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Berlin. Wie steht es um das Waffensystem Puma? Die AfD-Bundestagsabgeordneten Berengar Elsner von Gronow, Rüdiger Lucassen und Jan Ralf Nolte wollten von der Bundesregierung wissen, wie der aktuelle Sachstand zur Einführung und Nutzung des Schützenpanzers ist und welche Maßnahmen zur Verbesserung seiner Einsatzbereitschaft mittlerweile getroffen wurden. Eine zentrale Rolle bei der Kleinen Anfrage der AfD-Parlamentarier spielte das Thema „Körpergröße der Panzergrenadiere des Heeres“. Im vorderen Kampfraum des Schützenpanzers Puma ist die maximale Körperhöhe der Soldaten auf 191 Zentimeter begrenzt, im hinteren Kampfraum auf 184 Zentimeter.

Auf die Frage der AfD-Politiker nach den Gründen für die fortwährenden technischen Ausfälle bei diesem neuen Waffensystem (siehe auch hier) erklärte das Verteidigungsministerium namens der Bundesregierung: „Die technischen Ausfälle beim Schützenpanzer Puma sind im Wesentlichen auf eine noch nicht zufriedenstellende Stabilität des Gesamtsystems zurückzuführen, was im Zuge der Einführung von komplexen Systemen nicht unüblich ist.“

Zur gezielten Schwachstellenanalyse sei im Jahr 2017 eine sogenannte Nutzungskampagne durchgeführt worden. Dabei seien Maßnahmen zur Beseitigung der technischen Mängel identifiziert und umgesetzt worden. Im November vergangenen Jahres sei außerdem zur Verifizierung der mittlerweile ergriffenen Maßnahmen eine weitere Nutzungskampagne gestartet worden. Das Ergebnis habe gezeigt, so die Regierungsantwort, dass die eingebrachten Änderungen die Puma-Systemstabilität „wesentlich verbessert“ hätten. Auf Basis dieser Erkenntnisse werde nun der K-Stand der Fahrzeuge entsprechend angepasst.

Bisher 13 Änderungsverträge zum ursprünglichen Beschaffungsabkommen

Zu den grundsätzlichen Anforderungen an den Schützenpanzer Puma wollten die Abgeordneten wissen: „Welche bauseitigen Anforderungen des Auftraggebers wurden nach Vertragsunterzeichnung im Dezember 2004 in das Pflichtenheft des Schützenpanzers aufgenommen, und warum wurde dabei nicht in ausreichendem Maße die Körpergröße heutiger Soldaten beachtet?“

Die Stellungnahme des Verteidigungsministeriums dazu lautet: „Die wesentlichen Anforderungen an den Schützenpanzer Puma wurden mit dem Beschaffungsvertrag vom Dezember 2004 festgeschrieben […]. Hierbei wurde auch die Forderung nach der Körpergröße […] berücksichtigt und forderungsgerecht umgesetzt.“ Die im Zuge der Projektierung und Erprobung gewonnenen Erkenntnisse seien in die bis heute umgesetzten 13 Änderungsverträge zum Beschaffungsvertrag „Schützenpanzer Puma“ eingeflossen, versicherte das Ministerium.

Nichtzutreffend sei die Annahme der Fragesteller, dass „durch die bauliche Ausführung des hinteren Kampfraums des Schützenpanzers Puma ein Drittel der durchschnittlichen Bewerber und der heutigen Panzergrenadiere aufgrund ihrer Körpergröße nicht in der Panzergrenadiertruppe eingesetzt“ werden könnte. Tatsache sei vielmehr, dass die „personelle Einsatzbereitschaft für den Schützenpanzer Puma gewährleistet“ sei.

Zur Erläuterung dieser zentralen Aussage heißt es in der Regierungsantwort (siehe auch unsere Infografik) weiter: „Von den heute in der Bundeswehr dienenden Panzergrenadieren sind 86 Prozent uneingeschränkt im Schützenpanzer Puma einsetzbar. Zwölf Prozent sind zwischen 185 cm und 191 cm groß und damit im Schützenpanzer Puma nur als Kernbesatzung (Kommandant, Richtschütze, Fahrer) einsetzbar. Zwei Prozent sind größer als 191 cm und damit im Schützenpanzer Puma nicht einsetzbar.“

Voraussichtlich erster NATO-Einsatz des Waffensystems im Jahr 2023

Wie das Wehrressort weiter mitteilte, wird die Serienauslieferung der vertraglich vereinbarten 350 Schützenpanzer Puma im August 2020 enden. Zumindest „nach derzeitiger Planung“. Die Fahrzeuge, die bei Auslieferung noch nicht dem vertraglich vereinbarten K-Stand entsprechen, sollen schließlich „im Rahmen der Werksinstandsetzung der Instandhaltungsstufe 4 bei den Firmen nachgerüstet“ werden. Der Zeitpunkt dieser Instandsetzung werde unter anderem von der Intensität der Nutzung der Fahrzeuge abhängen, sodass hier kein Termin genannt werden könne.

Zum Thema „internationale Einsätze“ erklärte das Ministerium: Dafür „nutzbare Fahrzeuge sollen im Jahr 2021 zur Verfügung stehen, damit der Schützenpanzer Puma im Rahmen der NATO-Verpflichtung ,Very High Readiness Joint Task Force‘ (VJTF) im Jahr 2023 eingesetzt werden kann.“

Die Beschaffung eines zweiten Loses wird derzeit noch geprüft

Aus der Regierungsantwort, die am 28. Dezember veröffentlicht wurde, erfahren wir noch drei weitere interessante Details. Wie aus dem Papier hervorgeht, ist bislang noch kein Schützenpanzer Puma in einem Transportflugzeug A400M verlastet worden. Angaben und Folgerungen zum Lufttransport könnten erst nach Abschluss der Nachweisführung gemacht werden, so die offizielle Auskunft.

Auf die Frage, ob die Panzergrenadiere mit dem neuen Waffensystem auch in der Lage seien, „alle Waffen, Kampfmittel, die gesamte persönliche der Jahreszeit entsprechende Ausrüstung sowie Wasser und Lebensmittel für einen 24-Stunden-Gefechtstag an Bord“ mitzuführen, erklärte das Ministerium: „Ja. Die Ausrüstung der Panzergrenadiere und die Beladung im Schützenpanzer Puma erfolgt missionsabhängig, um die vorgesehenen Einsätze erfolgreich durchführen zu können.“

Die Antwort der Bundesregierung beziehungsweise des Bundesministeriums der Verteidigung endet mit dem Hinweis, dass die Beschaffung eines zweiten Loses von Puma-Schützenpanzern derzeit in der Untersuchung sei.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Grafische Behandlung des Themas „Schützenpanzer Puma, Körpergröße der Besatzung und Auswirkungen auf die personelle Einsatzbereitschaft“.
(Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 01.19)

2. Übergabe des ersten Schützenpanzers Puma am 24. Juni 2015 an die Bundeswehr. Die Aufnahme zeigt das Kettenfahrzeug während der dynamischen Vorführung im Rheinmetall-Erprobungszentrum Unterlüß nahe Munster.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Schützenpanzer Puma am Übergabetag im Erprobungszentrum Unterlüß, dem größten privaten Test- und Versuchsgelände in Europa.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)


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