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Düsseldorf/Neckarsulm. Die Düsseldorfer Rheinmetall AG treibt die Transformation zum integrierten Technologiekonzern konsequent voran. Eine neue Struktur mit künftig fünf direkt vom Vorstand geführten Divisionen soll dabei die strategische Neuausrichtung des Konzerns unterstützen. Die bisherige organisatorische Trennung in die beiden Rheinmetall-Unternehmensbereich „Automotive“ und „Defence“ soll entfallen sowie die Zwischenholding der Rheinmetall Automotive AG in Neckarsulm aufgelöst und in die Konzernstruktur integriert werden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist offenbar auch der Abschied von Jörg Grotendorst, dem bisherigen Vorstand „Automotive“ der Rheinmetall AG, zu sehen.

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, hatte sich bereits im Vorfeld der Jahrespressekonferenz und bei der Pressekonferenz am 18. März selbst über die Strukturreform des Unternehmens geäußert. Demnach soll die bisherige Zweiteilung in eine Rüstungs- und eine Automotivsparte aufgehoben und der Verwaltungssitz der Autozulieferer-Holding in Neckarsulm aufgelöst werden. Der Konzern wird künftig somit komplett aus der Düsseldorfer Zentrale heraus gesteuert.

Papperger sagte über die Neuausrichtung: „Wir geben Rheinmetall ein klares, einheitliches Profil und öffnen mit der Zusammenführung beider Sparten – Defence und Automotive – ein neues, bedeutendes Kapitel in der Firmenhistorie. Die neue Konzernstruktur gibt uns alle Chancen, unser technologisches Spektrum auszuweiten und unsere Positionen in den globalen Märkten auszubauen. Damit sehen wir uns künftig bestens dafür aufgestellt, unsere ehrgeizigen mittelfristigen Ziele für nachhaltiges Wachstum und hohe Profitabilität zu erreichen.“

Technologietransfer zwischen allen fünf neuen Divisionen

Das Engagement von Jörg Grotendorst bei Rheinmetall war kurz. Er hatte erst zum Ende des vergangenen Jahres seine neue Führungsposition im Rheinmetall-Vorstand als Verantwortlicher für die Automotive-Sparte des Konzerns angetreten. Grotendorst, der zuvor die Division „E-Mobility“ bei der ZF Friedrichshafen geleitet hatte, trat mit seinem Wechsel zu Rheinmetall die Nachfolge von Horst Binning an, der mittlerweile seinen Ruhestand erreicht hatte.

Nun hat Grotendorst den Aufsichtsrat der Rheinmetall AG ersucht, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Die Gründe für die Demission des Vorstandes „Automotive“ nennt eine Pressemitteilung des Unternehmens vom 23. April. Darin heißt es: „Als maßgeblich für seine Entscheidung bezeichnete Jörg Grotendorst die vom Aufsichtsrat und seinen Vorstandskollegen geteilte Einschätzung, dass eine auf der alten Gliederung in die Unternehmensbereiche ,Defence‘ und ,Automotive‘ beruhende Teilung der Verantwortung vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung nicht mehr sinnvoll ist. Man sei sich einig darin, dass es nun schlanker und agiler Führungsstrukturen bedürfe, um die aus dem alten Unternehmensbereich ,Automotive‘ hervorgegangenen Divisionen ,Sensors and Actuators‘ sowie ,Materials and Trade‘ noch enger an die drei Divisionen des ehemaligen Rüstungsbereiches anzubinden und hierbei insbesondere den angestrebten Technologietransfer zwischen allen Divisionen zu realisieren.“

Nach der Auflösung der Automotive-Holding und der daraus resultierenden direkten Führung aller fünf neuen Divisionen durch den Vorstand wird das Gremium künftig nur noch aus drei statt bislang vier Mitgliedern bestehen: Armin Papperger (als Vorsitzender des Vorstandes der Rheinmetall AG) sowie die Vorstände Helmut P. Merch (Finanzen) und Peter Sebastian Krause (Human Resources/Personal).

Die fünf Divisionen sind „Weapon & Ammunition“, „Electronic Solutions“, „Vehicle Systems“, „Sensors & Actuators“ sowie „Materials & Trade“.

Defence-Sparte verantwortlich für hohes Umsatz- und Ergebnisniveau

Blicken wir bei der heutigen Gelegenheit auch noch einmal zurück auf wichtige Geschäftszahlen des Düsseldorfer Konzerns für 2020. Rheinmetall erzielte in dem durch die weltweite Corona-Krise stark beeinflussten Geschäftsjahr einen Konzernumsatz von 5875 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr 2019 gingen damit die Erlöse um 380 Millionen Euro (6 Prozent) zurück.

Dabei war das Geschäftsjahr 2020 von einer gegenläufigen Umsatzentwicklung der beiden Unternehmensbereiche „Automotive“ und „Defence“ geprägt. Während der Defence-Bereich seinen Umsatz nochmals steigern konnte, war die Umsatzentwicklung in der Automotive-Sparte von der negativen Entwicklung der globalen Automobilindustrie beeinflusst, deren Produktions- und Absatzzahlen im Jahr 2020 deutlich hinter denen der Vorjahre zurückblieben.

Die Geschäftsentwicklung bei Defence-Produkten war auch 2020 geprägt von der weltweit hohen Nachfrage im militärischen Sektor und von der erfolgreichen Positionierung des Unternehmens in wichtigen Märkten rund um den Globus.

Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die Defence-Sparte einen Umsatz von 3723 Millionen Euro und übertraf damit den Vorjahreswert um 201 Millionen Euro (oder rund 6 Prozent). Der Umsatzanstieg wurde unter anderem durch die höheren Stückzahlen bei der Auslieferung von Boxer-Fahrzeugen an die australischen Streitkräfte sowie durch die Lieferung von logistischen Fahrzeugen (Lkw) an die Bundeswehr erzielt. Damit steigerte die Division „Vehicle Systems“ im Geschäftsjahr 2020 ihren Umsatz um 2 Prozent auf 1823 Millionen Euro. In der Division „Weapon and Ammunition“ haben ein zunehmendes Exportgeschäft und die Lieferungen von medizinischer Schutzausrüstung zu einem Umsatzanstieg von rund 17 Prozent auf 1196 Millionen Euro geführt. Die Division „Electronic Solutions“ dagegen musste laut Rheinmetall-Bilanz einen leichten Umsatzrückgang von knapp 2 Prozent auf 931 Millionen Euro hinnehmen.

Rheinmetall Defence erzielte im Berichtszeitraum einen Auftragseingang in Höhe von 6387 Millionen Euro, nach 5186 Millionen Euro im Jahr zuvor. Dies entspricht einer Steigerung um 1201 Millionen Euro oder 23 Prozent. Als größter Einzelauftrag schlägt sich in den Auftragsbüchern die Bestellung der ungarischen Streitkräfte von über 200 Einheiten des neuentwickelten Schützenpanzers Lynx im Wert von mehr als 2 Milliarden Euro nieder. Zudem wurden weitere Aufträge für die Bundeswehr im Bereich der militärischen Logistikfahrzeuge mit einem Gesamtwert von 865 Millionen Euro akquiriert, so spezielle Wechsellader-Lkw für knapp 300 Millionen Euro und weitere logistische Fahrzeuge im Wert von mehr als 450 Millionen Euro.

Der Auftragsbestand am 31. Dezember 2020 bezifferte sich auf 12,9 Milliarden Euro. Gegenüber dem Wert des Vorjahresstichtags von 10,4 Milliarden Euro entspricht dies einem Anstieg um 2,5 Milliarden Euro (oder 24 Prozent). Es lässt sich sagen, dass im Krisenjahr 2020 die Defence-Sparte Rheinmetall das hohe Umsatz- und Ergebnisniveau sichern konnte.


Das Porträtbild zeigt den scheidenden Vorstand „Automotive“ der Rheinmetall AG, Jörg Grotendorst.
(Foto: Rheinmetall AG)


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