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Bonn. Unterkünfte einschließlich Sanitäranlagen und Küchen im Einsatzland für bis zu 2000 Soldaten zu bauen, war bislang vor allem Aufgabe der Spezialpioniere der Streitkräftebasis. Künftig hilft der zivile Dienstleister feps GmbH mit, dass Bundeswehrangehörige im Auslandseinsatz „durchhaltefähig“ untergebracht werden können. Am 18. August traf das im bayerischen Krailling ansässige Unternehmen im Verteidigungsministerium in Bonn eine entsprechende Vereinbarung.

Den Rahmenvertrag zur „Bereitstellung der Unterbringung im Einsatz (UiE)“ unterzeichneten an diesem Freitag auf der Hardthöhe die Präsidentin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), Ulrike Hauröder-Strüning, und Okan Tombulca, Geschäftsführer der feps GmbH. Die im Dezember 2015 aus den international tätigen Unternehmen Fuduric GmbH & Co. KG und eps infrastructure service GmbH hervorgegangene feps hatte sich in einer öffentlichen Ausschreibung durchgesetzt. Der Zuschlag für die Rahmenvereinbarung war am 4. August erteilt worden.

Bei dem umfangreichen Vertragswerk zwischen BAIUDBw und feps handelt es sich laut Generalmajor Volker Thomas „im Ergebnis um den ersten Full-Service-Provider-Vertrag der Streitkräfte“. „Die Beauftragung einer Firma verlangt beidseitiges Vertrauen“, sagte der Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr in Bonn. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Nach Angaben von feps-Geschäftsführer Tombulca erbringt das Unternehmen „seit vielen Jahren Unterstützungsleistungen für verschiedene Streitkräfte der NATO und Vereinten Nationen“. Man habe die „Leistungsfähigkeit bereits in der ganzen Welt unter Beweis“ stellen können.

Erster Einsatz 2018 bei der NATO-Übung „Enhanced Forward Presence“

Überall dort, wo die Sicherheitslage den Einsatz der Spezialpioniere nicht zwingend erfordert, wird nun der Dienstleister aus Krailling den Bau von Einsatzliegenschaften übernehmen. Aufwendige Ausschreibungsverfahren vor Ort sollen so der Vergangenheit angehören. Für die Bundeswehr verringere sich damit auch der Zeit- und Koordinierungsaufwand erheblich, erklärte Oberst Thomas Helmut Langhammer. Er leitet für das BAIUDBw das Projekt „Unterbringung im Einsatz“.

Seinen ersten Einsatz für die Bundeswehr wird der Provider im Frühjahr kommenden Jahres haben. Bei der Übung „Enhanced Forward Presence 2018“ im Baltikum soll feps Unterkünfte für 500 Personen bereitstellen.

Projektstudie des Beratungsunternehmens BwConsulting

Die jetzt besiegelte Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und feps GmbH gründet auf dem Projekt „German Armed Forces Contractor Augmentation Program“, kurz G-CAP.

G-CAP soll, so die Initiatoren, die „stationäre Unterbringung im Einsatz durch gewerbliche Dienstleister sicherstellen“. Das Projekt wurde – vor dem Hintergrund vermehrter Auslandseinsätze der Bundeswehr – im Verteidigungsministerium unter Federführung der Abteilung „Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen“ (IUD) ins Leben gerufen. Mit einer Projektstudie beauftragt wurde dann zunächst die Inhouse-Beratung der Bundeswehr, die BWConsulting (am 22. August 2000 als Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH/g.e.b.b. gegründet und am 11. Januar 2017 in BwConsulting umfirmiert).

Die Ergebnisse der Studie wurden der Leitung des BAIUDBw am 24. November 2016 zur Umsetzung übergeben. Unter anderem nennt die Untersuchung konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für den Abschluss von Rahmenverträgen bei einer Unterstützungsleistung „Unterbringung im Einsatz (UiE)“. Bereits 2015 hatte die BwConsulting zudem in einer Marktanalyse ermitteln können, dass „verschiedene vorrangig in Deutschland tätige Unternehmen zur aktiven Begleitung militärischer Einsätze trotz des Sicherheitsrisikos bereit sind“.

Fähigkeiten und Kapazitäten des militärischen und zivilen Bereichs

In ihrer Studie weist die BwConsulting noch einmal auf die Bedeutung der Bundeswehr-Kernfähigkeit „UiE“ hin. Unter anderem heißt es dort: „Die ,Unterbringung im Einsatz‘ ist eine Unterstützungsleistung [bei Missionen], die sich über die Einrichtung eines Feldlagers bis hin zu dem Aufbau einer festen Einsatzinfrastruktur erstreckt. Das Leistungsprofil setzt sich aus den Fähigkeiten und Kapazitäten des militärischen und zivilen Bereichs zusammen und umfasst dabei die Bereitstellung und den Betrieb der Feldlager beziehungsweise Einsatzinfrastrukturen, wozu im Kern Leistungen wie Unterkünfte, Wasserversorgung, Stromerzeugung, Verpflegung, Abfallwirtschaft und Reinigungsleistungen gehören.“

Viele dieser Leistungen könnten von der Bundeswehr selbst erbracht werden, so die Inhouse-Beratungsgesellschaft. Dennoch könne es sinnvoll sein, unter bestimmten Rahmenbedingungen auch zivilgewerbliche Dienstleister gerade im genannten Kernbereich einzusetzen. Entsprechende Analysen hätten gezeigt, dass beispielsweise bei mehreren zeitgleich laufenden Bundeswehrmissionen Engpässe in der Bereitstellung solcher Leistungen auftreten könnten.

Im zweiten Schritt einen Rahmenvertrag für ein „CSO-Camp“

Auch die Rahmenvereinbarung mit der feps GmbH umfasst Funktionsbereiche wie Unterkunft, Sanitäranlagen, Verpflegung oder Strom- und Wasserversorgung. Insgesamt werden in dem 3445 Seiten starken Vertragswerk 60 Einzelmaßnahmen behandelt, die den Gesamtzyklus – von der Errichtung, über die Lieferung und den Betrieb bis hin zum Rückbau – für zwölf Funktionsbereiche betreffen.

In einem zweiten Schritt soll ein Rahmenvertrag für ein „vollumfängliches CSO-Camp“ (CSO: Contractor Support to Operations = ziviler Leistungserbringer) – erarbeitet werden. Die Vertragsunterzeichnung soll spätestens am 1. Juni 2020 erfolgen. Gedacht ist nach Auskunft des BAIUDBw an eine „dauerhafte Dienstleistersteuerung mit Vertragsmanagement“. Zugleich will man verschiedene Kooperationsmodelle erarbeiten und bewerten. In diese Projektarbeit einfließen sollen schließlich auch die Erkenntnisse aus der Evaluierung der ersten Phase. Hier wird dann auch der neue Vertragspartner, die feps GmbH, auf den Prüfstand müssen …


Zu unseren beiden Aufnahmen:
1. Erbil im Nordirak, Juli 2015: Das Feldlager für die Mission der Bundeswehr zur militärischen Ausbildung und Beratung der Peschmerga wird aufgebaut.
(Foto: Yvonne Albert/Bundeswehr)

2. Vertragsunterzeichnung am 18. August 2017 im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn: Präsidentin Ulrike Hauröder-Strüning und feps-Geschäftsführer Okan Tombulca, dahinter Generalmajor Volker Thomas.
(Foto: Jenny Bartsch/Bundeswehr)


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