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Aarhus (Dänemark)/Köln. Das deutsche Heer setzt auf die Software „SitaWare Headquarters“ von Systematic, um die Führungsfähigkeit seiner verlegefähigen Gefechtsstände zu verbessern. Dies teilte der dänische Hersteller in einer Presseerklärung am Dienstag vergangener Woche (2. Juli) mit. „SitaWare Headquarters“, eine zentrale Komponente der „SitaWare“-Suite von Systematic, wird bereits im Einsatzführungskommando der Bundeswehr genutzt. Die Software sei auch schon bei verschiedenen Vorhaben der Truppe getestet worden und habe dabei „die uneingeschränkte Eignung für das neue streitkräftegemeinsame Führungsinformationssystem der Bundeswehr unter Beweis“ stellen können, so das Unternehmen aus dem dänischen Aarhus.

Wie Systematic in seinem Pressetext ausführt, ergänzt „SitaWare Headquarters“ das Führungsinformationssystem Heer. Die Software könne auf der eingeführten IT-Infrastruktur betrieben werden und ermögliche die Anbindung vorhandener nationaler und internationaler Systeme, heißt es.

Der Lagedienst soll in Divisions- und Brigadegefechtsständen zum Einsatz kommen. Er wird dabei durch „IRIS WebForms“ von Systematic ergänzt, das zusätzlich die Fähigkeit zur Verarbeitung formatierter Meldungen bietet (Military Text Format, MTF).

Das Produkt „SitaWare Headquarters“ bildet den Kern des „Mission Enabling Service Bundeswehr“ (MESBw) auf der IT-Plattform HaFIS (Projektname HaFIS = Harmonisierung der Führungsinformationssysteme der Bundeswehr). Es stellt bereits – wie eingangs erwähnt – im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam das aktuelle Lagebild bereit.

Einsatzpraxis im Rahmen von Enhanced Forward Presence in Litauen

Sven Trusch, Leiter des Bereichs „Geschäftsentwicklung“ bei der Deutschlandniederlassung von Systematic in Köln, über die Möglichkeiten von „SitaWare Headquarters“: „Die erweiterten Möglichkeiten der Operationsplanung und -führung sowie das umfassende gemeinsame Lagebild tragen zu einer wesentlichen Verbesserung der Führungsfähigkeit des deutschen Heeres bei.“ Dabei sei Interoperabilität ein wesentliches Element von „SitaWare“, so Trusch weiter. Die Software werde die Fähigkeit zur Operationsführung mit Bündnispartnern verbessern. Nur wenige Streitkräfte führten rein nationale Einsätze durch, deshalb sei es notwendig, Informationen aus eigenen Systemen auch anderen Nationen verfügbar zu machen.

Laut Systematic-Pressemitteilung soll „SitaWare Headquarters“ jetzt von unserem Heer zunächst unter Einsatzbedingungen im Rahmen der Enhanced Forward Presence (EFP) in Litauen genutzt werden. Anwender der Software werden die Soldaten des zur Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ gehörenden Panzerbataillons 104 sein, das gerade in der aktuellen Rotation den Kern der deutschen Kräfte in Litauen stellt. Unter anderem soll „SitaWare Headquarters“ bei EFP den militärischen Führern ein detailliertes gemeinsames Lagebild bereitstellen, das mit den Bündnispartnern – vor allem mit den litauischen Landstreitkräften – geteilt werden kann. Litauens Armee ist ebenfalls mit „SitaWare Headquarters“ ausgestattet und lässt momentan die neuen Boxer-Gefechtsfahrzeuge (Vilkas genannt) mit „SitaWare Frontline“ bestücken.

Die Suite „SitaWare“ unterstützt laut Hersteller alle Führungsebenen auf dem Gefechtsfeld – vom multinationalen Gefechtsstand bis hin zum abgesessenen taktischen Führer „auf der letzten Meile“. Systematic verweist darauf, dass das Produkt einsatzerprobt ist und in mehr als 30 Ländern von konventionellen Streitkräften sowie Spezialkräften genutzt wird.


Hintergrund                           

Der Begriff „enhanced Forward Presence“ (sinngemäß „verstärkten Vornepräsenz“) bezeichnet die befristete Stationierung von NATO-Streitkräften in Polen und in den baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen. Diese Maßnahme hatten die NATO-Mitgliedstaaten 2016 bei ihrem Gipfeltreffen in Warschau beschlossen, um das östliche Bündnisgebiet stärker zu schützen und zusätzliche Maßnahmen zur Abschreckung von äußeren Bedrohungen zu ergreifen.

Mit EFP reagiert die Allianz auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und die fortgesetzte Destabilisierung der Ukraine. Von dieser Entwicklung fühlen sich die östlichen NATO-Partner bedroht. Die multinationalen EFP-Verbände werden in einem sechsmonatigen Rhythmus abgelöst. Eine dauerhafte Stationierung ist gemäß der NATO-Russland-Grundakte nicht vorgesehen.

In jedem der betroffenen Länder wurde 2017 eine multinationale Battlegroup mit rotierendem Personal aufgestellt. Die konkrete Zusammensetzung erfolgt in Abstimmung mit der Gastgebernation, die den Kern der Bataillone stellt. Jede Battlegroup wird von einer Rahmennation geführt. Diese Aufgabe haben Deutschland, Großbritannien, Kanada und die USA übernommen. An der Battlegroup in Litauen beteiligen sich aktuell sechs Nationen: Belgien, Deutschland, Island, Niederlande, Norwegen und Tschechien. Deutschland hat bereits bei der Aufstellung des Bataillons die Federführung und später die Aufgaben als Rahmennation übernommen. Die Nationen stellen rund 1000 Soldaten, etwa die Hälfte kommt aus Deutschland.

Seit Beginn von EFP in Litauen hat es fünf „Rotationen“ der Bundeswehr gegeben. Der deutsche Beitrag umfasst die Führung, Anteile einer Stabs- und Versorgungskompanie sowie mindestens eine Kampfkompanie. Die aktuelle Rotation seit Februar 2019 wird größtenteils vom Panzerbataillon 104 aus Pfreimd gestellt. Zuvor bildeten das Panzergrenadierbataillon 122 (Oberviechtach), das Panzergrenadierbataillon 371 (Marienberg), das Jägerbataillon 292 (Donaueschingen) und das Panzerbataillon 393 (Bad Salzungen) den Kern der deutschen EFP-Kräfte in Litauen.


Zu unserem Bild: Die Software-Komponente „SitaWare Headquarters“ der Suite „SitaWare“ der dänischen Firma Systematic wird bereits beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam genutzt.
(Foto: Systematic)


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