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Berlin/Gao (Mali). Unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit hat die Bundeswehr im Einsatzland Mali mittlerweile zahlreiche Verwundete verbündeter Nationen – teilweise unter schwierigsten Bedingungen – gerettet. Wie die BILD am SONNTAG vorgestern (10. Juni) berichtete, waren die Deutschen zwischen Frühjahr 2017 und Juni 2018 insgesamt 43 Verletzten mit ihren Hubschraubern zu Hilfe gekommen. Die Zeitung beruft sich auf eine Einsatzbilanz der Bundeswehr.

Im Beitrag von Maximilian Kiewel, der seit 2015 als Reporter für BILD am SONNTAG (BamS) arbeitet, schildert ein Feldjäger einen dieser Rettungsflüge: „Eine Patrouille mit ägyptischen Soldaten [der Vereinten Nationen] wurden von einem Selbstmordattentäter angegriffen. Wir wurden gerufen. Als wir gelandet sind, lagen überall blutende Verwundete. Die Ägypter schrien auf uns ein, es war das reinste Chaos. Das zu ordnen, die Verletzten zu priorisieren und richtig zu versorgen und dabei darauf zu achten, dass nicht doch noch irgendwo ein Attentäter hockt, verlangt viel Training.“

Die Bundeswehr ist im westafrikanischen Staat Mali Teil der Stabilisierungsmission MINUSMA der Vereinten Nationen (MINUSMA: Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation au Mali/United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali). Aktuell sind 1054 Bundeswehrangehörige zu der Mission abkommandiert, darunter 69 Frauen und 31 Reservisten (Stand 4. Juni). Im Einsatzland sind deutsche Tiger-Kampfhubschrauber und Transporthubschrauber NH90 stationiert.

Deutsche Tiger und NH90 mehr als 2350 Stunden in der Luft

Wie die BamS weiter schreibt, absolvierten die deutschen NH90-Besatzungen laut Einsatzbilanz bis zum 1. Juni insgesamt 154 Einsatzflüge und 146 Trainingsflüge und kamen so auf 992 Flugstunden. Die Tiger-Kampfhubschrauber der Bundeswehr flogen in Mali bisher 182 Einsätze und 78 Trainingsflüge und verbuchten alles in allem 1358 Flugstunden.

Schwer lastet auf den Besatzungen und Bodencrews bis heute der Tiger-Absturz vom 26. Juli 2017 etwa 70 Kilometer nordöstlich von Gao. Dabei waren die beiden deutschen Piloten ums Leben gekommen.

Wie das Verteidigungsministerium am 7. März dieses Jahres in einer Presseerklärung mitteilte, weist der momentane Stand der Untersuchung des Unglücks „auf technische Auffälligkeiten hin, die nur bei diesem verunglückten Hubschrauber festgestellt werden konnten“. Offenbar hat eine „auffällige Abweichung im Längssteuer des Unfallluftfahrzeugs“ zu einem Vornüberkippen der Maschine mit anschließendem unkontrollierbaren Sturzflug geführt.

Das Ministerium, das den Verteidigungsausschuss des Bundestages über die neuesten Erkenntnisse zum Tiger-Flugunfall in Mali bereits am 28. Februar unterrichtet hatte, führt in seinem Statement abschließend aus: „Wie es zu dieser Abweichung im Steuerverhalten des verunfallten Hubschraubers kommen konnte, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.“ Und: „Da die auffällige Abweichung in der Längssteuerung nach entsprechenden Untersuchungen bei keinem anderen Tiger-Hubschrauber der Bundeswehr festgestellt wurde, konnte der Flugbetrieb bereits im vergangenen Jahr unter Auflagen wieder freigegeben werden.“

Gemeinsam gegen Terrorismus, Kriminalität und Verarmung

Die Stabilisierung Malis ist ein Schwerpunkt des deutschen Engagements in der Sahelzone und eine zentrale Aufgabe der Afrikapolitik der Bundesregierung. Die Sicherheitslage in der Region ist weiterhin kritisch. In einem Text des Ministeriums zur Beteiligung der Bundeswehr an MINUSMA heißt es: „Deutschland hat ein erhebliches Interesse daran, [in Mali] Terrorismus, Kriminalität und Verarmung, die mittelfristig starke Auswirkungen auch auf Europa haben können, gemeinsam mit seinen europäischen und internationalen Partnern entgegenzutreten.“

Der Bundestag hatte erstmals am 28. Februar 2013 der Entsendung deutscher Streitkräfte zur Unterstützung der damaligen internationalen Mali-Mission unter afrikanischer Führung (African-led International Support Mission to Mali, AFISMA) zugestimmt. Grundlage des Beschlusses war die Resolution 2085 (2012) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Die Bundeswehr stellte bei diesem Auslandseinsatz Kapazität für Lufttransporte aus den Anrainerstaaten nach und innerhalb Malis bereit. Außerdem wurden von deutschen Kräften Lufttransport und Luftbetankungen für die französischen Streitkräfte in unmittelbarer Unterstützung von AFISMA durchgeführt.

Eine der gefährlichsten Missionen der Vereinten Nationen überhaupt

Nachdem der Sicherheitsrat am 25. April 2013 mit Resolution 2100 (2013) die Einrichtung von MINUSMA beschlossen hatte, wurde nach Zustimmung des Bundestages vom 27. Juni 2013 die deutsche Unterstützung von AFISMA in die Unterstützung von MINUSMA überführt. Das jüngste Mandat des Parlaments vom 26. April dieses Jahres beinhaltet erneut eine Ausweitung. Demnach ist nun der Einsatz von bis zu 1100 deutschen Soldaten bei MINUSMA möglich. Das aktuelle Mandat gilt bis zum 31. Mai 2019.

An der Stabilisierungsmission in Mali beteiligen sich momentan mehr als 50 Nationen mit rund 11.600 Blauhelmsoldaten, etwa 1700 Polizisten sowie mehr als 1350 Zivilisten. Die Mission wird derzeit von dem belgischen Generalmajor Jean-Paul Deconinck befehligt. Das MINUSMA-Hauptquartier ist in der malischen Hauptstadt Bamako.

Der Großteil des deutschen Einsatzkontingentes ist im Norden des Landes in Gao stationiert. Hier befindet sich das Camp Castor. Deutschland stellt aber auch Personal für das Hauptquartier in Bamako und betreibt in Niamey, der Hauptstadt des benachbarten Niger, einen Lufttransportstützpunkt. MINUSMA zählt nach wie vor zu den gefährlichsten Einsätzen der Vereinten Nationen – bislang starben in Ausübung ihres Dienstes 170 Missionsangehörige.


Unsere beiden Aufnahmen, entstanden am 2. November 2017 in der Nähe des nordmalischen Gao, zeigen einen deutschen Mehrzweckhubschrauber NH90. Die Besatzung trainierte an diesem Tag die taktische Verwundetenversorgung – Rettung und Evakuierung verwundeter MINUSMA-Angehöriger.
(Fotos: Johannes Müller/Bundeswehr)


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