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Brüssel/Geilenkirchen. Die Flotte der NATO-Aufklärungsflugzeuge AWACS (Airborne Warning and Control System) ist in die Jahre gekommen. Sie muss modernisiert, sie muss verjüngt werden. Die Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten des Bündnisses, die jetzt am 15. und 16. Februar in Brüssel tagen, haben sich dort auf „ein konkretes Konzept“ für ein AWACS-Nachfolgemodell geeinigt und „in Auftrag geben“. Die derzeitigen NATO-Luftfahrzeuge werden unter anderem zur Überwachung des Luftraums in Osteuropa und zur Unterstützung der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ eingesetzt.

Das Konzept soll, so sehen es die Planungen des Bündnisses vor, im Jahr 2022 in ein Beschaffungsprogramm für neue Flugzeuge zur Luftraumüberwachung und taktischen Gefechtsführung münden. 2035 sollen dann die ersten neuen AWACS-Nachfolger zur Verfügung stehen (siehe dazu auch unseren Beitrag vom 28. Juni 2014).

Die Kosten für den Austausch der AWACS-Flotte werden auf einen Milliardenbetrag geschätzt. Bereits Ende der 1970er-Jahre wurde der Anschaffungspreis für eine Maschine mit rund 70 Millionen US-Dollar veranschlagt.

Eine Frau an der Spitze des Flottenkommandos in Geilenkirchen

Die NATO betreibt ihre Frühwarnflotte (NATO Airborne Early Warning & Control Force) nun schon seit gut drei Jahrzehnten. Die Flotte besteht aus zwei operationellen Einsatzverbänden: dem multinationalen E-3A-Verband der NATO in Geilenkirchen mit 16 Boeing E-3A-Luftfahrzeugen und der britischen E-3D-Component im englischen Waddington mit sechs Boeing E-3D-Maschinen. Diese Besatzungen bestehen ausschließlich aus Personal der Royal Air Force.

Der E-3A-Verband in Geilenkirchen erreichte Ende 1988 die volle Einsatzfähigkeit (Full Operational Capability), die britische E-3D Component folgte am 1. Juli 1992.

Die Position des Kommandeurs der NATO-Frühwarnflotte – NATO Airborne Early Warning & Control Force Command/Flottenkommando – wird im turnusmäßigen Wechsel durch einen Generalmajor der deutschen beziehungsweise der amerikanischen Luftwaffe eingenommen. Gleiches gilt für das Kommando über den E-3A-Verband in Geilenkirchen, hier befehligt ein Brigadegeneral. Seit dem 19. Juni 2015 ist die Amerikanerin Dawn Dunlop der Chef im Geilenkirchener Flottenkommando. Generalmajor Dunlop war die allererste weibliche Pilotin der U.S. Air Force, die in Europa diente. Den E-3A-Verband führt seit diesem Tag der deutsche Brigadegeneral Karsten Stoye.

Das Flottenkommando ist dem SACEUR (Supreme Allied Commander Europe/Oberkommandeur der NATO) direkt unterstellt.

Je nach Einsatzprofil bis zu 16 Mann Besatzung an Bord

Der NATO-Verband in Geilenkirchen verfügt über rund 30 multinationale Besatzungen, deren Mitglieder von 15 der 28 NATO-Mitgliedstaaten gestellt werden. Die Gesamtpersonalstärke dieser multinationalen Einheit beträgt etwa 1400 Soldaten und Zivilbedienstete.

Der Einsatzauftrag umfasst „das gesamte Spektrum der taktischen Gefechtsführung zur Unterstützung wirkungsorientierter Operationen in der ganzen Welt im Auftrag der zuständigen NATO-Befehlshaber“. Dazu gehören unter anderem folgende Aufgaben:
Frühwarnung und Leitung durch Luftfahrzeuge (Luftraumüberwachung und Früherkennung von Bedrohungen aus der Luft);
Führungsaufgaben (Führung von militärischen Luftverbänden bei Operationen und Übungen);
Jägerleitung (Leitung von Kampfflugzeugen bei Operationen und Übungen);
SAR-Unterstützung (Koordinierung von Such- und Rettungseinsätzen);
Ordnung des Luftraums (Kontrolle und Koordinierung des Luftraums und dort befindlicher Luftfahrzeuge);
Flugkörperabwehr (Leitung von Luftraumverteidigungseinheiten am Boden);
Unterstützung seegestützter Operationen (Erstellung und Bereitstellung eines Radarbildes zur Seelage, das laufende Aktivitäten innerhalb eines bestimmten Gebiets widerspiegelt).

Zur Fliegenden Besatzung einer AWACS-Maschine gehören zwei Piloten, ein Navigator und ein Bordmechaniker. Die Taktische Besatzung kann, je nach Einsatzforderung, aus bis zu zwölf Soldaten bestehen.

Modernisierungsmaßnahmen sollen bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein

Ein E-3A-Luftfahrzeug, das in einer Höhe von 9.150 Metern fliegt, hat einen Erfassungsbereich von mehr als 312.000 Quadratkilometern. Drei E-3A-Flugzeuge, die in überlappenden Einsatzräumen operieren, ermöglichen eine vollständige Radarüberwachung des mitteleuropäischen Raumes. Die E-3A kann tieffliegende Flugziele bis zu einer Entfernung von etwa 400 Kilometern (215 Seemeilen) und Flugziele in mittleren Höhen bis 520 Kilometer (280 Seemeilen) erfassen.

Seit Aufstellung des E-3A-Verbands wurden verschiedene Modernisierungsprogramme zur Verbesserung des Fernmelde-, Navigations- und Radargeräts durchgeführt. Zudem wurden sämtliche Bedienerkonsolen erneuert und mit Farbbildschirmen ausgestattet.

Zurzeit werden Cockpit-Modifikationen an 14 E-3A-Maschinen durchgeführt. Wichtigster Aspekt dieser Maßnahme ist die Umrüstung auf digitale Cockpit-Anzeigen (Glas-Cockpit), die die analoge Cockpit-Ausstattung ersetzen. Auch am Navigationsgerät werden Änderungen vorgenommen. All diese Modernisierungsmaßnahmen sollen bis 2018 abgeschlossen sein.


Zu unserem Bildmaterial:
1. AWACS, das Airborne Warning and Control System, ist ein flugzeuggestütztes Radarsystem der USA und anderer NATO-Staaten. Es wird zur Luftraumaufklärung und als Einsatzleitzentrale eingesetzt. Das System E-3 Sentry mit dem markanten Radaraufsatz auf dem Flugzeugrumpf der 707 wurde von Boeing entwickelt. Das Radar und die moderne Technik im Inneren können ein weiträumiges Luftlagebild erstellen. AWACS erfasst dabei alle Luftfahrzeuge in Radarreichweite, identifiziert sie und stellt sie anschließend auf den Bordmonitoren dar. Die Informationen können elektronisch an alle anderen Nutzer des Luftraums, die technisch entsprechend ausgestattet sind, weitergegeben werden.
(Foto: NATO)

2. Treffen der Verteidigungsminister des Bündnisses am 15. und 16. Februar 2016 in Brüssel. Auf der Tagesordnung: das Konzept für eine AWACS-Nachfolge.
(Foto: NATO)

Kleines Beitragsbild: NATO-Schriftzug am Rumpf einer AWACS-Maschine. Die Aufnahme entstand am 25. März 2011 auf der Luftwaffenbasis Trapani-Birgi auf Sizilien.
(Foto: Marc-Andre Gaudreault/Camera de Combat des Forces Canadiennes)


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