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Mazar-e Sharif, Kunduz (Afghanistan)/Potsdam. Wieder einmal sind Hubschrauber der Bundeswehr im Norden Afghanistans bei einem Verbindungsflug unter Beschuss geraten. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mitteilte, wurden am gestrigen Dienstag (11. Februar) gegen 16:20 Uhr Ortszeit/12:50 Uhr deutscher Zeit zwei deutsche CH-53 durch Handfeuerwaffen vom Boden aus unter Feuer genommen. Personen wurden nicht verletzt.

Die beiden Maschinen waren nach Angaben des Potsdamer Kommandos unterwegs auf dem Flug von Camp Marmal bei Mazar-e Sharif zum Camp Pamir bei Kunduz. Camp Pamir liegt etwa zehn Kilometer außerhalb der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Seit März 2018 sind in der umkämpften Region wieder rund 100 Bundeswehrsoldaten dauerhaft stationiert. Der Außenposten der Deutschen in Kunduz befindet sich innerhalb der Gemarkung der afghanischen Armee. Die Helikopter landen direkt im deutschen Lagerbereich.

Wie das Einsatzführungskommando weiter mitteilte, konnten die zwei CH-53 ihrem Zielort trotz des Vorfalls sicher erreichen. An den Maschinen entstand durch den Beschuss leichter Sachstanden. Ähnliche Zwischenfälle hatte es bereits früher gegeben, wir hatten darüber berichtet (hier und hier).

Etliche Mörsergranaten der Taliban treffen Camp Pamir

Wie angespannt, ja gefährliche die Lage in der Kunduz-Provinz ist, zeigte sich erst wieder am vergangenen Sonntag (9. Februar). Um 7:37 Uhr deutscher Zeit war das Camp Pamir mit mehreren Mörsergranaten beschossen worden. Dies teilte die Bundeswehr auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Glücklicherweise kamen bei dem Angriff keine Personen zu Schaden. Alle Militärangehörigen im Lager seien „wohlauf“, so die offizielle Meldung.

Das Camp ist nicht zum ersten Mal unter Beschuss geraten. Am 31. August vergangenen Jahres feuerten die Aufständischen acht Geschosse auf die Einrichtung ab, vier davon schlugen ein. Die Schäden waren gottlob minimal (wir berichteten darüber ebenfalls). Das unsere Soldaten im Camp Pamir bisher vielleicht nur großes Glück gehabt haben, lässt der aktuelle Jahresbericht des Wehrbeauftragten des Bundestages, Hans-Peter Bartels, vermuten.

Kein Frühwarnsystem, keine Geschütze und eine ungenügende Infrastruktur

Auf Seite 72 seines Mängelberichts für das Jahr 2019 heißt es: „Während des diesjährigen Truppenbesuches kritisierten die [Bundeswehrangehörigen], dass es kein Frühwarnsystem und auch kein Reaktionssystem im Camp Pamir gebe. Bereits seit einem Jahr sei die Errichtung eines etwa 30 Meter hohen Gitterrohrmastes mit Kameras als Frühwarnsystem im Gespräch. Die Forderung sei dem Einsatzführungskommando bekannt, entsprechende Maßnahmen habe es aber bislang nicht eingeleitet. Das Verteidigungsministerium teilt dazu mit, dass eigene Pionierkräfte die Leistung wegen der Komplexität der Baumaßnahme nicht erbringen könnten. Derzeit prüfe es, ob eine freihändige beziehungsweise beschränkte Vergabe an eine zivile Vertragsfirma möglich sei, um die Realisierung der Baumaßnahme zu beschleunigen.“

Als Interimslösung gebe es zwischenzeitlich – so Bartels weiter – einen Antennenanhänger mit Mast zur Rundbeobachtung. Dies reiche aber nicht aus, zumal auch keine Abwehrsysteme außer einem afghanischen Geschütz im Camp Pamir verfügbar seien. Als ebenso „unzureichend“ bezeichnete der Wehrbeauftragte nach seinem Besuch die Unterbringung der Soldaten in ungeschützten, gemieteten Unterkünften. Speisesaal und Sanitätscontainer seien „nicht gehärtet“. Bartels macht Druck: „Das Ministerium muss nicht nur die Baumaßnahme schnellstens in Auftrag geben, sondern insgesamt für ein geschütztes Feldlager sorgen.“


Das Hintergrundfoto unserer Infografik entstand am 15. April 2010 bei einem Erkundungsflug über Nordafghanistan an Bord eines deutschen Transporthubschraubers CH-53.
(Foto: Jacqueline Faller/Bundeswehr; Infografik © mediakompakt 02.20)

Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto „CH-53 der Bundeswehr“ zeigt einen Transporthubschrauber am 26. Februar 2018 bei der Übung „Heli Dust“ auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)


Kommentare

  1. Jutta | 16. Februar 2020 um 20:13 Uhr

    Viele Afghanen, die für deutsche und amerikanische Einheiten arbeiten, werden deshalb von den Taliban in ihren ungehärteten Häusern direkt und ohne Warnung beschossen. Deutsche Gerichte sehen dies (bei Abschiebeentscheidungen) oftmals als ungefährlich an. Sollten afghanische Kräfte den Kameramast bauen, dann werden sie durch die Waffen der Taliban sterben und ihre Familien mit ihnen.

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