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Berlin. Seit fast einem Jahr sind 180 Schießstände der Bundeswehr für Schießübungen aus unter 50 Metern Entfernung gesperrt. Dies meldete die BILD-Zeitung kurz vor dem Jahreswechsel und nannte „Sicherheitsmängel“ als Grund dafür. Wie das Blatt weiter berichtete, gehe „bei der Behebung des Problems nichts voran“. Nur neun Problem-Schießstände seien bisher saniert worden, 59 der gesperrten Anlagen sollen umgerüstet werden. Wir fragten beim Verteidigungsministerium nach …

Die Bundeswehr verfügt nach Auskunft des Ministeriums über insgesamt 79 Standortschießanlagen mit 189 A-Ständen und 299 D-Ständen.

Der Schießstand Typ A ist der Grundtyp der Bundeswehr-Gewehrschießstände. Er wurde als Gewehrschießstand für den einzelnen Präzisionsschuss aus mittlerer Entfernung (100 bis 250 Meter) geplant und gebaut. Mit Einführung des neuen Schießausbildungskonzepts wird die Zielgeländefläche dieser Schießstände für das Nah- und Nächstbereichsschießen (Entfernungen unter 50 Meter) nun gleichzeitig von bis zu sechs Schützen genutzt.

Der Schießstand Typ D ist als Gewehr-/Maschinengewehr- und Pistolenschießstand für das Schießen von bis zu zwei Schützen auf Entfernungen von fünf bis 25 Meter ausgelegt.

Neues Schießausbildungskonzept macht bauliche Veränderungen notwendig

Wie eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums gegenüber dem bundeswehr-journal erläuterte, sei Anfang 2018 aus Gründen der Sicherheit die Entscheidung getroffen worden, 180 von 189 verfügbaren Schießständen des Typs A für Schießübungen im Nah- und Nächstbereich zu sperren.

Zum Hintergrund sagte die Sprecherin: „Mit Einführung und Umsetzung des neuen Schießausbildungskonzepts zeigte sich, dass die Schießstände des Typs A – die ursprünglich für den Präzisionsschuss auf größere Entfernungen konzipiert waren – beim Nah- und Nächstbereichsschießen unter 50 Meter durch Beschuss der Sicherheitsblenden, die den Schießstand überspannen, stark belastet werden. Defekte Sicherheitsblenden können im Extremfall durch ,Rückpraller‘ zu einer Gefährdung des Personals, das beim Schießen eingesetzt wird, führen.“

Aufgrund neuer Untersuchungsergebnisse wird deshalb nun auf die Betonblende, die die Grundstruktur der Sicherheitsblenden darstellt, eine Holzvertäfelung angebracht. Der unbeabsichtigte Einzelschuss soll dadurch abgefangen werden.

Anzahl der angepassten Schießstände Typ A wird kontinuierlich steigen

Nach Angaben des Ministeriums müssen momentan noch 59 Schießstände vom Typ A für Schießübungen im Nah- und Nächstbereich infrastrukturell angepasst werden. Bei den übrigen gesperrten Schießständen werde die Notwendigkeit einer derartigen Anpassung noch geprüft.

Die Sprecherin: „Somit wird die Anzahl der Schießstände Typ A kontinuierlich ansteigen. Gleichzeitig wird bereits der Bau von neuen Schießanlagen geplant, die für das Nah- und Nächstbereichsschießen optimiert sind.“

„Ausgedehnte“ baurechtliche Vorgaben geben das Tempo vor

Zum Thema „Zeitfaktor“ erinnerte die Ministeriumssprecherin daran, dass „der Um- und Neubau der Schießanlagen vor dem Hintergrund ausgedehnter baurechtlicher Vorgaben zur Sicherstellung der Bau- und Anlagensicherheit und der erforderlichen Einbindung öffentlicher Stellen Zeit erfordert“.

Dieses habe jedoch nicht zur Folge, dass Schießausbildungen im Nah- und Nächstbereich nicht mehr stattfinden könnten oder Vorbereitungen für Einsätze oder Übungen nicht mehr durchführbar wären. Im Gegenteil: „Die Ausbildung kann unverändert auf den bereits entsprechend umgebauten Schießständen vom Typ A, den zahlreich vorhandenen Schießständen des Typs D sowie auf Truppenübungsplätzen und zugelassenen Standortübungsplätze stattfinden.“ Die Aus- und Fortbildung aller Kräfte sei somit „unverändert umfassend sichergestellt“.


Zu unseren beiden Aufnahmen:
1. Bundeswehrsoldat auf einer Standortschießanlage.
(Foto: Fabian Gruner/Reservistenverband)

2. Ausbildung von Reservisten auf einer Standortschießanlage nach dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr. Das Bild wurde am 6. Oktober 2015 gemacht; die Reservisten gehörten zum damaligen Zeitpunkt zum Aufklärungslehrbataillon 3 „Lüneburg“.
(Foto: Detlef Struckhof/Reservistenverband)


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