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Mainz. Blutiger Terror mitten in Europa, dieses Mal in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Dort starben am 22. März durch Anschläge der Terrorbewegung „Islamischer Staat“ (IS) am Flughafen Zaventem und in der Metrostation Maelbeek 35 Menschen, mehr als 300 Personen wurden verletzt. Die Botschaft der Täter: Es kann jeden treffen – zu jeder Zeit, an jedem Ort. Holger Münch, Leiter des Bundeskriminalamtes, warnte erst vor wenigen Tagen im Bayerischen Rundfunk, dass die Zahl der islamistischen „Gefährder“ stark gestiegen sei. Von diesem Personenkreis gehe eine reale Terrorgefahr aus. Das Risiko eines Anschlages auch in Deutschland sei weiterhin akut. Derzeit gebe es zwar keine konkreten Hinweise auf ein Attentat, versicherte Münch. Aber man sei wachsam.

Die Abstände zwischen den Terroranschlägen in Europa werden kürzer. ZDFzoom, das Dokumentations- und Reportageformat des Zweiten Deutschen Fernsehens, nimmt am Mittwoch dieser Woche (30. März) um 22:45 Uhr den „Dschihad in Europa“ ins Visier und geht der Frage nach, warum die Terrorgefahr auf unserem Kontinent ständig wächst.

Sicherheitsexperten sind sich darin einig, dass auch Deutschland ein Ziel der islamistischen Täter ist. Derzeit gehen Sicherheitsbehörden von 470 deutschen „Gefährdern“, denen Straftaten von erheblicher Bedeutung zugetraut werden, aus. Im Interview mit ZDFzoom warnt der Vorsitzende der Bundespolizeigewerkschaft, Ernst G. Walter: „Der internationale Terrorismus wird keine Dauerschleife um Deutschland drehen.“

Die salafistische Szene ist in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Rund 8500 Menschen werden ihr zugerechnet, zehn Prozent davon seien gewaltbereit, schätzt das Bundeskriminalamt (BKA).

Bislang elf geplante Terroranschläge in Deutschland verhindert

Dass Gewaltakte zu befürchten seien, betont in der Dokumentation auch Burkhard Freier, Leiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes: „Es gibt eine zunehmende Zahl von Veranstaltungen der Salafisten, auf denen sie versuchen, junge Menschen zu rekrutieren und zu radikalisieren. Und wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Gewaltbereitschaft zugenommen hat.“

800 Männer und Frauen aus Deutschland sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen bereits nach Syrien und Irak in den Krieg ausgereist, ein Drittel sei zurückgekehrt. Wer von den Rückkehrern geläutert und wer gefährlich sei, könne nur schwer beurteilt werden, so die Experten.

Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College erläutert in der Filmdokumentation „Dschihad in Europa“ die neue Strategie des sogenannten „Islamischen Staates“, den Krieg nach Europa zu tragen: „Es ist klar, dass der IS Anfang 2015 damit begonnen hat, in Syrien europäische Auslandskämpfer zu Kommandos zusammenzustellen, die dann den Auftrag hatten, nach Europa zurückzukehren, um dort solche Anschläge zu verüben. Deutschland ist absolut ein Ziel des IS, es wird auch genannt. Wir wissen, dass es konkrete Pläne gibt, hier solche Anschläge durchzuführen. Insofern ist Deutschland genauso bedroht wie Belgien, Frankreich und andere europäische Staaten.“

Laut BKA-Chef Münch haben die Sicherheitsbehörden seit „9/11“ bei uns insgesamt elf geplante Terroranschläge vereitelt.


Randnotiz                                  

Filmdokumentation „Dschihad in Europa“. Buch: Susana Santina, Ron Boese, Nicolai Piechota; Kamera: Joachim Giel. Beitrag des Zweiten Deutschen Fernsehens in der Formatreihe ZDFzoom. Sendetermin: Mittwoch, 30. März 2016, ab 22:45 Uhr (Länge 30 Minuten). Unsere Angaben sind ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Fernsehbilder aus Brüssel am 22. März 2016 unmittelbar nach den Terroranschlägen.
(Videostandbild: Propagandafilm IS)

2. Filmemacherin Susana Santina mit dem Politikwissenschaftler und Terrorexperten Peter Neumann.
(Videostandbild: Quelle ZDFzoom/ZDF)

Kleines Beitragsbild: Szene aus einem Propagandastreifen des IS, veröffentlicht unmittelbar nach den Anschlägen von Brüssel.
(Videostandbild: Propagandafilm IS)


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