Fürstenfeldbruck/Penzberg. Die beiden bayerischen Wehrtechnikunternehmen ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH sowie EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.‐Ing. Hartmut Euer mbH wollen ihre Zusammenarbeit im Bereich der taktischen Drohnen verstärken. Wie die beiden Kooperationspartner am Montag (1. Oktober) in einem gemeinsamen Pressetext erklärten, sollen nun „sich ergänzende Portfolios und Kapazitäten von ESG und EMT im Rahmen konkreter Projekte“ so gebündelt werden, dass dadurch „gleichsam die Fähigkeiten eines nationalen Systemhauses für taktische UAS“ (UAS: Unmanned Aircraft System/unbemanntes Luftfahrzeugsystem) abgebildet werden.
Ein entsprechendes Grundlagendokument unterzeichneten EMT-Geschäftsführer Wolfgang Brand und Christoph Weber, Leiter des ESG-Bereichs „Defence and Public Security/Verteidigung und öffentliche Sicherheit“. Mit ihrer Kooperation wollen die beiden Unternehmen „zielgerichtet Synergien realisieren“ und die Bedürfnisse ihrer Kunden – vor allem der Bundeswehr – „noch effizienter und effektiver decken“.
Das Leistungsangebot von ESG und EMT soll die Entwicklung taktischer UAS (inklusive der entsprechenden Missions- und Bodenkontrollsysteme) sowie die Integration dieser Systeme bis hin zum späteren Produktsupport umfassen.
EMT-Vertreter Brand sagte nach der Unterzeichnung der Vertragspapiere, er sei überzeugt davon, dass die künftige Zusammenarbeit besonders dem Hauptkunden Bundeswehr entscheidende Vorteile bringen werde. „Hierfür werden wir die Synergiepotenziale aus Fähigkeiten und Kapazitäten beider Unternehmen zielgerichtet nutzen“, so Brand.
Kooperationspartner Weber ergänzte: „Wir freuen uns sehr auf die künftig vertiefte Zusammenarbeit mit der EMT. Durch die Bündelung unserer Fähigkeiten in diesem zukunftsgerichteten Technologiebereich schaffen wir echten Mehrwert für unsere Kunden.“
Die Bundeswehr hat erst im vergangenen Jahr bei EMT für rund 63 Millionen Euro neue Aufklärungsdrohnen mittlerer Reichweite bestellt. Ein entsprechender Vertrag zwischen der Penzberger Firma und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr ist am 11. Juli 2017 in Koblenz unterzeichnet worden.
Beschafft werden Systeme des Typs LUNA NG (Komplettbezeichnung „Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungsausstattung Next Generation“), die bis 2020 geliefert werden sollen. LUNA NG ist der Nachfolger für den Vorläufer LUNA und für das Kleinfluggerät Zielortung (KZO). Die neue Aufklärungsdrohne LUNA NG ist ein Hochleistungsmotorsegler mit einer Spannweite von rund fünf Metern. LUNA NG kann mehr als zwölf Stunden in der Luft bleiben und dabei mehrere Sensoren gleichzeitig für die Aufklärung nutzen. Nutzlast und Einsatzdauer haben sich gegenüber dem Vorgängermodell mehr als verdoppelt – dies ermöglicht ein breiteres Einsatzspektrum.
Ein System LUNA NG besteht aus fünf Luftfahrzeugen mit Sensorik, zwei Bodenkontrollstationen in geschützten Funktionscontainern, einer Werkstattausstattung sowie zwei Start- und zwei Landevorrichtungen.
Die Truppe setzte beziehungsweise setzt das Vorgängersystem LUNA seit dem Jahr 2000 zur luftgestützten Aufklärung im Kosovo, in Mazedonien, in Afghanistan und nun seit 2016 auch in Mali ein.
Am 11. Juni dieses Jahres fand der insgesamt 10.000 LUNA-Drohnenflug bei der Bundeswehr statt. Es handelte sich dabei um den 497. Flug in Mali seit dem 29. Juni 2016 im Rahmen der Beteiligung deutscher Kräfte an der Stabilisierungsmission der Vereinten Nation MINUSMA. Den 1000. Einsatzflug mit dem System LUNA hatte das Unternehmen EMT übrigens im Oktober 2004 aus Afghanistan vermeldet. Der 2000. Einsatzflug mit LUNA erfolgte im September 2006 im Kosovo.
Die im oberbayerischen Penzberg beheimatete mittelständische EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.‐Ing. Hartmut Euer mbH – kurz EMT – ist ein zugelassener luftfahrttechnischer Betrieb für die Bundeswehr und ihre strategischen internationalen Partner. Das 1978 gegründete Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Systemhaus zur Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung von unbemannten taktischen Luftaufklärungssystemen im Nah- und Nächstbereich“. Mit fast 250 Mitarbeitern an vier Standorten in Deutschland erzielt EMT nach eigenen Angaben einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro jährlich.
Die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH ist ein System- und Softwarehaus mit Sitz in München und Firmenzentrale in Fürstenfeldbruck. In einer Selbstdarstellung heißt es: „Seit fünf Jahrzehnten zählt die ESG zu den führenden deutschen Unternehmen für die Entwicklung, Integration und den Betrieb komplexer, sicherheitsrelevanter Elektronik- und IT-Systeme.“ In den ESG-Bereichen „Defence and Public Security“, „Cyber Security und Data Analytics“ (CYOSS) sowie „Mobility“ sind nach Angaben der Zentrale in Deutschland rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Zum nationalen und internationalen Kundenkreis zählen der Verteidigungssektor, Behörden und die Industrie. ESG erbringt vor allem Leistungen in der Logistik, in der Systementwicklung sowie in den Segmenten „Training“ und „Beratung“. Der aktuelle Umsatz beträgt laut Unternehmen mehr als 300 Millionen Euro.
Die Aufnahme aus dem Jahr 2007 zeigt Bundeswehrsoldaten bei den Vorbereitungen für einen Start der Aufklärungsdrohne LUNA.
(Foto: Björn Trotzki/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Aufklärungsflug eines LUNA-Systems in den Bergen. Das Foto wurde im Jahr 2013 gemacht.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)