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Berlin/Treuenbrietzen/Holzdorf. Dieser Sommer wird uns noch lange in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der Rekordtemperaturen, sondern auch wegen der zahlreichen Waldbrände mit zum Teil dramatischen Ausmaßen. Die Bundeswehr hat die Feuerwehren in ihrem Kampf gegen die Flammen in den letzten Wochen rund um die Uhr unterstützt. Wie ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte, wurde seit Juli bei sechs großen Bränden auf Anforderung Hilfe geleistet. Im Einsatz waren Hubschrauber, Pionierpanzer und Löschfahrzeuge. In einzelnen Bundesländern mit hoher Waldbrandgefahr waren zuvor die Landeskommandos der Bundeswehr in erhöhte Bereitschaft versetzt worden. Auf eine entsprechende Anfrage der Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic (Bündnis 90/Die Grünen) teilte jetzt der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Thomas Silberhorn mit, dass Bundeswehrhubschrauber „bis zum 15. August insgesamt sieben Mal – sechsmal CH-53, einmal UH-1D – bei der Brandbekämpfung aus der Luft“ eingesetzt worden seien und die Besatzungen „bei 176 geflogenen Löscheinsätzen eine Löschwassermenge von etwa 800.000 Litern“ abgelassen hätten.

Feuer-Sommer 2018! Nach Auskunft einer Sprecherin des Innenministeriums in Düsseldorf vor wenigen Tagen gegenüber der Rheinischen Post sind in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen 39 schwere Wald-, Heide- und Moorbrände gemeldet worden. All diese Brände mussten jeweils von Hundert und mehr Einsatzkräften bekämpft werden. Zahlen gibt es auch von der Landesregierung Sachsen-Anhalt: In den ersten sieben Monaten des Jahres soll sich demnach „die Zahl der Feld- und Waldbrände gegenüber 2017 mehr als vervierfacht haben – von 143 Brände im Vorjahr auf 656 Brände in diesem Jahr“.

Für die Waldbrandbekämpfung setzt die Bundeswehr stets die Hubschrauber CH-53 der Luftwaffe und Bell UH-1D des Heeres ein. Staatssekretär Silberhorn beantwortete auch die Frage Mihalics nach der Einsatzbereitschaft dieser Maschinen: „Von den in Deutschland verfügbaren CH-53 waren im Betrachtungszeitraum – jeweils tagesaktuell – durchschnittlich zehn Hubschrauber einsatzbereit, von den im Heer eingesetzten Hubschraubern Bell UH-1D im Betrachtungszeitraum im Durchschnitt 22 Hubschrauber.“

Plötzlich bestand höchste Gefahr für Leib und Leben

Einer der größten Waldbrände, den es in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik gegeben hat, war der in der Region um Treuenbrietzen in Brandenburg. Diese Einordnung stammt von Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). Nach acht Tagen intensiver Brandbekämpfung konnte der Einsatz am Abend des 31. August offiziell für beendet erklärt werden.

Rückblick: Am 23. August war kurz nach 20 Uhr zunächst ein Transporthubschrauber CH-53 vom Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf gestartet, um im Rahmen der dringenden Amtshilfe die Brandbekämpfung der örtlichen Einsatzkräfte um Treuenbrietzen – eine Kleinstadt im Landkreis Potsdam-Mittelmark im Südwesten des Landes Brandenburg im Fläming – zu unterstützen. Es habe „höchste Gefahr für Leib und Leben“ bestanden, erklärte die Einsatzleitung später. Die Ortsteile Klausdorf, Tiefenbrunnen und Frohnsdorf waren bereits so stark durch die Brände bedroht, dass rund 500 Einwohner evakuiert werden mussten. In den Stunden zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens war der CH-53 ausschließlich für den Löscheinsatz verfügbar.

Luftwaffe rettete den Treuenbrietzener Ortsteil Klausdorf

Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knape erinnert in seiner Einsatzbilanz daran, wie dramatisch die Situation vor Ort gewesen war: „Das Feuer war nicht einmal einhundert Meter vom Ortsrand entfernt und breitete sich rasend schnell vom Boden in die Baumkronen aus. Ohne den Luftwaffenhubschrauber hätten wir Klausdorf nicht halten können. Die Piloten sind länger geflogen, als sie durften, haben aber dadurch den Ort gerettet.“ Die Verlängerung der Flugzeit hatte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, genehmigt. „Aufgrund der außergewöhnlichen Notsituation und der Gefahr für die Ortschaften“, so Gerhartz später.

Die erste Crew war in der Nacht rund sieben Stunden im Einsatz und flog 20 Löscheinsätze. Dabei kam das Außenlastsystem „Smokey“ zum Einsatz. Der Wasserbehälter fasst 5000 Liter und wurde im nahe gelegenen Badesee bei Treuenbrietzen immer wieder aufgefüllt. Um den kompletten Einsatz durchführen zu können, musste der Hubschrauber in der Nacht dreimal mit rund 5000 Litern Treibstoff auf dem Fliegerhorst in Holzdorf betankt werden.

Die zweite Crew startete am 24. August in den frühen Morgenstunden. Die Gesamtkoordination der Unterstützungsleistungen hatte die Streitkräftebasis. Gesteuert wurden diese durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr.

Gefährliche Spirale aus Klimawandel und Waldbränden

Das Feuer um Treuenbrietzen hatte sich am Ende auf fast 400 Hektar Wald ausgebreitet. Bis zu 750 Feuerwehrleute waren zeitweise parallel im Einsatz. Insgesamt waren über die gesamte Einsatzzeit seit dem Abend des 23. August rund 5000 Kräfte aktiv.

Der DFV wird im Herbst gemeinsam mit den Bundesländern die großflächigen Waldbrände dieses Jahres, bei denen deutsche Kräfte im Einsatz waren, evaluieren. Dies soll auf nationaler und internationaler Ebene, im Gespräch mit ausgewiesenen Waldbrandexperten sowie unter Einbeziehung der Erfahrungen der Basis geschehen (siehe auch unseren Beitrag vom 3. August 2018).

Übrigens: Weltweit haben nur etwa vier Prozent aller Waldbrände natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschlag. In allen anderen Fällen ist der Mensch – sei es direkt oder indirekt, sei es fahrlässig oder vorsätzlich – verantwortlich für den Brand. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der aktualisierten Waldbrandstudie „Wälder in Flammen“ des World Wide Fund For Nature (WWF), eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen. Der WWF warnt auch vor der gefährlichen Spirale „Klimawandel und Waldbrände“. Der Klimawandel sorge für mehr Brände und mehr Brände verstärkten den Klimawandel.

Redaktioneller NACHBRENNER

In den vergangenen beiden Jahren ist es in Deutschland übrigens nur in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein nicht zu Waldbränden gekommen. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung vom 10. September auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor. Danach wurden in der Bundesrepublik im Jahr 2016 insgesamt 608 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von rund 283 Hektar und im Jahr 2017 insgesamt 424 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von knapp 395 Hektar verzeichnet. Am mit Abstand stärksten betroffen war den Regierungsangaben zufolge jeweils Brandenburg mit 248 Waldbränden auf insgesamt gut 157 Hektar im Jahr 2016 und 141 Waldbränden auf gut 285 Hektar im Jahr 2017.

Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort ausführt, stellen Brände „für den Wald in Deutschland (11,4 Millionen Hektar) insgesamt keine Gefahr dar“. Allerdings könnten in den Kieferngebieten Nordostdeutschlands – insbesondere Brandenburgs – nur ständige Beobachtung und effiziente Waldbrandbekämpfung diesen Zustand sichern. In besonderen Trockenjahren wie jetzt könnten allerdings außerordentlich viele Brände entstehen. Für 2018 liege noch keine bundesweite Zusammenstellung vor, so die Regierung.


Zu unseren Aufnahmen, die alle am 24. August 2018 im Rahmen des Treuenbrietzen-Einsatzes gemacht wurden:
1. Der Transporthubschrauber CH-53 der auf dem Fliegerhorst Holzdorf stationierten Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 mit dem Wasserbehälter „Smokey“.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)

2. Der Behälter wird in einem Badesee nahe Treuenbrietzen gefüllt.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)

3. Der CH-53 entleert den rund 5000 Liter fassenden Außenlastbehälter „Smokey“ über dem Brandort.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)

4. Blick auf die vernichteten Waldflächen bei Treuenbrietzen.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Die Aufnahme zeigt eine Holzdorfer CH-53 bei einem Löscheinsatz mit dem „Smokey“ am 27. Juli 2018.
(Foto: Tanja Wendt/Bundeswehr)


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