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Paris/Berlin. Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hatte offenbar genug und zog die Reißleine. Wegen anhaltender Probleme mit dem europäischen Militärtransporter Airbus A400M haben sich die Franzosen mittlerweile für den Kauf von vier zusätzlichen Transportmaschinen eines anderen Typs entschieden und sich bereits an den Airbus-Konkurrenten Lockheed Martin Corporation gewandt. Agenturmeldungen zufolge soll der amerikanische Rüstungskonzern nun ab 2017 an Frankreich vier Transporter C-130J Hercules im Gesamtwert von rund 600 Millionen Euro liefern. Le Drian hatte das Beschaffungsprojekt am 1. Januar publik gemacht und erklärt, so die Verzögerungen bei der A400M-Auslieferung überbrücken zu wollen. Eine ähnliche Entscheidung könnte möglicherweise jetzt auch in Deutschland anstehen.

Wie die Nachrichtenagentur Thomson Reuters am Mittwoch dieser Woche (16. März) berichtete, denkt auch die Führung unserer Luftwaffe laut über die Möglichkeit einer Beschaffung zusätzlicher Flugzeuge als Ergänzung zum Militärtransporter Airbus A400M nach. Reuters beruft sich bei der Meldung auf „Parlaments- und Militärkreise“.

Inspekteur der Luftwaffe bringt auch die C-130J Hercules ins Spiel

Die Nachrichtenagentur will erfahren haben, dass Generalleutnant Karl Müllner, Inspekteur der Teilstreitkraft, auch den Kauf „von Flugzeugen des Typs C-130 Hercules des US-Konzerns Lockheed“ für denkbar hält. Reuters zitiert weiter aus Militärkreisen und schreibt, die Überlegungen drehten sich um die Beschaffung von ungefähr zehn zusätzlichen Flugzeugen. Alle Überlegungen stünden allerdings nicht im Zusammenhang mit den Lieferproblemen beim A400M.

Eine Anfrage des Magazins bundeswehr-journal beim Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe in Berlin ergab die dürre Auskunft, dass die zusätzliche Beschaffung von Militärtransportern lediglich „eine Option“ der Teilstreitkraft darstelle. Auch handele es sich bei dem Hinweis auf die amerikanische C-130 Hercules einzig und allein „um einen Gedanken des Inspekteurs“. Mehr sei zu dem ganzen Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen, erklärte der Vertreter der Luftwaffe.

Kein Zusammenhang mit den Schwierigkeiten beim Airbus-Transporter

Reuters weist in seiner Agenturmeldung darauf hin, dass die „Erwägungen zur Beschaffung weiterer Militärtransporter“ nicht im Zusammenhang mit den „Schwierigkeiten beim A400M“ stünden. Dies sei in Militärkreisen ausdrücklich betont worden, so die Nachrichtenagentur.

Es sei vielmehr festgestellt worden, dass der neue, große Transporter nicht alle Fähigkeiten abdecke, die benötigt würden. Dies gelte etwa für den Bundeswehreinsatz im nordmalischen Gao, berichtet die Agentur. Der Airbus A400M könne auf dem Flugplatz von Gao zwar landen, aber er könne „wegen seines Gewichtes“ nicht die Betriebsflächen jenseits der Start- und Landebahn erreichen.

Die Experten erläuterten dies gegenüber Reuters: „Sollte der Transporter einen Defekt haben, würde er den gesamten Flugplatz blockieren.“ Die Bundeswehr fliege Gao daher von der Hauptstadt Bamako aus mit ihren kleinen Transall-Maschinen an.

Behutsamer beschreibt eine Passage des Beitrags „Lufttransport im Mali-Einsatz: Transall und A400M ergänzen sich“ (erschienen am 16. Februar im Onlineportal der Luftwaffe) das Manko: „Technisch wäre der größere A400M zwar auch in der Lage, Gao direkt anzufliegen. Dennoch hat sich die Bundeswehr im Sinne eines reibungslosen Flugbetriebes in Gao für eine ,Umsteigelösung‘ entschieden. Mangels ausreichend großer Ausweichflächen in Gao könnte der Flughafen während der gesamten Zeit der Abfertigung eines A400M für andere Flugzeuge nicht genutzt werden.“


Zu unserer Bildfolge:
1. Die C-130 Hercules der amerikanischen Lockheed Martin Corporation ist eines der vielseitigsten und am weitesten verbreiteten militärischen Transportflugzeuge. Mit ihren zahlreichen Weiterentwicklungen ist sie nach gut 60 Jahren in Produktion zudem eines der am längsten gebauten Flugzeuge der Welt.
(Foto: EATC)

2. Luftwaffeninspekteur Karl Müllner (rechts) denkt über die Beschaffung zusätzlicher Militärtransporter für die Bundeswehr nach. Die Archivaufnahme vom 11. September 2012 zeigt ihn mit US-General Philip M. Breedlove, Oberkommandeur der NATO, bei der damaligen Internationalen Luft- und Raumfahrtaustellung in Berlin.
(Foto: EUCOM)

3. Blick in das Cockpit einer C-130J der U.S. Air Force. Das Bild wurde am 16. März 2012 auf der Ramstein Air Base gemacht und zeigt die Crew bei Startvorbereitungen. Die C-130J ist die bisher jüngste Weiterentwicklung der C-130 und die einzige Version, die derzeit gebaut wird. Trotz der geringen äußeren Unterschiede zu den bisherigen Modellen ist sie das Ergebnis einer umfassenden Modernisierung, die vor allem das Cockpit und die Triebwerke umfasste.
(Foto: Chris Willis/U.S. Air Force)

Kleines Beitragsbild: Außer bei den US-Streitkräften waren oder sind militärische und zivile Hercules-Versionen in mehr als 80 Staaten im Einsatz.
(Foto: EATC)


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