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Berlin/Orléans-Bricy (Frankreich). Deutschland und Frankreich wollen ab 2021 eine Lufttransportstaffel gemeinsam betreiben. Dafür sollen zehn Flugzeuge des Typs C-130J Super Hercules – vier französische und sechs deutsche Maschinen – auf dem französischen Fliegerhorst Évreux in der Normandie stationiert werden. Die Bundeswehr wird für die deutsch-französische Staffel voraussichtlich rund 200 Soldaten stellen. Vorgesehen sind gemeinsame Cockpitbesatzungen und gemischte Bodencrews. Am heutigen Montag (15. Januar) hat das US-Unternehmen Lockheed Martin die erste C-130J an Frankreich ausgeliefert. An der feierlichen Übergabe in Orléans-Bricy nahm Florence Parly, Verteidigungsministerin des Landes, teil.

Zur Übergabe auf dem französischen Luftwaffenstützpunkt waren auch der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, und Generalleutnant Erhard Bühler, Abteilungsleiter „Planung“ im Bundesministerium der Verteidigung, gekommen.

Erste Details der deutsch-französischen Kooperation im Lufttransport sind in einem Grundlagendokument geregelt, das am 18. Oktober vergangenen Jahres in Berlin unterzeichnet worden war. Das Dokument trägt die Unterschriften von Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, und dessen Amtskollege aus Frankreich, Admiral Philippe Coindreau (siehe auch unseren früheren Beitrag).

Fähigkeitslücke durch Transall-Ausmusterung soll geschlossen werden

Die binationale Lufttransportstaffel soll bis 2021 für erste Operationen einsatzbereit sein (Initial Operational Capability, IOC). Die volle Einsatzbereitschaft (Full Operational Capability, FOC) will man bis zum Jahr 2024 erreichen.

Das Staffelpersonal beider Länder soll ab 2021 auf dem französischen Militärflugplatz Évreux-Fauville ausgebildet werden. Dies wird die fliegerische Schulung der Hercules-Besatzungen sowie die technische Unterweisung des Wartungspersonals auf diesem neuen Flugmuster umfassen. Frankreich und Deutschland wollen hierfür ein gemeinsames Trainingszentrum aufbauen.

Die Auslieferung der sechs deutschen Maschinen C-130J ist ab 2021 geplant. Drei der sechs Maschinen sollen als Tankerversion (KC-130J) beschafft werden. Zeitgleich soll die C-160 Transall außer Dienst gestellt werden. Anlässlich der Dokumentunterzeichnung durch Rühle und Coindreau im Herbst vergangenen Jahres hatte das Bundesministerium der Verteidigung in einem Pressetext erklärt: „Obwohl der A400M das zukünftige Rückgrat des deutschen militärischen Lufttransports darstellt, soll diese Kooperation eine eng begrenzte Fähigkeitslücke beim Lufttransport schließen, die nach der kompletten Ausmusterung der Transall in 2021 entsteht.“

Die kommenden Aufgaben in Europa gemeinsam lösen

Generalleutnant Bühler sagte bei der Feier in Orléans-Bricy: „Ich freue mich, dass jetzt der erste Baustein des neuen, gemeinsamen deutsch-französischen Verbandes gelegt wird. Die erste Maschine, auch wenn sie noch französische Hoheitsabzeichen trägt, ist der Startschuss. Nur zusammen können wir die kommenden Aufgaben in Europa bewerkstelligen.“ Bühler ist mit seinem Team auf deutscher Seite für die Planung des neuen Verbandes verantwortlich.

Mit der Beteiligung Deutschlands an der Hercules-Beschaffung soll nicht nur die bereits erwähnte Fähigkeitslücke durch die Außerdienststellung der in die Jahre gekommenen Transall geschlossen werden. Handlungsbedarf gab es auch deshalb, weil der Transall-Nachfolger A400M wegen seiner Größe nicht auf allen Flugplätzen landen beziehungsweise starten kann. Der Transporter C-130J kann auch auf kleinen Stützpunkten und unbefestigten Pisten agieren.

Im Januar vergangenen Jahres berichtete der Spiegel in seinem Beitrag „Aufrüstung der Luftwaffe“, dass das Bundesverteidigungsministerium für den Kauf und den Unterhalt der sechs deutschen C-130J Super Hercules in den ersten zehn Jahren rund 1,5 Milliarden Euro eingeplant habe.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Die erste C-130J Super Hercules der zukünftigen deutsch-französischen Lufttransportstaffel wurde am 15. Januar 2018 in Anwesenheit von Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly in Orléans-Bricy feierlich empfangen.
(Foto: Todd R. McQueen/Lockheed Martin)

2. Auch Generalleutnant Erhard Bühler und Luftwaffeninspekteur Karl Müllner (erste Reihe, Sechster und Siebter von links) waren zur Feier nach Orléans gekommen.
(Foto: Johannes Heyn/Presse- und Informationszentrum Luftwaffe)

3. Fertigung der C-130J Super Hercules in den USA – Blick in die Montagehalle von Lockheed Martin Aeronautics in Marietta, Georgia.
(Foto: Lockheed Martin)

Kleines Beitragsbild: Deutsch-französische Kooperation beim Lufttransport – Anstecker, entdeckt beim Appell in Orléans-Bricy.
(Foto: Johannes Heyn/Presse- und Informationszentrum Luftwaffe)

 


Kommentare

  1. Kevin Gannamani | 22. Juli 2018 um 16:04 Uhr

    Die weiteren Planvorgaben konnten nicht eingehalten werden. So wurde die erste deutsche Maschine nicht wie vorgesehen im Fähigkeitsstandard SOC 1 geliefert.

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