Kriegswaffe eingesetzt werden“, erklärt der Leiter der weltweiten UNICEF-Nothilfe Manuel Fontaine. Der Franzose führt aus: „Angriffe auf die Wasser- und Sanitärinfrastruktur sind Angriffe auf Kinder. Wenn die Wasserversorgung stoppt, können sich Krankheiten wie Cholera und Durchfall wie ein Lauffeuer verbreiten – oft mit tödlichen Folgen. Krankenhäuser funktionieren dann nicht mehr und immer mehr Kinder leiden an Unterernährung und Auszehrung. Kinder und Familien müssen häufig Wasser holen, wodurch sie Gewalt und anderen Gefahren ausgesetzt sind. Dies betrifft insbesondere Mädchen.“

Kein lebensrettendes Trinkwasser, keine menschenwürdige Sanitärinfrastruktur

Der UNICEF-Report „Water under Fire“ zeigt die immensen Auswirkungen auf Kinder und Familien, wenn in Ländern mit bewaffneten Konflikten die Wasser- und Sanitärinfrastruktur angegriffen, beschädigt oder zerstört, kontrolliert oder auf andere Weise eingeschränkt wird. Der Report zeigt, dass der Zugang von Kindern zu Wasser in fast allen Konflikten, in denen UNICEF Nothilfe leistet, bedroht ist.

In der Ostukraine beispielsweise gab es seit Jahresbeginn vier Angriffe auf die Wasserinfrastruktur. Seit 2017 wurden 380 Angriffe verzeichnet. Rund 3,2 Millionen Menschen sind dort auf Wasser- und Sanitärversorgung angewiesen.

Im Jemen wurden zwischen März 2015 und Februar 2021 insgesamt 122 Luftangriffe auf die Wasserinfrastruktur gezählt. Etwa 15,4 Millionen Menschen benötigen dringend sicheres Wasser und sanitäre Einrichtungen. Durch die aktuelle Cholera-Epidemie erkranken jede Woche Tausende Kinder.

Seit 2019 gab es im Staat Palästina 95 Angriffe auf 142 Wasser- und Sanitärinfrastrukturen. Mehr als 1,6 Millionen Menschen leben ohne Zugang zu diesen grundlegenden Dienstleistungen.

Die jahrzehntelange Instabilität im Irak hat zu massiven Schäden an der Wasser- und Sanitärinfrastruktur geführt, so dass 1,85 Millionen Menschen vom regelmäßigen Zugang zu lebensrettendem Trinkwasser und sicheren sanitären Einrichtungen abgeschnitten sind.

In Syrien benötigen rund 12,2 Millionen Menschen Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen, da die Infrastruktur in den vergangenen zehn Jahren des Konflikts stark beschädigt wurde.

Urheber der Angriffe auf Wasser- und Sanitäranlagen zur Rechenschaft ziehen

Um Kinder in Konflikten zu schützen und den Zugang zu sicherem und ausreichendem Wasser zu gewährleisten, ruft UNICEF dazu auf:

Alle Konfliktparteien müssen die Angriffe auf Wasser- und Sanitäranlagen und das Personal sofort einstellen und ihre Verpflichtungen zum Schutz von Kindern in Konflikten erfüllen, einschließlich des Schutzes der Wasser- und Sanitärinfrastruktur;

Regierungen, einschließlich der Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, müssen entschiedenere Maßnahmen ergreifen, um die Urheber dieser Angriffe zur Rechenschaft zu ziehen;

Internationale Geldgeber müssen in Konfliktsituationen rasch in Wasser- und Sanitäreinrichtungen investieren, da dies die erste Maßnahme ist, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

UNICEF arbeitet in Konflikt- und Krisenländern, um Kinder zu schützen und für sicheres Trinkwasser und angemessene sanitäre Einrichtungen zu sorgen. Dabei repariert und verbessert das Kinderhilfswerk Wassersysteme, transportiert Wasser mit Lastkraftwagen, stellt Latrinen auf und fördert das Bewusstsein für Hygienepraktiken. Im Jahr 2020 leitete UNICEF Nothilfemaßnahmen im Bereich „Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene“ in 120 Ländern und erreichte mehr als 39 Millionen Menschen mit sauberem Wasser und fast sieben Millionen Menschen mit sanitären Einrichtungen.


Zu unserem Bildangebot :
1. Zwei Schulkinder auf dem Gelände ihrer Grundschule vor traditionellen Tongefäßen mit wertvollem Trinkwasser. Die Aufnahme stammt aus Al-Faschir (auch bekannt als El Fasher), der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates Schamal Darfur.
(Foto: Shehzad Noorani/UNICEF)

2. Flüchtlingslager Karama nahe der Stadt Ar-Raqqa, Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements am mittleren Euphrat im Norden von Syrien. Raqqa galt als die größte Stadt unter der Kontrolle des Islamischen Staats (IS). Bis zur Zurückeroberung am 17. Oktober 2017 war Raqqa Kommandozentrale und wichtigster militärischer Stützpunkt des IS. Das Bild, entstanden am 10. Mai 2017 im Flüchtlingscamp, zeigt ein Kind mit einem Plastikgefäß auf dem Weg zur Wasserstelle. UNICEF versorgt Tausende Menschen jeden Tag im Camp Karama mit rund 600.000 Liter Trinkwasser, die mit Fahrzeugen herangeschafft werden.
(Foto: Delil Souleiman/UNICEF)

Kleines Beitragsbild: Mahmood und Zahraa (rechts) haben im Flüchtlingscamp Khazer nahe Mossul, der zweitgrößten Stadt im Irak, Zugang zu sauberem Wasser. UNICEF hat die Anlage installiert.
(Foto: Anmar Rfaat/UNICEF)


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